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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Fanny Fink (Maria Schrader) ist knapp 30 und hat das Single-Dasein satt. Ein Mann muss her. Aufgeschlossen für Okkultes und Übersinnliches freundet sie sich mit ihrem Nachbarn an, einem geheimnisvollen, afrikanischen Voodoo-Zauberer. Dieser prophezeit ihr eines Abends einen gutaussehenden, vermögenden Mann - das Glück scheint perfekt. Doch Fanny erkennt auf ihrem Eroberungsfeldzug, dass Freundschaft und Liebe nichts mit Zauberei zu tun

Kritik

Ich heiße Fanny Fink…Ich glaube, ich kann das gar nicht.“ sagt die Fanny in dem filmeinleitenden Video für Partnersuche. Nicht einmal sich selbst kann sie vorstellen, nicht einmal ein bisschen von ihr erzählen. Warum auch, da gibt es ja eben auch nichts zu erzählen. Fanny ist nicht(s). Sie weiß nur sicher: Es ist wahrscheinlicher von einer Atombombe getroffen zu werden als mit 30 Jahren noch einen Mann zu finden. Statistisch gesehen wird sie jetzt für immer einsam bleiben, da ist sie sicher. Kulturpessimismus, Depression und ausdruckslose Gesichtszüge bestimmen ihr Leben, ihr Sein. Fanny Fink. Ihren Namen weiß sie. Was weiß sie noch? Dass sie das nicht kann. Und damit hört es auf. Sie stellt sich nicht weiter vor, sondern redet einfach und entschuldigt ihr Leben vor sich. Nicht so, als brauche sie Mitleid, sondern so, als habe sie ihren einsamen Tod akzeptiert. Ist doch eh alles egal.

Nach der Wende ist hier alles genauso scheiße wie vorher. Das Auto muss man treten, damit die Tür aufgeht, der beschmierte Fahrstuhl bleibt stecken, die Verrückten machen verrückte Sachen. Irgendwo ist den Deutschen irgendwann die Identität abhanden gekommen. Sie brauchen Nachhilfe, um sich selbst zu beschreiben; sie leben an sich selbst vorbei, weil sie sich selbst nicht im Spiegel erkennen würden. Die logische Konsequenz: Fanny ist sich sicher, dass sie sich auch nicht lieben würde, wäre sie ein Mann. Mit der Weltoffenheit hat es nach der Wiedervereinigung nicht geklappt. Die Liste der Menschen, die man sich als Nachbarn von der Verwaltung verbittet ist länger als die Einkaufsliste für die das Geld gerade so reichen muss. Die Sonne scheint hier niemandem nirgendwo raus - stattdessen geht Fanny zu einem Suizidkurs (Fanny würde auf „selbstbestimmtes Sterben“ bestehen). Der Abschluss besteht aus einer simulierten Beerdigung. Die Menschen lernen mit dem Tod zufriedener zu sein als mit ihrem eigenen Leben.

Der Plattenbau, den Fanny niemals ihr „Zuhause“ nennen würde ist dabei ein rauschendes, zischendes Etwas voller Tierhaare, Krankheiten, Rassismus und Vorurteilen. Die Menschen sind verdammt einsam. Alle. Mehr oder weniger, früher oder später. Es liegt allein an Doris Dörries (Grüße aus Fukushima) Leistung, in dieser Umwelt das Humorvolle zu finden und an Maria Schraders (Vor der Morgenröte) Spiel, an Fannys Kleinod das Sympathische zu finden. Fanny arbeitet als Sicherheitsbeamtin am Flughafen, sie ist die Frau mit dieser Lupe, die so lustig quietscht. Quasi die letzte Instanz, die die Besucher vom Flieger trennt. Hinter ihr gibt’s kein Zurück, sie steht mit dem Rücken an der Wand und mit den Hacken dicht am Abgrund. Erst als sie ihren flamboyanten Nachbarn kennenlernt und von ihm eine Prophezeiung bekommt, bald ihren Traumprinzen zu finden, bewegt sie sich nach vorn. Wie im Märchen soll er sein: Langes, blondes Har, rote Rosen verteilt er, mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Kein Prinz, sondern der neue Hausverwalter, der leidenschaftlich gerne seinen Penis überall hineinsteckt. Die Zeit der Märchen ist vorbei.

Fazit

Mit „Keiner liebt mich“ hat Doris Dörrie einen äußerst interessanten und lebendigen Film geschaffen. Die Regisseurin zaubert durch ihren ganz eigenen Humor ein Werk, das Fanny im Alltäglichen auf eine entlarvende Schiene gibt - das Identifikationspotenzial schießt dabei immens in die Höhe. Durchsetzt mit schrägen Charakteren, lustigen, tragischen und schönen Momenten zeigt Dörrie das Bild einer Frau, der zum 30. Geburtstag vom Tod höchstpersönlich gratuliert wird. Hier beweist Dörrie ihre große Qualität: Wie sie das Fantastische mit dem Humorvollen verbindet und im scheinbar Tragischen findet. Sehenswert.

Kritik: Levin Günther

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