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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Leo Weiß hat ein schweres Leben an seiner Schule. Er ist der Klassenälteste, aber nicht der beliebteste. Leo kämpft mit schlechten Noten und mangelnder Anerkennung. So beschließen seine Eltern ihn auf eine neue Schule zu verlegen, in der Hoffnung auf einen Neuanfang. Dieser erweist sich aber als steinig, denn nur zwei Aussenseiter bieten ihm Anschluss, während er sich Hals über Kopf in die extrem tussige "Perle" verliebt. Als ein bedrohlicher Virus ausbricht, der aus den Schülern fresssüchtige Infizierte macht, ergreift Leo die Initiative und beweist sich als Held. Von nun an startet eine waghalsige Rettungsaktion, in der Leo versucht, die nicht befallenen Schüler zu retten. Und möglicherweise ist es auch nicht für die Infizierten zu spät...

Kritik

Vorweg ein Geständnis:

Der Autor dieser Kritik nutzt YouTube, eigentlich täglich. Dennoch waren ihm die Stars der Szene nicht bekannt. Erst vor kurzem hat er erfahren, wer Dagi Bee ist und von einem Bekannten musste er sich erklären lassen, wer Die Lochis sind und warum es angeblich uncool sein soll, diese gut zu finden. Anders ausgedrückt: Der Rezensent gehört wahrlich nicht zur Zielgruppe des Films und nach der Sichtung von „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ wird er ganz sicher nicht versuchen, an seinem YouTube-Bildungsstand etwas zu ändern.

Sie heißen Freshtorge, Dagi Bee, YTitty, Mr. Trashpack, Die Lochis, Die Außenseiter, Flying Uwe oder Simon Desue und sie sind Stars, YouTube-Stars. Mit ihren Videos erreichen sie ein Millionenpublikum und sind für die einen die Stimme ihrer Generation, für andere nichts weiter als Marketing-Instrumente von großen Firmen, die hinter diesen Namen stehen und mit Werbung und Sponsoring wahrscheinlich mehr verdienen, als wir es erahnen können.

Einer dieser YouTuber, Freshtorge (bürgerlicher Name: Torge Oerlich), hat mit „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ nun den ersten YouTube-Kinofilm realisiert. Eine Produktion, in der Fans der oben genannten Personen (und noch vieler mehr) einiges zu sehen bekommen. Wenn man so will ist „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ das Äquivalent einer US-Filmproduktion, in der halb Hollywood zu sehen ist. Tja, wäre es doch nur so, denn im Gegensatz zu den YouTube-Stars, besitzen die Darsteller aus Hollywood einen immensen Vorteil: Talent.

Talent macht aber nicht nur einen Bogen um die Jungdarsteller, sondern weicht auch der Regie und dem Drehbuch mit wirklich beeindruckender Gründlichkeit aus. Die Vorbilder von Regisseur Michael David Pate sind dabei überdeutlich: Die frühen Werke des Trio Jerry Zucker, David Zucker und Jim Abrahams („Die nackte Kanone“) standen klar Spalier und werden immer mal wieder zitiert, wobei diese Zitate vom angepeilten Zielpublikum wahrscheinlich nicht verstanden werden, womit sich die Frage erlaubt, ob „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ statt zu zitieren nicht vielleicht auch einfach nur sehr kräftig bei besseren Filmen, wie z.B. „Top Secret!“, klaut.

Der Film erweist sich dazu als faul am Zeitgeist entlang produzierter Ulk. Es geht um Zombies, weil Zombies aktuell nun einmal voll im Trend sind. Den Schrecken und die Metaphorik, die die wandelnden Untoten eigentlich mit sich bringen, wird hier natürlich konsequent ausgespart. Überhaupt wird alles was nur annähernd Sinn machen würde der Stinkefinger gezeigt. Meta sollte wohl das Zauberwort lauten, aber die ganzen Anspielungen und auch Gastauftritte von bekannteren Gesichtern, bzw. Stimmen laufen ins totalitäre Nichts, weil keine wirkliche Verkettung zu Stande kommt. Somit bleibt jede Anspielung für sich alleine in der Bedeutungslosigkeit zurück. „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ ist liebloses Flickwerk.

Wenn man bedenkt, dass hier junge Leute einen jungen Film in Eigenregie gemacht haben, ist außerdem umso erstaunlicher wie beschämender, dass der Klamauk unglaublich gestrig ist. Blödelkönig Otto Waalkes, der den Film mitproduzierte, stand eindeutig Pate. Der Ostfriese, der sich spätestens seit Ende der 1990er Jahre erfolgreich gegen jede komödiantische Weiterentwicklung gewehrt hat, bekommt mit „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ einen Film ganz nach seinem Format: Ein äußerlich moderner (Anti-)Spaßfilm, der inhaltlich aber hauptsächlich dem gerontologischen Gagaismus huldigt und gar nicht erst versucht seinen Klamauk mit vitaler Modernität zu versehen.

Mag sein, dass echte Fans der beteiligten YouTube-Stars dies aushalten – vermutlich ist es ihnen sogar schnuppe -, aber wenn man die Möglichkeiten des Films ganz rudimentär herunterbricht, wirkt das Endergebnis umso erschreckender. Denn wenn ein Haufen junger Leute,, die durch YouTube durchaus Erfahrung mit einer Kamera haben und relativ autonom einen Spielfilm inszenieren, solch eine Komödie abliefern, die sich gut und gerne als teutonische Pendant zu den Werken der Spoof-Manufaktur der Herren und bezeichnen kann, bleibt eigentlich nichts weiter übrig, als sich wirklich sorgen um den Nachwuchs zu machen.

Eigentlich kann niemand „zu alt für diesen Scheiß" sein. Wenn müsste es wohl eher „ich bin nicht lobotomiert genug“ heißen. Ist „Kartoffelsalat – Nicht Fragen!“ also wirklich, wie es oft propagiert wurde (mehr dazu hier), der schlechteste Film aller Zeiten? Ganz ehrlich, vermutlich gibt es noch schlimmere cineastische Verbrechen. Ja, wir leben in einer Welt voller Schrecken und Leid.

Fazit

Dass sich die Chaoskomödie unglaublich antiquiert anfühlt - trotz popkultureller Referenzen im Überfluss und quietschiger Digitaloptik -macht einen nicht wirklich wütend, sondern verängstigt viel mehr. Das soll also autarkes, junges, deutsche Kino sein? Wenn ja, dann haben wir echt ein verdammt großes Problem. Denkt denn niemand an die Kinder?!?

Kritik: Sebastian Groß

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