Inhalt
Nachdem seine Verlobung abrupt endet, fahren Joshy und seine Freunde nach Ojai, Kalifornien, wo sie eigentlich Junggesellenabschied feiern wollten. Um Joshy über die jüngsten Ereignisse hinwegzuhelfen, verwandeln die Jungs den Kurztrip in ein rauschendes Wochenende voller Drogen, Alkohol, Ausschweifungen und Whirlpools.
Kritik
Wenn man auf die Devise Wert legt, dass ein Film im besten Fall mit einem Knall beginnt, dann ist Joshy - Ein voll geiles Wochenende geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie man sein Publikum von einem Moment auf den anderen regelrecht in Schockstarre versetzt. Für Hauptfigur Josh, der an seinem Geburtstag nach einem normalen Arbeitstag zu seiner Verlobten Rachel nach Hause kommt, nimmt der geplante Rest des Abends ein tragisches Ende. Nachdem Rachel ihn dazu überredet hat, für beide zu kochen anstatt Essen zu gehen, kehrt Josh nach einer Trainingseinheit im Fitnessstudio in die gemeinsame Wohnung zurück, nur um seine Verlobte aufzufinden, die sich durch einen seiner Gürtel zu Tode stranguliert hat.
Die vorangegangene Leichtigkeit sowie unscheinbare Idylle zwischen dem Paar, die Regisseur und Drehbuchautor Jeff Baena (Life After Beth) in den ersten Szenen seines Films entwickelt, weicht urplötzlich erschütternder Tragik und lässt den Tonfall abrupt kippen. Joshs geplanter Junggesellenabschied, den er mit seinen Freunden über ein Wochenende hinweg in einem gemieteten Haus verbringen wollte, wird anschließend zum Zentrum der fortlaufenden Handlung, da Josh die vorab gezahlte Kaution nicht zurückerstattet bekommt und das Wochenende wie geplant durchziehen will.
Die Zusammenkunft der befreundeten Gruppe sowie einigen ungeplanten Gästen verkommt zugleich zu einer Abfolge von Ereignissen, die zwischen erzwungenem Spaß und dem unangenehmen Elefanten im Raum, den keiner von ihnen wirklich adressieren will, pendeln. Bereits den schlichten Originaltitel von Baenas Film, der lediglich aus Joshs Spitznamen besteht, könnte man als charakteristischen Wegpfeiler für die gesamte Handlung deuten. Für seine Freunde ist Josh an diesem Wochenende nichts weiter als Joshy, ein guter Kumpel, den sie um sich haben wollen, ohne jemals auf den Gemütszustand des Menschen, der seine Verlobte vier Monate zuvor durch Suizid verlor, einzugehen.
Mit dem Auftakt des Films hat der Regisseur hingegen ein dramatisches Erlebnis erzeugt, an dessen Intensität er im weiteren Verlauf des Films nur noch einmal anknüpfen kann. Obgleich sich Joshy - Ein voll geiles Wochenende auch durch den Ansatz des improvisierten Drehens, welcher tief mit der Mumblecore-Bewegung verwurzelt ist, der auch viele Schauspieler dieses Films entstammen, weiterhin eine gewisse Authentizität bewahrt, wirkt der Streifen die meiste Zeit schlicht zu halbherzig.
Indem Baena Schauspieler wie Thomas Middleditch (Silicon Valley), Adam Pally (Search Party), Nick Kroll (Männertrip), Alex Ross Perry (The Color Wheel) oder Joe Swanberg (Silver Bullets) besetzt hat, die mitunter selbst namhafte Regisseure sind und sich auch hinter der Kamera bestens verstehen dürften, wirkt der Film oftmals zu sehr wie ein ausgelassenes Treffen unter realen Freunden. Das Unterdrücken von Gefühlen, das Runterspielen von Gefühlen sowie die Vermeidung von Aussprachen ist dabei ganz klar Teil des inhaltlichen Konzepts, doch zu oft ergeht sich der Film dabei in oberflächlicher Bespaßung und reißt Nebenhandlungsstränge an, die interessantes Potential besitzen, nur um gegen Ende unfertig fallen gelassen zu werden.
Joshy - Ein voll geiles Wochenende hinterlässt somit final den Eindruck eines überlangen TV-Piloten. Gespickt mit interessanten, charismatischen Figuren, über die man im weiteren Verlauf der geplanten Serie mehr erfahren möchte, einer dramatischen Ausgangslage, die Stoff für intensive Auseinandersetzungen bietet sowie einem schmalen Grat zwischen seichten Gags, bitteren Pointen und tragischen Untertönen erreicht Baenas Werk allerdings den Abspann, wo es gerade erst losgehen könnte.
Fazit
Als ungelenke Mischung zwischen Komödie und Drama bedient Jeff Baenas „Joshy - Ein voll geiles Wochenende“ beide Genres zu oberflächlich. Trotz des überwiegend improvisierten Drehstils, mit dem der Regisseur viel natürliche Chemie zwischen den passend gewählten Darstellern aufkommen lässt, und einem nahezu schockierenden Auftakt verliert sich der Streifen irgendwann in Oberflächlichkeiten und ungenutztem Potential.
Autor: Patrick Reinbott