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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Julie Wardh reißt gemeinsam mit ihrem Gatten Neil nach Wien, wo der amerikanische Unternehmer geschäftlichen Dingen nachgehen muss. In ihrer Beziehung kriselt es überdeutlich und wird nicht besser durch die Tatsache, dass Julie auf einer Party ihrer Freundin Carol deren Cousin George kennenlernt. Der frisch gebackene Millionenerbe macht ihr unverblümt den Hof, aber Julie hat noch ganz andere Sorgen. Denn in Wien weilt auch ihr Ex-Lover Jean, der sie scheinbar wieder stalkt, und zudem treibt ein Frauenmörder dort gerade sein Unwesen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Obwohl die ersten Gialli bereits in den frühen 60ern das Licht der Welt erblickten, entwickelte sich erst Anfang der 70er diese Welle, die heute stellvertretend für dieses recht kurzlebige, aber prägende Phänomen stand. Dario Argento’s Debütfilm Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1970) kann grob an den Anfang dieses Hypes gesetzt werden, denn danach schossen die Nachahmer wie Pilze aus dem Boden. Was nicht heißen soll, dass diese zwingend schwächer waren, ganz im Gegenteil. Erst dadurch entwickelten sich erst die wahren (Sub)Genre-Highlights und ein frühes sollte Der Killer von Wien werden. Dessen Regisseur Sergio Martino (Suspected Death of a Minor) hatte zuvor nur ein paar wenig beachtete Spaghetti-Western gedreht, erkannte aber scheinbar früh den kippenden Trend. Im Jahr 1971 kamen die Gialli wie vom Fließband, und obwohl selbst Dario Argento mit Die neunschwänzige Katze und Vier Fliegen auf grauem Samt gleich zwei weitere Beiträge nachlegte, stach Martino’s Werk deutlich aus der Masse heraus. Und dies gelingt ihm auch heute noch.

Bereits in den ersten zwei Minuten ist alles dabei, was den Giallo damals auszeichnete. Nackte Haut, schwarze Handschuhe, eine scharfe, aufblitzende Klinge und spritzendes Blut. Ein Auftakt nach Maß und danach liefert Sergio Martino auch genau das ab, was in den Folgejahren zum „guten Ton“ gehören sollte. Im Mittelpunkt steht die frustrierte Ehefrau Julie (Edwige Fenech, Das Geheimnis der blutigen Lilie), die nach ihrer Rückkehr nach Wien mehr oder weniger zwischen drei Männern steht: ihrem lieblos-langweilen Ehemann Neil (Alberto de Mendoza, Horror Express), den sie eigentlich nur geehelicht hat, um sich aus dem devoten Verhältnis zu ihrem sadistischen Ex-Lover Jean (Ivan Rassimov, Planet der Vampire) zu lösen. Dieser stellt ihr in Wien nach wie vor nach, aber dann kommt auch noch der fesche George (George Hilton, Der schöne Körper der Deborah) ins Spiel. Alle wollen Julie und sie bekommt im Gegenzug relativ wenig auf die Kette, aber das ist ihr geringstes Problem. Brutale Frauenmorde erschüttern die österreichische Hauptstadt und der Verdacht liegt nahe, dass eine Verbindung zu Julie’s vertrackten Love-Triangel besteht. Erst recht, als ein anonymer Erpressungsversuch ins Spiel kommt und dadurch eine eindeutige Spur zum Killer aufgedeckt wird.

Wer mit den Gialli der 70er ein generelles Problem hat, der wird an Der Killer von Wien bestimmt wenig Freude finden. Die Darsteller sind eher zweckdienlich-typbezogen besetzt. Soll heißen: Edwige Fenech, George Hilton oder Ivan Rassimov (stellvertretend für den gesamten Cast) haben ihre Genre-Karrieren weniger auf Wandlungsfähigkeit und Talent errichtet, sondern mehr auf ihrem Erscheinungsbild und der Bereitschaft, sich mit vollem Einsatz in B-Movie-Unfug wie diesen zu stürzen. Aber exakt das braucht es auch. Denn man stelle sich mal vor, hochtalentierte Charakterdarsteller*innen würden versuchen, solchen Filmen durch eine unpassend „seriöse“ Herangehensweise erst recht die Hosen herunterzuziehen. Das wäre kontraproduktiv und es benötigt genau diese Leute an dieser Stelle, um den erwünschten Effekt zwischen Schund und ganz eigener Ästhetik erst vollumfänglich zur Geltung zu bringen. Besonders Sergio Martino offenbarte sich immer als vermeidlich unglückliches Flaschenkind, wenn er keine Chance ungenutzt lässt, seine Darstellerinnen teilweise völlig sinnentleert blankziehen zu lassen. Bestes Beispiel: während einer Party reißen sich zwei Frauen aus Spaß einfach die Kleider vom Leib, was drumherum so amüsiert-selbstverständlich wahrgenommen wird, als hätte man gerade einen geistreichen Witz erzählt. So offensichtlich lüstern, aber im gesamten Kontext hat das schon wieder diesen sleazigen Schmuddel-Charme, der in Kombination mit den tatsächlichen Stärken erst dieses einzigartige Gesamte bildete, was in der Qualität eigentlich nur in diesem kurzen Zeitfenster so harmonisch funktionierte.

Die wahren Schauwerte sind freilich nicht die zahlreich zur Schau getragenen Nackedei-Momente, sondern insbesondere die Sequenzen, in denen der geheimnisvolle Mörder sein Unwesen treibt. Der Killer von Wien ist noch weit entfernt von einem Slasher und ist längst nicht so drastisch wie spätere Werke, versieht den Einsatz seines mysteriösen Antagonisten aber eindeutig mit einem Highlight-Charakter. Da werden hervorragend inszenierte Situationen kreiert, die in ihren wenigen Minuten das absolute Maximum generieren. Stätig begleitet von einem prägnanten Main-Theme und eingebettet in ein originelles Setting. Wien ist immer eine Reise wert, aber speziell durch die Szene im Park von Schloss Schönbrunn wird es mehr als ein x-beliebiger Schauplatz. Der Film mag im „woken“ Sinne selbstverständlich fragwürdig sein, aber davon lässt sich praktisch kein Giallo dieser Zeit freisprechen und mit so einem Ansatz zäumt man das Pferd eindeutig vom falschen Ende auf. Die Frage ist nicht, ob das noch „zeitgemäß“ ist, sondern eher, was es über diese Zeit aussagt und über welche Stilmittel Filme damals ganz selbstverständlich funktioniert haben. Das ist hochspannend und faszinierend zugleich. Da stand Schund und Kunst oftmals ganz dicht beieinander und ein guter Giallo ist dafür immer ein Paradebeispiel.

Fazit

„Der Killer von Wien“ ist nahezu ein Musterexemplar für die Faszination am Giallo. Eine überholte, aber einst unverzichtbare (weil auch damals schon mit einem kalkulierten Skandal-Faktor bedachte) Figurenzeichnung trifft auf eine exzellente Moment-Inszenierung. Kulminierend in einem schamlos überkonstruierten, aber genau dadurch sogar extrem effektiven Plot-Twist-Geschwurbel, dass wirkt wie von einem an den Sackhaaren über den Boden des Bahnhofskinos gezogenen Alfred Hitchcock. Das ist schäbig und elegant zugleich. Manchmal nebeneinander, manchmal abwechselnd und manchmal alles auf einmal. Das haben viele versucht, aber nur wenige haben es so gut hinbekommen wie Sergio Martino bei seinem Giallo-Erstling. Kein Meisterwerk, aber in seinem Mikrokosmus eindeutig ein Klassiker und Must See. Aber auch „nur“ dort.

Kritik: Jacko Kunze

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