6.5

MB-Kritik

James Bond 007 - Man lebt nur zweimal 1967

Action, Adventure, Crime, Thriller – UK

6.5

Sean Connery
Akiko Wakabayashi
Mie Hama
Tetsuro Tamba
Teru Shimada
Karin Dor
Donald Pleasence
Bernard Lee
Lois Maxwell
Desmond Llewelyn
Charles Gray
Tsai Chin
Peter Fanene Maivia
Burt Kwouk
Michael Chow
Ronald Rich

Inhalt

Und munter weiter ging es mit der Filmreihe, in der James Bond quasi als Aushängeschild des smarten Weltenretters Kriege verhinderte. Nun aber wurde es wahrhaft exotisch, und so findet sich 007 im fernen Japan wieder, wo die Reihe nicht nur ihren ersten großen Kulturschock erlebte, sondern auch böse Absichten wirre Formen annahmen. So verlagerte sich das thematisierte Schlüsselerlebnis trendkonform ins All, mit einem Humor, der nicht nur den Helden selbst als wahren Zyniker auswies.

Kritik

Nachdem eine US-amerikanische Raumkapsel im Erdorbit gekapert worden ist, wird James Bonds (Sean Connery) Tod inszeniert, um ihn ungehindert ermitteln lassen zu können. Während sich die beiden Supermächte über den eisernen Vorhang die Schuld zuschieben, wird als Ursprung für den Übergriff Japan vermutet. Dort angekommen, tut sich 007 mit dem japanischen Geheimdienst zusammen, um die wachsende Bedrohung eines Krieges zu verhindern.

Es klingt seltsam, schmeckt seltsam und ist auch seltsam. Da verschluckt ein unbekanntes Raumschiff mit ausklappenden Kiefern eine Raumkapsel, um den Krieg zwischen den USA und der UdSSR zu fördern, aber schon damals für laute Lacher gesorgt haben dürfte. Hanebüchene Einfälle könnte man schon den Vorgängern zuschreiben, aber dies schoss wahrlich den Vogel an Blödheit ab. So doof sich die Handlung auch anhören mochte und erst recht heute mag, so unterhaltsam wurde die Linie auch in anderen Erzählsträngen konsequent weitergeführt. So zieht sich das, was sich die Reihe so mühsam zusammengereimt hat, locker durch den Film und wird zu Höhepunkten aufgebauscht, dass es die wahre Freude ist. Neben abgedrehten Gadgets wie Little Nellie (die ihren Namen auch verdient hat) rätselt sich der Geheimdienst immer schön straight durch die Brotkrumen, die das Drehbuch abgelegt hat. Da wird nicht nach Sinn und Verstand gefragt, da wird einfach unbeirrt weitergemacht.

Das stellt sich dadurch dar, dass man eine Raketenabschussbasis in einem Vulkan versteckt, inklusive Metallabdeckung und Selbstschussanlagen. Zigaretten sind ja schon von sich aus tödlich, aber mit Miniraketen darin lebt man eben länger. Die Albernheiten werden nicht nur durch ihr blankes Dasein als solche akzeptiert, sondern auch durch die Inszenierungen, die mehr der Komik frönen als sich irgendwie selbst ernst zu nehmen. Man kann auch wirklich froh sein, dass Bond Nummer 5 die Ernsthaftigkeit der Vorgänger weitestgehend abgelegt hat und den reinen Schaufaktor in den Mittelpunkt stellt. So bleibt eine gewisse Zugänglichkeit erhalten, die zwar jedem Reiskornsortierer das Lächeln aus dem Gesicht nimmt, aber als pures Unterhaltungskino verstanden werden will. Das schafft der Film auch sehr leicht. Die Story schwingt sich schnell von Ort zu Ort, bringt die wichtigsten Einzelheiten schnell zusammen und überrascht letztlich doch noch mit irren Einfällen.

Wenig überraschend, aber ebenso leichtfüßig, geht das Drehbuch mit seinen Figuren um und stellt ihnen auch nur das nötigste zur Seite. Geheimdienstchef Tanaka (Tetsurô Tanba) und sein Gefolge bleiben regelmäßig blass, und Bond geht tatsächlich als Fremdkörper in der exotischen Kultur durch. Der Culture Clash macht auch regelmäßig Spaß, was unser Spionageheld in seiner gewohnten Art kommentiert. So geht er vielleicht eher als Japaner durch, wenn er wohltemperierten Saki zu schätzen weiß, aber lieber Vögel unter seinem Hemd nisten lässt als sich einer Enthaarung zu unterziehen. Dafür hat auch Sean Connery selbst alle Register gezogen, dem noch sarkastischeren Bond als sonst den passenden Anstrich zu verpassen, weiterführend gibt sich jede Besetzung größte Mühe, dem Film in seiner Ausrichtung gerecht zu werden. Die Selbstironie macht auch bei fast jedem Schauspieler nicht halt, abgesehen von den Schurkenrollen, die wirklich finster dreinblicken und sogar Blofeld selbst mit Donald Pleasence ein Gesicht geben.

Fazit

Es schien wohl die Absicht der Produzenten gewesen zu sein, die Reihe mal in die Absurdität zu führen. Kaum gehen gewisse Ereignisse hoch hinaus ins All, schon zeigt die Reihe, wie man Grenzen mal locker überschreiten kann. Ungeachtet dieser Hirnwirrungen und bei eventueller filmischer Offenheit ist „Man lebt nur zweimal“ sogar ein besserer Vertreter seiner Art geworden, der das Wort Kult ordentlich zementiert hatte. Realismusfans sollten jedoch ganz die Finger weglassen, da rein gar nichts nachvollziehbar erscheint und sich der Streifen nicht mal selbst wirklich ernst nimmt.

Autor: Sascha Wuttke
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