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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In Tucson, Arizona, und Umgebung geht ein brutaler Frauenmörder um, der einzige Anhaltspunkt der Polizei sind die Reifenspuren. Kommissar Mendoza verdächtigt den Hi-Fi-Anlagen Techniker Paul White. Soll dieser glückliche Familienvater etwa ein Frauenmörder sein? Als Pauls Ehefrau Joan durch Zufall dahinterkommt, dass ihr Mann die Frauen wie im Wahn zerstückelt und danach mit den Leichenteilen ein perverses indianisches Ritual zelebriert hat, kommt es zur Katastrophe ...

Kritik

Wenn man an Cannon denkt, dann assoziiert man mit dieser Ende der 1980er Jahre Bankrott gegangenen Produktionsgesellschaft zuvorderst Namen wie Charles Bronson (Death Wish II – Der Mann ohne Gnade), Chuck Norris (Missing in Action) oder Michael Dudikoff(American Fighter). Cannon Films allerdings zeichnet gerade in der Nachbetrachtung durch eine überraschende Vielfältigkeit aus. Neben der obligatorischen Haudrauf-Kolportage nämlich ließen sich hier auch zeitlose Perlen wie Express in die Hölle, Verfluchtes Amsterdam, Ein Schrei in der Dunkelheit, Barfly oder eben der inzwischen nahezu in Vergessenheit geratene Das Auge des Killers von Donald Cammell (Wild Side). Ein gerade für seine Entstehungszeit vollkommen untypischer Serienkillerfilm, der sich nicht an die klassischen Gesetze des Spannungskinos halten möchte und dadurch eine ganz eigenes Klima der Bedrohung gewinnt.

Dass Donald Cammell ein (im wahrsten Sinne des Worte) Vollblutkünstler ist, lässt sich wohl überdeutlich an dem Umstand seines Todes festhalten: Nachdem ihm die finale Schnittfassung von Wild Side verweigert wurde, suizidierte er sich mit einem Schrotflintenschuss in den Kopf und beobachtete sich dabei in einem Spiegel beim Sterben. In cineastischen Fachkreisen gilt Donald Cammell tatsächlich als verkannter Visionär, was nicht zuletzt auf der Tatsache beruht, dass Cammell sich auch für den 1968 entstandenen Performance verantwortlich zeigt, den er zusammen mit Meisterregisseur Nicolas Roeg (Wenn die Gondeln Trauer tragen) verwirklichte. Man merkt Das Auge des Killers dementsprechend durchaus an, bei welchem Filmemacher sich Cammell einst seine Sporen verdienen durfte, ohne den Fehler zu begehen, sich sklavisch an die inszenatorische Methodik eines Nicolas Roeg zu binden.

Vielmehr bekommt man es bei Das Auge des Killers mit einer Southwest-Giallo-Variation von Michael Manns Blutmond - Roter Drache zu tun, der sein Serienkiller-Motiv durch das stilistische Prisma eines Nicolas Roeg betrachtet. Im Vordergrund steht dabei nicht das grausame Handeln des Mörders, sondern erst einmal das Eindringen und die Offenlegung jener perversen Vertrautheit, die dem Fundament der amerikanischen Kernfamilie eingemeißelt scheint. Donald Cammell arbeitet dabei mit einer bisweilen avantgardistischen Audiovisualität, die klassische Musik, elaborierte Kamerafahrten und sich immer wiederholende Makroaufnahmen vom menschlichen wie tierischen Sehorgan kombiniert. Dadurch erlangt Das Auge des Killers trotz seiner ausgeprägt künstlerischen Stilistik etwas ungemein Physisches. Das Mythische entwächst quasi der hier ausgelebten Detailversessenheit und kulminiert schließlich in der Umkehrung der Gründungsmythologie. Was Das Auge des Killers beschreibt, ist der amerikanische Alptraum.

Fazit

Mit "Das Auge des Killers" ist Donald Cammell eine in Vergessenheit geratene Perle des 1980er Jahre Kinos gelungen. Entgegen der Gesetze des klassischen Spannungskinos erzählt und inszeniert, folgt Donald Cammell einem ungemein künstlerischen Ansatz, der "Das Auge des Killers" zu einer Mischung aus avantgardistischem Südwesten-Giallo, Nicolas Roeg und Michael Manns "Manhunter" erhebt. In der ausgesprochenen Detailversessenheit, die Donald Cammell hier auslebt, steckt ein mythischer Überbau, der letztlich eine Sache sehr präzise beschreibt: Den amerikanischen Alptraum auf zwei Beinen.

Kritik: Pascal Reis

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