Inhalt
Die junge Kelly (Lindsey Haun, "Shrooms") soll das Haus der Eheleute Alan und Sarah (Randy Schulman und Diane Dalton) hüten, während sich diese auf eine Italienreise begeben. Zusätzlich quartieren sich noch Kellys ungehobelter Freund Jesse (Blake Berris) und ihr hypersensibler Bruder Tim (RJ Mitte, bekannt als Walter White, Jr. aus "Breaking Bad") ein. Alsbald häufen sich seltsame Vorkommnisse: In Kelly, Jesse und Tim scheinen charakterliche Veränderungen vorzugehen; das Haus scheint etwas "mitteilen" zu wollen. Welches Geheimnis haben die Hausbesitzer zu verbergen – und was hat der kleine Adam (Micah Nelson) damit zu tun, den Jesse aus unerfindlichen Gründen gekidnappt hat und den niemand zu vermissen scheint?
Kritik
"House of Last Things" von Michael Bartlett ist streckenweise genau das, was man beim Lesen der Inhaltsangabe erwartet: ein klassischer (oder vielmehr: trivialer) Haunted-House-Film. Die Persönlichkeitstransformationen kennt man u.a. aus "The Amityville Horror", einige der paranormalen Geschehnisse hat man schon in unzähligen Werken gesehen – und die Auflösung des Ganzen ist, sagen wir, semioriginell. Dennoch ist dieses Schauerstück nicht ganz uninteressant – in Teilen sogar äußerst faszinierend!
Zum einen liegt dies an der Erzählstruktur und, damit einhergehend, an der Montage. Die Erlebnisse der House-Sitter werden sowohl mit dem Geschehen in Italien als auch mit vergangenen, zukünftigen und (womöglich) halluzinierten Begebenheiten verwoben; durch Match Cuts gehen etwa Bewegungen ineinander über. Was hierbei lediglich dem Drogenkonsum bzw. dem Weinrausch geschuldet oder einer Fieberfantasie bzw. dem Irrsinn entsprungen ist, bleibt meist unklar. Diverse Motive ziehen sich durch die ganze Handlung durch (wobei ein paar von ihnen vielleicht etwas zu albern wirken).
Der zweite Grund für die Faszinationskraft des Films ist die wunderliche Verschmelzung von Stilen und Dramaturgien, die eigentlich nicht zusammenpassen: Der Look von "House of Last Things" – die oftmals buntfröhlichen Bilder, die klischierten Kostüme etc. – haben die Anmutung eines Fernsehspiels (oder eines Werbespots), und auch beim Lüften diverser Geheimnisse weht mehr als bloß ein Hauch von "Desperate Housewives", "Pretty Little Liars" und ähnlich gelagerten TV-Formaten durch den Kinosaal. Bartlett bringt diese Prime-Time-Soap-Elemente nun nicht nur mit (durchaus kompatiblen) Grusel-Versatzstücken zusammen, sondern – recht ungewöhnlicherweise – auch mit surrealistischen Momenten, mit denen man eher in einer Nikolai-Gogol-Erzählung (z.B. "Die Nase") rechnen würde. So tritt etwa im Gehäuse eines Apfels ein Golfball zutage – und im Garten steht plötzlich ein Baum, der statt Früchten Luftballons trägt.
Ein drittes Faszinosum – bei dem man nicht genau sagen kann, ob es für oder gegen "House of Last Things" spricht – ist die Tatsache, dass man sich während der Filmrezeption unentwegt fragt, ob das alles eigentlich ernst (oder ironisch / postironisch / etc.?) gemeint ist. Einige Passagen sind jedenfalls befremdlich – z.B. die "neugierige-Maklerin-wird-von-Luftballons-angegriffen"-Sequenz, die obendrein völlig ins Leere läuft. Die Tricks und das Schauspiel haben eine "So bad it's good"-Qualität. Inwiefern dahinter ein Konzept steckt, kann (und soll) an dieser Stelle nicht geklärt werden. Gänzlich ohne Zweifel lässt sich indes feststellen, dass Bartletts B-Picture nicht langweilig ist!
Fazit
"House of Last Things" bietet eine durchschnittliche – gleichwohl schön verschachtelt erzählte – Spukhaus-Geschichte. Bunter Augenzucker im Seifenopern-Stil wird mit Surrealismus verbunden; insgesamt macht der Film Spaß – ob er das nun will oder nicht!