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Quelle: themoviedb.org

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Während eine Mordserie ihre Stadt erschüttert, flüchten sich vier Kunststudentinnen in eine abgeschiedene Villa in den Bergen, um mal die Seele baumeln zu lassen. Doch der Killer hat es auch auf sie abgesehen und folgt ihnen…

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 02.10.2015 (Slasher)

Tag 2 des Horror Oktobers, zweite Runde in der Themenwoche Slasher. Gestern stellten wir euch mit „Jessy – Die Treppe in den Tod“bzw. „Black Christmas“ den ersten Slasher vor, der jenseits des großen Teichs entstand und somit als Grundstein des gesamten Subgenres angesehen werden kann. Trotzdem gehen wir heute noch einen kleinen Schritt zurück, denn wirklich erfunden hat das Ganze dieser Film auch nicht. Der Slasher entwickelte sich aus einem in Europa und besonders in Italien sehr populären Genre, das aktuell (bis auf die ein oder andere gelegentliche Hommage) fast ausgestorben ist, dem des Giallo. Trotz klarer Parallelen lässt sich nicht jeder Giallo gleich als ein früher Slasher bezeichnen, besonders zwei Filme dieser Zeit erfüllten jedoch bereits voll und ganz die inoffiziellen Richtlinien und gelten daher bei einer genauen Klassifizierung als Grenzgänger oder eher Wegbereiter. Neben „Im Blutrausch des Satans“ von Mario Bava („Blutige Seide“) dieses besonders lässige Exemplar: „Die Säge des Teufels“ von Sergio Martino („Die Weiße Göttin der Kannibalen“).

Martino, der mit „Der Killer von Wien“ und „Der Schwanz des Skorpions“ zuvor seine Fähigkeiten in dem Bereich bewiesen hatte, lässt diesmal jeden Ansatz von Eleganz gleich zu Hause, der besonders seinen Ausflug nach Wien einige künstlerisch wertvolle Momente bescherte. Krimielemente werden auf ein Minimum reduziert, mit Ausnahme der üblichen Whodunnit-Spielchen, auf die viele Slasher ebenfalls zurückgreifen. Die Polizei taucht nur in einer Szene kurz auf, um auf die Mordserie hinzuweisen und auch sonst versucht keiner ernsthaft, hinter die Identität des Killers oder seine Motive zu kommen. All das waren im Giallo eh meist nur Mittel zum Zweck wie Alibihandlungen, dem Tötungsakt wurde die volle Aufmerksamkeit und inszenatorische Energie geschenkt. Martino geht hier den entscheidenden Schritt weiter und reduziert seinen Film auf das Wesentliche. Eine Gruppe junger Studentinnen im Fokus eines unbekannten, maskierten Mörders, der mit ausgesprochener Brutalität vorgeht und seine Arbeit so akkurat ausführt, dass es am Ende zur klassischen Konfrontation mit dem Final Girl kommt. Standesgemäß dürfen sich die Opferlämmer vorher ihren sündigen Freuden hingeben, von Drogenkonsum bis (und ganz besonders) den fleischlichen Gelüsten, an dessen Darstellung es Martino scheinbar sehr gelegen ist. Beim Blick auf das Schaffen des Regisseurs ist das nicht unbedingt ungewöhnlich, so ausgelassen und ungeniert tobte sich das wahrscheinlich ehemalige Flaschenkind aber noch nie aus.

Allein die Eröffnungsszene – die Giallo-typisch schon eine Indikation für die später präsentierte Auflösung beinhaltet – könnte auch problemlos aus einem „Erwachsenenfilmchen“ für einsame Junggesellen entsprungen sein. Mit Easy-Listening-Soft-Porno-Jazz geht es flott zu dritt ans Eingemachte, mittendrin eine Puppe, die natürlich noch eine Rolle spielen wird. Mit dieser unverkrampften Haltung geht es munter weiter. Martino lässt keine sich bietende oder auch nicht bietende Gelegenheit aus, seine in erster Linie nach den optischen Vorzügen gecastete Darstellerinnen genüsslich blankziehen zu lassen, auch wenn das für die Handlung nur einen geringen „Nährwert“ hat, um es mal vorsichtig zu formulieren. Die Genderattribute werden dabei ganz klar verteilt und ohne Rücksicht auf Verlust auf ihre Spitze getrieben: Praktisch alle Frauen sind bildhübsche, freizügige und dauerläufige Flittchen, die sich notgedrungen auch untereinander beglücken, wenn gerade kein Mannsbild zugegen ist. Praktisch alle Männer sind dagegen Lustmolche, angehende Triebtäter und/oder potenzielle Psychopathen, wodurch natürlich flux reichlich Verdachtsmoment gesät werden, von denen die meisten natürlich schon mit Ansage aufgrund ihrer Offensichtlichkeit als falsche Fährten zu erkennen sind. „Die Säge des Teufels“ ist glasklar kein Film für Feingeister, überzeugt gerade durch sein selbstbewusstes, verruchtes Auftreten, mit dem einzig und allein das Publikum befriedigt werden will, hemmungs- und kompromisslos.

Denn unter seinem klebrigen Sleaze, zwischen Grasgeruch und verschmierter Wichsgriffel, nimmt Martino ab und zu sogar mal die Hand aus der Hose und vergisst nicht, warum wir (eigentlich) hier sind. Wenn der Score von Italo-Muschi-Musik und psychedelischen Hippie-Sound zum rotzigen Killer-Theme wechselt, geht es ruppig zur Sache. Seine Mordszenen (besonders schön im dichten Schlamm und Nebel) sind gnadenlos effektiv und für seine Zeit enorm drastisch. Auch hier wird auf jede Zurückhaltung verzichtet. Ausgestochene Augen, aufgeschlitzte Brustkörbe, zermatschte Schädel und abgesägte Gliedmaße, das macht jedem Slasher Ehre und geht deutlich über das hinaus, was im Giallo sonst so Standard war. Das blutgetränkte, obszöne Titten-Theater erfüllt damit nicht nur auf voyeuristischer Ebene seinen Zweck der primitiven Triebbefriedigung, im letzten Drittel – in der bald klaustrophobischen Abgeschiedenheit der Bergvilla - verdichtet sich „Die Säge des Teufels“ gar zu einem richtig spannenden, intensiven Reißer. Dass die Täterenthüllung und die (natürlich) waschküchenpsychologische Erklärung für das Handeln eher für ein Lächeln als eine Überraschung sorgen und der „spektakulär“ choreographierte Endkampf der beiden verbliebenen Alphamännchen auch aus einer trashigen Prügelklamotte stammen könnte, völlig egal und eigentlich nur der runde Abschluss für ein Gesamtkunstwerk der hormongesteuerten, schmuddeligen Unterhaltung.

Fazit

Ein alle Körpersätze vereinender Genre-Höhepunkt, so schmutzig, lustvoll-schlüpfrig und anrüchig. Einfach wundervoll mitanzusehen, wie ein Regisseur mal voll seiner dreckigen Fantasie freien Lauf lässt und damit ganz nebenbei den späteren Horrorfilm entscheidend (mit)prägte. Direkt werden wohl wenige, spätere Slasher-Regisseure diesen Film als ihre Inspirationsquelle nennen, da fallen eher andere Namen, aber unbestreitbar hat er fast alles schon gezeigt, was gang und gäbe werden sollte. Nur lange nicht so zugeknüpft, damit ging man in Bella Italia schon immer lockerer um als im Land der unbegrenzten Prüderie.

Kritik: Jacko Kunze

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