Man muss es einfach akzeptieren: Wenn Jason Statham (Blitz – Cop-Killer vs. Killer-Cop) einen Film mit seiner markanten Gegenwart beehrt, dann ist er zwangsläufig der Beste seiner Klasse: Ob als Soldat, als Auftragskiller, als Polizist. Wer sich mit dem festgefahrenen (Helden-)Typus eines Jason Statham anlegt, der wird den Kürzeren ziehen. Damit hat sich der kernige Brite in die Ahnengalerie von Genre-Ikonen wie Charles Bronson (Ein Mann sieht rot), Arnold Schwarzenegger (Phantom Kommando) und, natürlich, Sylvester Stallone (Die City-Cobra) eingeschrieben, mit dem Jason Statham seit der ersten gemeinsamen Zusammenarbeit im handfesten 90's-ThrowbackThe Expendables eine gute Freundschaft eint. Wenig verwunderlich ist es da, dass das Drehbuch zu Homefront (2013) ausgerechnet von Sylvester Stallone stammt, der seinem schlagkräftigen Kumpanen die Figur des ehemaligen DEA-Agenten Phil Broker auf den Leib schneiderte.
Interessanterweise sollt das Skript, welches auf dem gleichnamigen Roman von Chuck Logan basiert, vorerst zur Vorlage des fünften Teil der Rambo-Reihe konzipiert werden, Stallone aber überließ Jason Statham die große Bühne und produzierte das Back-to-the-Roots-Vehikel zusätzlich. Und was soll man schon über Homefront sagen, wenn die Vorzeichen doch so klar scheinen? Der Film ist zweifelsohne ein Relikt vergangener Tage, entledigt sich jedwedem Anspruch auf einen reflexiven Postmodernismus und kehrt noch einmal ans Tageslicht, dass Sylvester Stallone nicht nur Gefallen an exponentieller Selbstironie findet, wenn er in seinen launigen Geriactionern die großkalibrigen Bleispritzen qualmen lässt, sondern auch ein echter Traditionalist ist, der sein Image gerne durch den Kakao zieht, in seinem Herzen aber immer einen Platz für Rambo und Co. behält, die nun auch in Werken wie Homefront ihre Renaissance erhalten dürfen – Ob mit Erfolg, wird sich zeigen.
Gary Fleder (...denn zum Küssen sind sie da) ist kein Ted Kotcheff und noch weniger ist er ein Walter Hill. Das größte Problem an Homefront, sieht man einmal von seinen ideologischen Entgleisungen ab, die, genau wie das Abfeiern amerikanischer Tugenden, für dieses Genre mehr oder weniger immanente Faktoren bedeuten, ist demgemäß die Absenz einer stilistischen Signatur. Fleder vollbringt es nicht, dem Reißer einen individuellen Touch zu verleihen und verliert sich in einer austauschbaren Bildsprache, wie man sie in dieser Form heutzutage bereits in aller Regelmäßigkeit im DTV-Sektor zu Gesicht bekommt: Vor allem die zuweilen zittrige Montage, die dafür sorgt, Schusswechsel und Handgreiflichkeiten bis zur Unkenntlichkeit zu zerschneiden, nimmt unangebrachten (und fehlgeleiteten) Anklang an moderne Inszenierungsmuster. Zum Glück aber besinnt sich Kameramann Theo van de Sande immer wieder merklich darauf, dass physischer Druck nicht durch wilde Schnittfolgen erzeugt wird.
In seinen besten Momenten entsteht sie dann auch, diese druckvolle Strahlkraft, die ein flanellhemdtragender Jason Statham auffächern kann, wenn man ihn nur richtig in Szene setzt. Da stört es dann auch nur bedingt, dass sich die aus einem stimmigen Neo-Western-Flair erbauende Erzählung auf eine durch und durch stereotypisierte Handlung verlässt, Vorurteile über den Süden der Vereinigten Staaten reproduziert (erbärmlicher White-Trash-Auswuchs wohin man nur schaut!) und Figuren vom Reißbrett serviert, die sich in einer bemühte Kausalitätskette wiederfinden und ihre, mal ungefragten, mal erzwungenen, Machtdemonstrationen in rüde Gewalteskapaden kanalisieren. Sein Hang zum Traditionalismus aber ist eine angenehme Abwechslung im Wust aus krampfhaften Metaebenen und erzwungener Intertextualität. Und James Franco (Spring Breakers), der aufgrund seiner unfassbaren Flexibilität immer interessanter für die Filmwelt wird, ist als Methkoch und Nachtschattengewächs Gator zwar ein Stück weit unterfordert, aber immer noch charismatisch genug, um die augenscheinliche Eindimensionalität etwas abzufedern.