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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Für ein bahnbrechendes Experiment benötigt der greise Hypnotiseur Monserrat einen Freiwilligen. Diesen findet er in dem jungen Mike, der gar nicht ahnt worauf er sich dabei einlässt. Fortan können Monserrat und seine Frau Estelle nicht nur alle seine Empfindungen am eigenen Leib miterleben, sie können ihn sogar dank Gedankenmanipulation mehr oder weniger fernsteuern. Während Monserrat dies nur als Probelauf sieht und seine Forschungen zum Wohle der Menschheit einsetzen will, verfällt Estelle immer mehr der Macht über den ahnungslosen Mike.

Kritik

Mit nur drei Spielfilmen gelang es dem jungen Briten Michael Reeves zur Kultfigur des europäischen Horrorkinos zu werden. Für die Bezeichnung „Hoffnungsträger“ blieb dieses Zeitfenster tragischerweise zu kurz, denn nur kurz nach der Fertigstellung seines größten Erfolges Der Hexenjäger verstarb er im Alter von gerade einmal 25 Jahren an einer Überdosis Medikamente, die er gegen seine einer Depression geschuldeten Schlaflosigkeit schluckte. Im Banne des Dr. Monserrat (OT: The Sorcerers) war nach dem in Italien gedrehten The She Beast mit Barbara Steele (Die Stunde wenn Dracula kommt) seine zweite Regiearbeit und abermals konnte er in der Hauptrolle auf eine wahre Ikone des Genres zurückgreifen. Diesmal sogar auf eine lebende Legende. Niemand geringeres als Boris Karloff (Frankenstein) sagte für die bescheidene Gage von 11.000 Pfund zu und im Gegensatz zu so manch anderen Altstars im Rentenaufbesserungsmodus war dieser immer leidenschaftlicher Vollblutdarsteller mit Leib und Seele, für den es keinen Unterschied machte, in was für einer Preisklasse er antrat.

Karloff, zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich schon schwer angeschlagen und in der Realität überwiegend auf den Rollstuhl angewiesen (worauf er hier vor der Kamera verzichtete), ist in der Rolle des Marcus Monserrat zu sehen. Ein in die Jahre gekommener Therapeut mit dem Fachgebiet Hypnose, der gemeinsam mit seiner Frau Estelle (Catherine Lacey, Eine Dame verschwindet) in einer kleinen Wohnung in London an der Grenze zur Altersarmut haust. Die Patienten bleiben aus, aber als Kriegsgeneration sind die Beiden ohnehin Kummer und Verzicht gewohnt. Nun steht Marcus jedoch vor dem ganz großen, wissenschaftlichen Durchbruch. Lediglich ein Versuch am lebenden Objekt muss noch her. Aus diesem Grunde gabelt er auf der Straße den jungen Mike (Ian Ogilvy, Der Tod steht ihr gut) auf, der gerade aus einem Club getorkelt kommt und etwas Stress mit seinem besten Kumpel und seinem Love-Interest hat. Monserrat überzeugt ihn, an seinem Experiment teilzunehmen, was dieser in seinem Zustand gar nicht weiter hinterfragt. Es gelingt und in der Folge besitzen sowohl Monserrat als auch Estelle eine direkte Verbindung zu Mike. Sie können nicht nur all seine Emotionen am eigenen Leib erfahren, sie können sogar direkt seinen Verstand und damit sein Verhalten beeinflussen. Während er gar keine Erinnerungen an den Vorfall hat und als unwissende Marionette fortan am Faden hängt.

Die Prämisse von Im Banne des Dr. Monserrat hört sich im ersten Moment nicht sonderlich spektakulär an, tatsächlich gelingt Michael Reeves jedoch einer der progressivsten und interessantesten Sci-Fi-Horrorfilme seiner Zeit. War das Genre damals überwiegend noch stoisch an klassischen Gruselmotiven behaftet und hatte sich damit schon langsam in eine Sackgasse manövriert, transportiert er eine im Kern ja auch nicht ganz neue Idee in das aktuelle London der Swinging Sixtees. Gibt ihm damit einen ganz eigenen, ungewohnt modernen Anstrich, der im Subtext wahnsinnig viel miteinbringt und den eigentlichen Horroraspekt zwischenzeitlich fast nebensächlich gestaltet. Vielmehr wird der innerfamiliäre und nicht zuletzt ein Sozial- bzw. Generationskonflikt thematisiert, wenn die verbitterte Ehegattin des an sich gar nicht mal bösen – lediglich verzweifelten und viel zu naiven – Dr. Monserrat in dem Machtmissbrauch eine Art Ausgleich und verspätete Wiedergutmachung für all die Jahre der Entbehrung sieht. Und es sich hinter der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und dem Nachholen verpasster Erfahrungen eigentlich unterbewusst um einen rachsüchtigen Vergeltungsschlag gegen die unbedarft-leichtlebige Jugend dreht, der im Gegensatz zu ihnen scheinbar alle Türen offenstehen.

Im Prinzip kann Im Banne des Dr. Monserrat als eine Art geistiger Vorreiter von Jordan Peele’s Get Out betrachtet werden, aber auch zahlreiche andere Werke scheinen sich mal mehr, mal weniger offensichtlich von ihm inspiriert zu haben. So finden sich besonders im britischen Horrorfilm der Folgejahre immer wieder Exemplare, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Sich von gewohnt klassischen Schablonen versuchen zu lösen und eine Mischung aus Grusel, Gesellschaftskritik und psychologischem Horror in einen zeitaktuellen Kontext zu transferieren. Das ließ neben einigen eher mittelmäßigen, aber dennoch nicht uninteressanten Beiträgen (z.B. Das Dunkel der Nacht) auch echte Klassiker bis Meisterwerke folgen (The Wicker Man oder Der Schrecken der Medusa), die man durchaus in Verbindung mit diesem beachtlichen Gesellenstück bringen kann und wohl auch muss. Aus seinen sehr überschaubaren Mitteln gelingt es dem hochtalentierten Michael Reeves ein faszinierendes, einfallsreiches wie nachhaltiges Schauerstück zu generieren, das auch in seiner für damalige Verhältnisse drastischen Konsequenz extrem selbstbewusst auftritt.

Fazit

Eine kleine Perle des britischen Horrorfilms, die sich trotz seiner geringen Möglichkeiten unwahrscheinlich fortschrittlich und wirkungsvoll präsentiert. Mehr als schnöder Grusel aus der Requisiten-Gruft und einer der letzten Auftritte des großartigen Boris Karloff, der nie seine Würde und Passion für einfach verdientes Geld eintauschte. Kein großer, aber ein wichtiger Klassiker.

Kritik: Jacko Kunze

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