Drei Geschichten von Unterdrückung, Krieg und Verfolgung verschmelzen zu einer visuellen Kontemplation über sich wiederholendes historisches Unrecht.
Kritik
Drei Kinder aus bäuerlichen Verhältnissen: Zelinda, Assunat und Icaro. Drei Jahre geprägt von Krieg und Terror: 1918, 1943 und 1978. Drei schwarz-weiße Szenarien, unvermittelt durchbrochen von leuchtenden Farbflecken wie den flüchtigen Momenten des Glücks in einer unbarmherzigen Welt und wie das abrupte Hereinbrechen äußerer Gewalt in eine bis dahin friedliche Existenz. Dass die jungen Schicksale, die Simone Massi in von Radierung und Holzschnitten inspirierten Bilderbögen heraufbeschwört, sind weniger individuelle als universale Beispiele früh zerstörter Biografien.
Deren Austauschbarkeit wird unweigerlich Teil der schemenhaften Symbolik der ineinander übergehenden und auseinander hervorgehenden Animationen. Deren Technik ist unendlich faszinierender als die durch sie transportierten Axiome von Leid, Kummer und Angst, die auf jeder der drei untrennbar verflochtenen Zeitebenen die Unschuldigen und Unbeteiligten am härtesten treffen. So wie im historischen Kontext ein Krieg die historische Grundlage für den Ausbruch eines neuen Krieges legt, wachsen auf der Leinwand die Konturen einer Szene aus denen der vorherigen.
Es ist ein hypnotischer Prozess, der sich beständig wiederholt, bis der Triptychon von der Geschichte niedergemähter Leben sich selbst zu überzeichnend beginnt - sinnbildlich und optisch. Das desillusionierte Debüt des seinen distinktiven Stil bereits in mehreren Kurzfilmen verfeindenden Regisseurs scheitert auf künstlerisch hohem Niveau letztlich an der bedrückenden Bekanntheit seiner Botschaft. Die Vermischung der Lebenswelten der kindlichen Charaktere macht diese zunehmend zu eben jener anonymen Masse, die sie in den Augen der ebenfalls vereinheitlichten Täter sind.
Fazit
Visuell faszinierend Innovation, inhaltlich jedoch ernüchternd konventionell, zeigt Simone Massis erster Langfilm sowohl das Potenzial seines zeichnerischen Stils als auch dessen Grenzen. Die Motive, die durch ihre Übertragung in eine an folkloristische Ornamente und mittelalterliche Holzschnitte erinnernde Schwarz-Weiß-Welt eine antiquarische Aura erhalten, wirken ebenso vertraut wie die an sentimentale Stereotypen grenzenden Protagonisten. Deren Persönlichkeit und Psychologie ist nachrangig in einer Inszenierung, deren kalkulierter Einsatz zeitloser Politthemen wie Nationalismus, Traditionalismus und Faschismus die ästhetischen Ambitionen untergräbt.
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