„Nu gnädsche Frau, wir haben heute syrische Arafatchen im Angebot, da hätten wir von gestern griechische Tiefseeschranusen im Weißweinrand, dazu frisch pochierter Anemonendrüsling. Das Ganze auf einem Bett von Zwergrapunzeln. Vorneweg oder hintendrauf empfehlen wir Primköpfsalat mit frischen Kräutern."

In Top Gun: Maverick konnten wir uns alle noch einmal von Val Kilmer verabschieden, der in den letzten Jahre mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hatte. Der Beginn seiner Karriere war aber nicht Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel oder das Fantasy-Abenteuer Willow, sondern Top Secret!. Der Kinofilme des Regie-Trios ZAZ (David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker), den sie vier Jahre nach ihrem Überraschungserfolg Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug realisierten. War dieser eine Parodie auf luftige Katastrophenfilme wie Airport, versteht sich Top Secret! als Verballhornung von klassischen Spionage- und Agentengeschichten. Im Zentrum steht der US-Rockstar Nick Rivers (Kilmer), der während seiner Tour in der DDR zum Spielball zwischen bösem Staat und guten Milizen wird. Klingt auf dem Papier ja noch einigermaßen gewöhnlich, ist aber eigentlich reiner komödiantischer Wahnsinn. Ein wunderbarer Spoof-Movie, der gewiss nicht den Bekanntheitsgrad anderer Filme von ZAZ hat, aber in Sachen Gag- und Detaildichte problemlos mit Die nackte Kanone mithalten kann.

"Das muss man den Jungs lassen, sie bauen tolle Autos."

Politisch ist das hin und wieder ziemlich unkorrekt, allerdings wird dabei oft außer Acht gelassen, dass hier wirklich auf alles und jeden mit Pointen gefeuert wird. Vom erregten Balletttheater, über teutonische Befindlichkeiten bis zu den Beach Boys. Niemand wird verschont. Dabei rangieren die Witze zwischen clever und so saublöd, dass man darüber lachen muss, dass man es komisch findet, wenn etwa Nick Rivers Fluchtversuch aus einer Gefängniszelle anders abläuft, wie erwartet, oder ein Wissenschaftler (Michael Gough, der beste Alfred Pennyworth-Darsteller überhaupt) geniale Ideen hat, um an Salz oder U-Boote zu kommen.

"Hör zu! Ich bin nicht der erste Mann, der sich in ein Mädchen verliebt hat, das er in ein Restaurant kennengelernt hat, und das sich dann als Tochter eines entführten Wissenschaftlers erweist und plötzlich ihre große Jugendliebe wiederfindet, den sie zuletzt auf einer einsamen Insel gesehen hat, und der sich später als Anführer einer Revoluzzertruppe vorstellt!"

Früher galt Top Secret! immer als eine Art von Geheimtipp. Fans hatte er schon immer, darunter auch Musiker 'Weird Al' Yankovic. Mittlerweile, in den Zeiten, in denen gute oder zumindest brauchbare Spoof-Filme eine Rarität geworden sind, dürfte sich die Agenten-Verarsche aber einen weitreichenden Ruf aufgebaut habe. Zu Recht. Das Werk gehört zur komödiantischen Spitze seiner Dekade. Eine schier unerschöpfliche Quelle von kleinen und größeren Humorkanonaden, deren Nacherzählung alleine schon ganze Abende füllen kann. Klar, wer mit dem Humor von ZAZ nichts anfangen kann, für den oder die dürften die 90 Minuten lange Spielzeit eine Tortur sein. Wer hingegen – warum auch immer – ein Faible für Parodien hat und diesen Film noch nicht kennt, muss ihn einfach sehen. Selbst fast 40 Jahre nach seiner Premiere und mit den ganzen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, ist seine Trefferquote noch verdammt hoch.