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US-Remake von "Das Haus auf dem Geisterhügel" mit Vincent Price von 1958 von William Malone. Ein makaberer reicher Freak lädt 60 Menschen in eine von ihm präparierte Irrenanstalt zu einem fiesen Spiel ein, bei der jeder Überlebende mit einer Million Dollar belohnt wird. Doch das Haus entwickelt scheinbar eigene, böse Kräfte.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit der Wiederentdeckung des Horrorfilms für den Mainstream in den späten 90ern erwischte der Remake-Wahnsinn 1999 gleich zwei klassische Spukhausfilme, die trotz grob vergleichbarer Inhalte zwar immer in qualitativ unterschiedlichen Ligen spielten, unabhängig davon sich beide ihren Stellenwert als Kultfilme erarbeiteten. Da wäre zum einen „Bis das Blut gefriert“ (1963), dem sich der als Kameramann unbestreitbar brillante (u.a. „Stirb Langsam“) und als Regisseur mit dem rasanten „Speed“ beachtlich gestartete Jan de Bont durch seine unsägliches Kirmesnummer „Das Geisterschloss“ mehr als unwürdig erwies. Nur minimal besser ist das, was aus der Zweitverwertung von William Castle’s „Das Haus auf dem Geisterhügel“ (1959) gemacht wurde, bei uns damals als „Haunted Hill“ in den Kinos gestartet und jetzt unter dem Originaltitel „House on Haunted Hill“ (erneut) auf DVD und Blu-ray vermarktet wird.

Dabei läuft der Film nicht mal Gefahr an übergroßen Fußspuren zu scheitern, die eigenwilligen und kostengünstigen Produktionen eines William Castle („Macabre“) fallen nicht unbedingt in die Kategorie der zeitlosen Meisterwerke. Was sie allerdings auszeichnete und damals wie heute so beliebt macht(e), war das Gesamtkonzept des Erlebnisfilms, mit dem Castle tatsächlich sein eigenes Stück Filmgeschichte geschrieben hat (an der Stelle sehr zu empfehlen: Die Doku „Spine Tingler! – The William Castle Story“). Interaktives Gimmick-Kino, schnell, billig, aber mit Hingabe als reine Gaudi inszeniert und präsentiert. So was lässt sich nicht kopieren und – Überraschung – das hat dieses Remake auch keinesfalls vor, muss es an sich auch nicht. Eher eine zeitgemäße Neuinterpretation der Geschichte mit mehr Budget, ist nicht zwingend zu verteufeln. Personell liest sich das alles auch gar nicht so schlecht. Terry Castle, Schriftstellerin und vor allem die Tochter von William Castle, produziert ebenso wie die erprobten Fachleute Joel Silver („Matrix“) oder Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“), der Cast wird angeführt von Oscarpreisträger Geoffrey Rush („Shine – Der Weg ins Licht“) und verstärkt von mehr oder weniger bekannten Namen wie Famke Janssen („X-Men – Der Film“), Taye Diggs („The Way of the Gun“), Peter Gallagher („The Player“), Ali Larter („Final Destination“), Bridgette Wilson („Billy Madison – Ein Chaot zum Verlieben“), Chris Kattan („A Night at the Roxbury“) und sogar Jeffrey Combs („Der Re-Animator“, natürlich als geisteskranken Arzt). Regisseur William Malone („Geschichten aus der Gruft“) war und ist hingegen ein eher unbeschriebenes Blatt, was angesichts dieser, seiner größten Arbeit nicht weiter verwundert.

Die ersten Minuten von „House on Haunted Hill“ lassen relativ hoffen, die sind das klare Highlight des gesamten Films. Mit feiner Ironie wird dem Original Respekt gezollt, allein durch Geoffrey Rush und seine Figur, die als Hommage sowohl an William Castle und „Das Haus auf dem Geisterhügel“-Hauptdarsteller Vincent Price („Die Fliege“) verstanden werden kann und soll. Die Rolle des makabren Unterhaltungs-Zirkusdirektor erinnert eindeutig an Castle, optisch, mimisch und gestisch orientiert sich Rush stark an Vincent Price (selbst das Bärtchen ist originalgetreu), sein Charakter heißt sogar Price. Ein kleiner, schöner Kniefall, danach wird es finster. Der Spaß ist (unerklärlicherweise) schnell vorbei, sobald die Handlung richtig ins Rollen kommt. Nun scheint niemand mehr zu verstehen, warum die Filme des William Castle so beliebt waren: Sie waren auf Spaß aus; sie nahmen sich nicht zu ernst; sie lebten eben von diesem Charme. All das lässt „House on Haunted Hill“ mit dem verblüffend selbstbewussten Vorhaben einen ernsthaft gruseligen und sogar bizarren Horrorfilm erzählen zu wollen links liegen und verhebt sich damit gewaltig. Denn dafür muss man das wenigstens rudimentär beherrschen. Es entwickelt sich ein (mal wieder) gänzlich konturloser Großstudio-Popcorn-Horrorfilm, ohne das geringste Verständnis für Stimmung, Spannungsaufbau oder zumindest den effektiven Moment. Ein Haunted-House-Film kann eigentlich nur dadurch funktionieren, davon hat man hier offenbar noch nie gehört.

Stattdessen stützt man sich auf müde Effekthascherei, die niemals über das Niveau einer zweitklassigen Geisterbahn hinauskommt. Während bei Castle das bewusstes Teil des Konzepts war, glaubt die Neuverfilmung wohl tatsächlich an ernsthaft schockierenden Qualitäten. Es ist eben die Frage, wie man die Sache angeht und da befindet sich das aufpolierte „House on Haunted Hill“ auf dem Holzweg. Der größte Fehler des Remakes liegt jedoch in dem offensichtlichen Bestehen paranormaler Aktivitäten, mit derer möglichen Existenz „Das Haus auf dem Geisterhügel“ noch spielte und erst aufgrund dessen überhaupt funktionierte. Während dort bis zum Schluss nicht klar war, ob man es wirklich mit einem Haunted-House- oder Whodunnit-Film zu tun hat, legt man hier die Karten nach wenigen Minuten schon auf den Tisch. Fatal, da so auch die an dem Original angelehnten Twists praktisch ihre Wirkung verlieren und schlussendlich sogar völlig unsinnig, gar hirnrissig erscheinen, da auch mindestens einer der involvierten Personen ebenfalls früh klar sein müsste, das hier etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Als wäre es bis dahin nicht schon unglücklich genug, wird man zusätzlich mit einigen  lächerlichen Situationen konfrontiert („Das Haus kann auch in einen Computer, über Internet?“) und zur Krönung gipfelt alles in einem hochnotpeinlichen Finale, welches die vorherigen Bonuspunkte endgültig negiert. Gute CGI war auch 1999 nicht mal annährend das, womit man nun belästigt wird, dann doch lieber wieder Skelette an deutlich sichtbaren Fäden. Billige Horrorfilme kann man durchaus mögen, schlecht gemachte Horrorfilme mit einem mittelschweren Budget kaum. Erst recht nicht als Remake.

Fazit

Trotz des netten Beginns, einem spielfreudigen Geoffrey Rush und bemühter Referenzen, „House on Haunted Hill“ scheitert an viel wesentlicheren Dingen. Dieser Film hat keine Seele, ist ein glatt-kalkuliertes Retortenprodukt ohne den morbiden B-Movie-Charme seiner Vorlage und verzichtet auf dessen Miträtselfaktor, der überhaupt erst Spannung und Unterhaltungswert generierte. „House on Haunted Hill“ macht aus einem drolligen Jux ein gnadenlos belangloses und mutloses Geisterfilmchen ohne nur den Hauch von Originalität und ist dadurch trotz seiner Anlehnungen eher eine Ohrfeige für das Original, die davon lebte.

Kritik: Jacko Kunze

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