Kritik
Regisseur Mike Cheslik hat es letztes Jahr geschafft mit seinem Langfilmdebüt Hundreds of Beavers nicht nur zahlreiche Auszeichnungen zu gewinnen (mittlerweile fast 22 Preise von unzähligen Filmfestivals), sondern gleichzeitig auch sein Publikum vollends mit seinen vielen absurden Ideen so abzuholen, sodass der Film kurzzeitig schon als verrücktester Film des Jahres gehandelt wurde (und es vermutlich auch ist). Dank Lighthouse Home Entertainment kommt das biebertastische schwarz-weiß Stummfilm Ereignis nun am 13. Februar auch in unsere Kinos. Und dies zum Glück: Denn der Film rund um einen Apfelschnaps-Händler der aufgrund von Bieber-Vandalismus kurzerhand Pelzjäger wird und auf eine Bieber-Verschwörung stößt, ist nicht nur herrlich albern, sondern visuell atemberaubend, ein Fest für Filmklassiker-Liebhaber und so dezent überzeichnet, dass es einfach eine Freude ist. Wer indes schon bei der Handlung von Hundreds of Beavers mit den Augen rollt und die Hände über den Kopf zusammenschlägt, der hat gerade einmal die Spitze des Eisbergs entdeckt. Denn die Mischung aus Buster Keaton, Bugs Bunny, Videospielreferenz und Die Drei Stooges ist kurzerhand schon jetzt eine der besten Komödien des Jahres.
Anfangen müssen wir allerdings erst einmal bei Regisseur und Autor Mike Cheslik selbst: Über Jahre hinweg den Film selbst finanziert, die Kostüme alle online gekauft und die visuellen Effekte in Eigenarbeit kreiert, ist Cheslik vor allem aufgrund seiner Kreativität zu erwähnen. So strotzt der Film an vielen Stellen nicht nur vor genialer (wie einfacher) Ideen, sondern ist aufgrund der Mischung von Musik, Schnitt, Slapstick-Humor, Running-Gags, Geschichte und Anspielungen ein wahres cineastisches Fest geworden. Man spürt einfach an vielen Stellen die Liebe zum Detail, den durchschwingenden leichten Humor, und auch das Gefühl für das Medium Film, sodass alleine dadurch Hundreds of Beavers einen Blick wert ist. Jedoch ist dies erst der Start einer wahren Achterbahnfahrt an Absurditäten, flachen Witzen, gehobener Inszenierung und ein Gespür für Szenen und Timing. Wenn Jean Kayak (Ryland Brickson Cole Tews, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat) über die schneebedeckten Landschaften wandert, springt, fliegt, leidet, lacht, tötet und/oder scheitert, ist dies einfach eine herrliche Performance und Bildsprache, die nicht nur zum Schmunzeln einlädt, sondern regelrecht zum lauten Lachen. Natürlich einer gewissen Anziehung für solch einen Humor vorausgesetzt. Wer Buster Keaton und besonders Die Drei Stooges mag, und gerne auch über derbere Situationen lachen kann, wird hier mehr als fündig.
Doch auch die Anspielungen machen Spaß: Egal ob James Bond, Charlie Chaplin, Metal Gear Solid oder Star Wars. Zu Entdecken gibt es eine ganze Menge. Dabei ist der Film durchaus in 3 Phasen aufzuteilen. Zu Beginn eine Leidensphase, die dann in eine Lernphase übergeht (unglaublich visuell spannend inszeniert), die dann schließlich in einem großen ausufernden Finale rund um Liebe und Gewalt endet. Hundreds of Beavers ist dabei gespickt vor ikonischen Momenten, die trotz seiner minimalistischen Inszenierung sich ins Gedächtnis einbrennen. Dass die Kostüme dabei vollkommen übergroß, unpassend und aberwitzig daherkommen? Geschenkt! Was zählt ist der Wille eine Performance darzustellen, die auf Konventionen pfeift und sich selbst nicht allzu ernst nimmt, aber gleichzeitig eine Geschichte erzählt, die sogar Spannung aufkommen lässt. Am Ende brechen dann alle Dämme (Vorsicht Wortwitz), sodass uns ein Finale erwartet, welches Stummfilmklassiker ebenso in den Fokus nimmt wie brachiale Kloppereien aller Bud Spencer. So richtig beschreiben lässt sich diese irrwitzige Mischung nicht und so schafft wohl Regisseur Mike Cheslik kurzerhand auch sein eigenes Genre: Den Bieber Film oder die Looney Tunes in Real und auf Drogen. Herrlich anzusehen, wild umgesetzt und absolut einmalig.
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