{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Watchever

Inhalt

'Kalifornia' ist ein Roadmovie der mörderischen Art: Der Journalist Brian Kessler (David Duchovny) und seine Geliebte, die Fotografin Carrie (Michelle Forbes), planen einen Artikel über Massenmörder. Sie reisen quer durch die USA, um dort zu recherchieren, wo die Verbrecher ihr Unwesen trieben. Da sie knapp bei Kasse sind, nehmen sie den ziemlich heruntergekommenen Early Grace (Brad Pitt) und seine Freundin Adele (Juliette Lewis) mit. Während der Fahrt wird das Benehmen von Early immer unberechenbarer, so dass Brian und Carrie die Angst beschleicht, vielleicht einen echten Serienkiller im Auto zu haben...
  • N68uwkqln20pvvgbxtykgqlon66
  • Dprtlloftvpcdklpcywi58xuztl
  • 3lpovpirrf0sgxhohdwx5quqzvq
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seinerzeit war Kalifornia ein waschechter Flop. Von der Kritik weitestgehend gescholten und vom Publikum verschmäht spielte der Film nicht mal ein Drittel seines mit 9 Millionen US-Dollar auch nicht gerade gigantischen Budgets ein. Wie so häufig erlangt er über den Umweg des VHS-Marktes mehr oder weniger postum doch noch einen gewissen Ruhm und war für seine Hauptdarsteller rückwirkend ein enorm wichtiger Schritt auf der Karriereleiter. Für Brad Pitt (Once Upon a Time…in Hollywood) stellte es nach Aus der Mitte entspringt ein Fluss seine zweite, große Hauptrolle und gleichzeitig der Beweis für seine Vielschichtigkeit dar. Hier war er nicht der sensible Beau mit dem Engelsgesicht, sondern ein ranziger Psychopath, den man beinah glaubt riechen zu können. David Duchovny sollte erst ein paar Jahre später durch Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI der ganz große Durchbruch gelingen, bis dato blieb dies hier allerdings seine wichtigste Rolle. Juliette Lewis hatte schon bei Kap der Angst ihr hohes Potential unter Beweis gestellt, vermutlich war es aber ihre Performance in Kalifornia, die sie in den 90ern zu einem der gefragtesten, weiblichen Talente in Hollywood werden ließ. Michelle Forbes (Flucht aus L.A.) blieb die ganz große Kinokarriere verwehrt, dafür wurde sie ein oft gebuchtes Gesicht in etlichen TV-Produktionen.

Das Release gestaltete sich gelinde gesagt auch sehr unglücklich. Die Postproduktion dauerte für so einen relativ kleinen Film verhältnismäßig lange, da ihm das R-Rating verwehrt blieb. Dies war natürlich nicht im Interesse des Studios und so musste einiges umgeschnitten und nachgebessert werden. Ein stark entschärftes Produkt kam letztendlich in die Kinos und dort nicht sonderlich gut an. Für den Heimkinomarkt wurde die ursprüngliche Fassung verwendet, die bis heute Bestand hat. Auch diese muss sich immer noch kritische Fragen gefallen lassen, denn vom reinen Ablauf ist dieses Serienkiller-Roadmovie weder überraschend, noch sonderlich innovativ. Dazu von dem vorher ausschließlich als Musik-Video-Regisseur tätigen Dominic Sena (Nur noch 60 Sekunden) in der dazugehörigen, ästhetisierten Optik eingefangen, die den Film auf den ersten Blick vermutlich oberflächlich erscheinen lassen mag.

Dabei bietet Kalifornia weit mehr als sein glänzendes Äußeres, ein paar Gewaltspitzen und abgedroschene White-Trash-Klischees. Der Plot lebt und funktioniert nicht durch seine kreativen Ereignisketten oder Überraschungen. Diese werden schon allein dadurch ausgebremst, als das der Zuschauer über Early Grace (Brad Pitt) und dessen geistige wie moralische Verwahrlosung von Anfang an nahezu komplett im Bilde ist. Er nimmt ihn als tickende Zeitbombe war, bei dem nicht die Frage ist ob sie detoniert, sondern nur wann und in welchem Ausmaße. Interessant dabei ist die Konstellation der Charaktere und ihre zahlreichen Gegensätze wie paradoxen Gemeinsamkeiten. Da ist das gebildete, kultivierte Pärchen mit hohen Ambitionen an Leben und Karriere, dass sich aber im Moment noch nicht die Fahrt nach Kalifornien leisten kann und deshalb ein – in ihren Augen – lumpiges Gesindel mit an Bord holt. Early Grace und Adele sind auf den ersten Blick ein Albtraum. Er ein versoffener, ungewaschener Trailer-Park-Boy, sie ein infantiles, nah an der Grenze zur geistigen Behinderung schwankende Mädchen, die ihrem abgewrackten Märchenprinzen zu Willen ist. Spiegelreflexkamera trifft aus rosa Wegwerfmodell von der Tanke. Die Ironie dabei ist, das Brian auf der Reise Material für sein Buch über Serienmörder sammeln will und nicht ahnt, dass er ein wahres Prachtexemplar neben sich sitzen hat.

Während er den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, droht sich Brian fast versehentlich mit Early Grace anzufreunden. Er versuchte eh die ganze Zeit, keine Vorurteile gegen ihn zu hegen und mehr und mehr fasziniert ihn diese ungehobelte, primitive, aber starke und auf seine Weise unabhängige Gestalt. Auch weil er etwas widerzuspiegeln scheint, was Brian insgeheim immer vermisst hat in seinem geordneten, braven Leben. Gleichzeitig entwickelt sich bei seiner Freundin Carrie ein Beschützerinstinkt für die naive Adele, die nicht nur generell vom Leben komplett überfordert ist, sondern gerade im Bezug auf Early die Realität bewusst ignoriert. Seine nicht zu leugnenden Taten werden relativiert, alles Mutmaßliche wie Offensichtliche kategorisch abgestritten. Wie ein kleines Kind, das meint durch Ohren- und Augenzuhalten nicht mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert zu werden. Diese Entwicklung, dieser zwischenmenschliche Prozess ist es, der die Reise in das gelobte Land erst in einen wirklich abgründigen und effektiven Ritt verwandelt. Das Publikum sieht es exakt so kommen, kann aber nicht eingreifen. Kalifornia versteckt sich nicht hinter seinen visuellen Präsenz, sondern liefert tatsächlich einen gut durchdachten Thriller ab, der dank seiner starken Figuren heraussticht. Und seinen psychopathischen Killer niemals verklärend idealisiert oder in Schutz nimmt, ohne nicht in klitzekleinen Momenten zumindest einen Hauch von Ambivalenz anzusiedeln. Veredelt durch die exzellenten Leistungen der Darsteller, speziell von dem im köpersprachlichen Gesamtbild beeindruckenden Brad Pitt und einer mittleiderregend-hervorragenden Juliette Lewis.

Fazit

Ein düsteres Roadmovie. Atmosphärisch kompakt, stark bebildert und hervorragend gespielt. Seine Spannung bezieht der Film nicht durch Unvorhersehbarkeiten, sondern gerade durch sein lineares Zusteuern auf die unvermeidliche Eskalation, die durch sein interessantes Figurenkonstrukt erst zur vollen Entfaltung kommen kann.

Kritik: Jacko Kunze

Wird geladen...

×