Netflix wollte Holmes & Watson nicht. Das soll schon was heißen und wirft die Frage auf, warum der Streamingdienst nicht das Angebot von Sony angenommen hat. Vermutlich wollte das Studio eine zu hohe Ablösesumme, alle anderen Erklärungen ergeben nämlich wenig Sinn. Hätte Netflix in der Vergangenheit mehr auf Qualität geachtet, wäre das Argument, dass Holmes & Watson einfach zu schlecht sei, durchaus akzeptabel. So bleibt aber ein Fragezeichen, was leider das interessanteste ist, was es zu dieser Produktionen zu sagen gibt.
Das ist durchaus schade, denn immerhin agieren hier Will Ferrell (Daddy's Home - Ein Vater zu viel) und John C. Reilly(We Need to Talk About Kevin) vor der Kamera und das auch noch als eines der bekanntesten Duos der Literaturgeschichte. Doch egal wie eingespielt die beiden auch sind, egal wie ihre früheren Zusammenarbeiten waren, ihr neuer Film ist ein komödiantisches Debakel, dass die Messlatte für gescheiterte und misslungene Komödien für 2019 schon zu Beginn des Jahres in beachtliche Höhen, bzw. Tiefen verfrachtet.
Im Grunde ist Holmes & Watson ein Quasi-Remake von Ricky Bobby - König der Rennfahrer. Auch hier ging es um zwei Freunde, von denen die Figur von Ferrell der klare Star ist, während sich Riley in seinem Schatten aufhält und es durch äußere Einflüsse zu deutlichen Rissen innerhalb der Partnerschaft kommt. Wo Ricky Bobby aber noch weitere amüsante Charaktere parat hatte und die Geschichte durchaus mit der einen oder anderen Überraschung spickte, ist Holmes & Watson komplett stumpf und vorhersehbar. Die Pointen sieht man hier bereits von weiten kommen, was vor allem daran liegt, dass es im Grunde immer die gleiche sind.
Dazu zählen auch diverse Modernitätsbezüge. Es vergeht kaum eine Minute, in der Holmes & Watson nicht auf irgendeine Art und Weise auf unsere heutige Zeit anspielt. Da gibt es rote Hüte mit der Aufschrift „Make England Great Again“, es kommt zwischen den Titelhelden immer wieder zu Fassungslosigkeiten, wenn Frauen mehr sind als Königinnen oder Dirnen, und am Ende wird sogar direkt Bezug genommen auf einen erfolgreichen wie preisgekrönten Liebes- und Katastrophenfilm. Tut er das subversiv, clever und fokussiert? Natürlich nicht. Wie ein Maschinengewehr in den Händen eines Parkinson erkrankten Dreijährigen werden die Gags verschossen. Problem: Das Ziel wird zu keiner Zeit wirklich getroffen. Wie auch bei dem Schützen und der Tatsache, dass das Gewehr nur mit Platzpatronen geladen ist?
Ja, Holmes & Watson ist reines, filmisches Versagen – in allen Bereichen. Selbst die Inszenierung von Autor und Regisseur Etan Cohen (Der Knastcoach) wirkt platt, frei von Frische und antiquiert. Da hilft es auch wenig, dass es immer wieder zu visuellen Spielereien kommt, wenn Holmes versucht mit seiner Intelligenz Probleme zu lösen und Gefahren auszuschalten. Dieses Gimmick kennen wir bereits aus den beiden Sherlock Holmes-Filmen von Snatch - Schweine und Diamanten-Macher Guy Ritchie und natürlich auch aus der erfolgreichen BBC-Serie Sherlock. Der große Unterschied bei den zwei genannten Beispielen: Hier funktionieren sie, da sie die Handlung voranbringen und sie eine wirkliche Eigenheit besitzen. Bei Holmes & Watson wirkt es hingegen aufgesetzt und ist weder eine Parodie, noch ein ernstzunehmendes, narratives Element.
Auch nicht ernstzunehmen ist die Besetzung. Neben Will Ferrell und John C. Reilly geben sich renommierte Darsteller wie Rebecca Hall (The Town - Stadt ohne Gnade), Kelly Macdonald (No Country for Old Men), Hugh Laurie (Street Kings), Steve Coogan (Philomena) und sogar Ralph Fiennes (Schindlers Liste) die Ehre, aber selbst sie können hier nichts retten und wirklich erinnerungswürdige Performance bekommen sie auch nicht hin, was wohl hauptsächlich an der bereits erwähnten, miesen Regiearbeit von Etan Cohen liegt.