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Inhalt

Frank Cotton (Sean Chapman) sucht in einem verlassenen Haus nach der ultimativen lustvollen Erfahrung und besorgt sich einen Würfel, der ihm seine Wünsche erfüllen soll. Was ihn jedoch nach Öffnen des Würfels erwartet, ist eine Welt der Schmerzen und anderen extremen Sinneseindrücke, in der die Zenobiten leben und experimentieren. Wenig später ziehen Franks Bruder Larry (Andrew Robinson) und seine Frau in das Haus ein. Durch einen Unfall verliert Larry Blut, das Frank aufsaugt und somit in die reale Welt zurückkehren kann. Dennoch braucht er weiteres Blut, um wieder vollständig menschlich zu werden, und da kommt Larrys Frau Julia (Claire Higgins) ins Spiel, mit der Frank eine Affäre hatte...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ikonenhafte Horrorfilm-Reihen wie Saw gab es auch schon in den 80ern. Auch Nightmare on Elm Street mit Horror-Superstar Freddy Krüger hat sich Genreheldenstatus erarbeitet, und auch Halloween brachte es auf mehrere Teile. Dennoch sind dies Filmreihen, die subtilere Akzente gesetzt hatten. Als erschreckend brutales, tiefgründiges und Tabu brechendes Werk verfilmte der Splatterautor Clive Barker (Lord of Illusions) in seinem Regiedebüt seinen Lesestoff gleich selbst. Hellraiser sollte den Auftakt zum Splatter- und Goreklassiker schlechthin markieren, und dessen Schreie hallen noch bis heute durch die Undergroundszene.

Basierend auf der Kurzgeschichte aus den Büchern des Blutes ließ es sich Clive Barker nicht nehmen, die Verfilmung seines Stoffes selbst in die Hand zu nehmen. Eine gewagte Sache, solch einen ungewöhnlichen Stoff in die Hände eines Neulings zu geben, aber – um es gleich vorweg zu nehmen – es hat auf Anhieb funktioniert und durch seine offene und drastische Inszenierung konnte Hellraiser gleich auf Kultstatus gebracht werden. Barker verzichtete darauf, dem Mainstream zu huldigen und sparte in keiner Weise mit Darstellungen, die damals im Kino für Proteste gesorgt hätten. Das liegt nicht nur vordergründig an den Metzelaufnahmen, wenn ein einsam pumpendes Herz in der Wand gezeigt wird oder Gesichtsfetzen auf dem Boden liegen, sondern auch in Tabus wie dem Quasi-Ehebruch kurz vor der Hochzeit oder Julias Entscheidungen, wie sie Frank noch mehr ins Leben zurückholen möchte.

Dass dies in Barkers geschaffener kleiner Welt von Hellraiser keine billigen oder oberflächlichen Schockmomente sind, sondern gar die Geschichte mittragen und sie nach vorne pushen, darf dem Autor hoch angerechnet werden. Überhaupt ist die gezeigte Welt, die sich da manifestiert, viel zu abgehoben und metaphysisch in sich geschlossen, dass es kaum reale Bezüge gibt, was aber genügend Freiraum für abgedrehte Ideen offen lässt. Der Eindruck der geschlossenen Gesellschaft wird auch noch verstärkt, indem Barker den Personen persönliche Abhängigkeiten voneinander anheftet. Das ist als geschickter Schachzug so gelungen, dass man gespannt verfolgen will, wie sich neben der Schlachtplatte auch das Zwischenmenschliche entwickelt. Hier sind letztlich die Personen nicht nur zu Opfern, sondern zu Tätern und Handelnden gemacht worden. Wie weit manche dann gehen würden, um ihre Ziele und Träume zu verwirklichen, dürfte manche mehr schocken als jede noch so detailliert gezeigte Tötungsszene und offenbart noch so manche Überraschungen.

Als ob das nicht schon genug wäre, setzt der Engländer dem Ganzen noch die Krone auf. Denn Hellraiser ist nicht nur eine Mischung aus Splatterfilm und Beziehungsdrama der extremen Art, sondern hat darüber hinaus noch höheren künstlerischen Anspruch inne. Zwar ist die Inszenierung nicht sehr cineastisch ausgefallen, würzt aber die schon ungewöhnliche Story mit starken und aussagekräftigen Bildern. Damit die groteske Szenerie noch verstärkt wird, steuerte Filmkomponist Christopher Young seinen wohl bekanntesten Soundtrack bei. Neben seinen ohrfreundlichen, orchestralen Stücken wandelt sich der Sound gerne mal in komplett andere Gefilde und wird teils richtig hässlich oder umgekehrt geradezu zirkushaft. Damit ist der abstruse Eindruck mancher Szenen perfekt gelungen, wenn beispielsweise Franks Wiederauferstehung einen fröhlichen audiovisuellen Touch bekommt.

Auch im Fokus darf die Schauspielerleistung angesehen werden. Hier sind nicht nur ein paar Laiendarsteller vor die Kamera gesetzt worden, um sich auffällig zu fürchten und ab und zu ins Leere zu schreien – die komplexen Figuren benötigen tatsächlich gute Schauspieler. Neben dem nicht unbekannten Andrew Robinson (Die City Cobra), kann vor allem Clare Higgins (Ready Player One) als dessen verschlagene Ehefrau überzeugen. Ihr Spiel als sich wandelnde Person von der gelangweilten Ehefrau zur giftigen Liebhaberin wirkt in jeder Szene äußerst eindringlich. Auch Doug Bradley (Wrong Turn 5) sollte hier selbstverständlich erwähnt werden, der den Pinhead zum größten Aushängeschild der Filmreihe werden ließ. Diese Rollen sind wunderbar besetzt, was sich aber leider in den Nebenrollen weniger erfolgreich fortsetzen ließ, zumindest mit wechselnder Qualität.

So eindringlich der Inhalt des Films auch war, so sehr hatte er auch Aufsehen erregt. Auf Grund seiner expliziten Gewaltdarstellung wurde er teils verboten oder in abgeschwächter Form gezeigt. So kursierten im Underground-Videomarkt etliche Versionen, und die Fans stritten sich regelrecht um Szenenteile, die dem vermeindlichen Directors Cut entnommen worden waren. Eine richtig offizielle Version ohne Schnitte gab es jedoch nicht und wurde seitens des Produktionsteams auch nie angekündigt. Als absoluter Kultklassiker brachte es die Hellraiser-Reihe auf mittlerweile zehn Filme, ein Remake soll sogar in Planung sein.

Fazit

Der Kult um "Hellraiser" ist nicht nur durch den Tabubruch zu unterstreichen, den Klassiker wie "Ein Zombie hing am Glockenseil" begründeten. Clive Barkers Kurzgeschichte geht noch einige Schritte weiter und bringt weitere vielschichtige Elemente wie Beziehungsdrama und künstlerischen Anspruch mit hinein, was zu einer grotesk-ekelhaften Mischung geworden ist. Das eigene Weltbild, das hier vermittelt wird, fasziniert genau durch die Aussagen, die Barker in seiner Geschichte zu erzählen versucht - durch Grenzerfahrungen jenseits des Schönen und Normalen.

Kritik: Sascha Wuttke

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