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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein deutsches Dokumentarfilmprojekt im Nordosten der Türkei. Simone ist am Schicksal Hatices interessiert, deren Sohn vor einem Vierteljahrhundert entführt wurde. Erzählen gegen das Vergessen, Rituale gegen das Verschwinden. Das Leben der Kurden – im toten Winkel – ist von Gewalt und vom Widerstand gegen ein Dasein in Ungewissheit geprägt. Sonderbare Zwischenfälle überschatten schon bald auch die Dreharbeiten.

Kritik

Trauma und Terror transzendieren Plot und Psychologie Ayse Polats (Tatort: Masken) metaphorischen Mystery-Thrillers, dessen subtilen Schrecken ein übersteigender historischer Horror nährt. Die Geister der Vergangenheit manifestieren sich in dem geschickten Genre-Bender nicht allein in der realen Repression politisch verfolgter Gruppen, sondern einer wortwörtlich gespenstischen Gewalt. Diese frisst sich in Privatleben und Psyche der Täter, die ihrerseits Erben einer spirituell stigmatisierenden Schuld sind. Generationsübergreifendes Grauen lauert knapp außerhalb des scheindokumentarischen Sichtfelds, dessen inhärente Beschränkung die historiographische Auslöschung markiert. 

Stilmittel, Symbolik und Subtext beginnen in der ausgeklügelten Inszenierung getrennt ihre Entwicklung und nähern sich einander beständig, um sich in einem verstörenden Schlussakkord zu treffen. Gleichsam verdichten drei korrespondierende Kapitel eine Handlung, die bis zuletzt offen bleibt. Wie die seelischen Wunden der Verwandten vom türkischen Geheimdienst ermordeter Kurden. Über sie dreht Dokumentarfilmerin Simone (Katja Bürkle) eine Reportage, in deren mörderische Materie ihre junge Übersetzerin Leyla (Aybi Era, Matze, Kebab & Sauerkraut) und deren Babysitter-Kind Melek (Çağla Yurga) verfangen sind.

Das kleine Mädchen zeigt beunruhigende Verhaltensweisen und spricht mit einem unsichtbaren Begleiter. Der verrät ihr nicht nur die Untaten ihres psychisch labilen Vaters Zafer (Ahmet Varlı), der seine Geheimpolizei-Kollegen mit wachsender Panik beobachtet, ohne zu ahnen, dass gleichzeitig er überwacht wird. An Found Footage erinnernde Aufnahmen kreieren zwischen Dokumentation, Observation und Introspektion eine unheilvolle Atmosphäre psychosozialer Paranoia. Die Vergangenheit verfolgt hier nicht die Täter, sondern deren Kinder, deren anklagendem Blick sie anklagt und verurteilt.

Fazit

Handy-Videos, Dokumentarfilm-Material und Überwachungskamera-Aufnahmen spannen ein Netz überlagernder Blickpunkte, denen das Essenzielle dennoch entgeht. Jene titelgebende Leerstelle ist in Ayse Polats paranormalen Psychothriller zugleich Synonym individueller Verleugnung historischer Verbrechen und Verweis auf kollektive Verdrängung. Fehlende Aufarbeitung und Rechenschaft manifestieren sich als Gespenster einer Geschichte, die vor der nächsten Generation keinen Halt macht. Diesige, klamme Bilder und eine exzellente Kinderdarstellerin schaffen eine spukhafte Scheinwirklichkeit, in der die eigene Wahrnehmung so unzuverlässig ist wie die Neutralität staatlicher Institutionen.

Kritik: Lida Bach

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