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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der Tod eines Jugendfreundes treibt den erfolgreichen Fotografen Bobby Garfield zurück in seine Heimatstadt und die eigene Vergangenheit. Das Haus seiner Jugendtage ist längst verwahrlost, trotzdem weckt es Erinnerungen. Erinnerungen an eine vaterlose, nicht einfache, aber dennoch glückliche Kindheit. 1960: Die Schwelle zum Erwachsenenwerden betritt der junge Bobby als der mysteriöse Ted Brautigan in die Dachkammer der Garfields einzieht. Schnell freundet sich der Junge mit dem geheimnisvollen Fremden an, obwohl Mutter Liz ihn keineswegs mag. Für einen Dollar die Woche soll Bobby Mr. Brautigan die Zeitung vorlesen, und nach den „niederen Männern“ Ausschau halten, die den alten Mann verfolgen - so glaubt er jedenfalls. Bobby nimmt ihm die Mär von den unnachgiebigen Häschern nicht ab. Erst als er sie mit eigenen Augen sieht und eine Ahnung von Teds Gabe, Gedanken von Menschen zu lesen bekommt, glaubt er es, verschweigt ihm aber deren Existenz aus Angst, die Freundschaft zu verlieren.

Kritik

Stephen King (Es) wurde berühmt als der wohl populärste Schriftsteller zeitgenössischer Horrorliteratur, nebenbei hat er aber schon immer vom Gruselsegment losgelöste, meist kleine Geschichten erzählt, die oft erst durch ihre Verfilmungen in das Licht der breiten Öffentlichkeit gerückt wurden. Die Vorlagen zu Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers wie Die Verurteilten erschienen als Kurzgeschichten im selben Band, wurden kaum wahrgenommen, bis die Leinwandadaptionen von ihrer jeweiligen Generationen (zwischen den Filmen liegen 8 Jahre!) beinah flächendeckend als prägende Meisterwerke bezeichnet wurden. Hearts in Atlantis könnte wieder so ein Überraschungshit sein, wurde leider aus seinem Kurzgeschichten-Zusammenhang gerissen und zudem an kleinen, aber nicht unwichtigen Parametern verändert, um am Ende als gut gemeinter, dennoch unvollständiger Torso den schönen, unverdienten Heldentot zu sterben.

Anfang der 60er-Jahre wächst Bobby Garfield (der kürzlich unter tragischen Umständen verstorbene Anton Yelchin, Green Room) als Halbwaise auf. Sein verstorbener Vater war ein glückloser Spieler, seine selbstsüchtige Mutter (Hope Davis, Arlington Road) lässt keine Gelegenheit ungenützt um nicht darauf hinzuweisen, dass ihre jetzige, finanziell knapp gestrickte Lebenssituation einzig und allein dessen Schuld ist. Dabei stattet sie sich selbst stetig mit schicken Fummeln aus um die Karriere als Sekretärin in einem Maklerbüro doch noch voran zu treiben, während Bobby zu seinem elften Geburtstag statt dem erhofften Fahrrad nur mit dem (kostenlosen) Bücherreihausweis abgespeist wird. Nun zieht über ihnen ein älterer Herr namens Ted Brautigan (Anthony Hopkins, Das Schweigen der Lämmer) ein, der dem Jungen einen netten Nebenverdienst in Aussicht stellt. Er soll ihm für einen Dollar die Woche aus der Zeitung vorlesen. Und, falls es keine Umstände macht, ihn darauf hinweisen, wenn per Aushang an Telefonmasten entlaufene Haustiere gesucht werden oder „niedere Männer“ in dunklen Anzügen und lauten Autos erscheinen, denn die würden ihn suchen. Aha. Das denkt sich auch Bobby, nimmt das Geld und genießt die vermisste, väterliche (oder generell elterliche) Fürsorge des sonderbaren Onkels, bis sich dessen Prophezeiungen erfüllen. Plötzlich tauchen besagte Zettel wirklich auf und nach intensivem Körperkontakt mit dem Nachbarn besitzt Bobby für einen kurzen Moment offenbar die hellseherischen Fähigkeiten, die er bei Ted schon die ganze Zeit vermutet.

Die ursprüngliche Erzählung von Stephen King war der Auftakt einer gesellschaftsschichtlichen Zeitreise durch die 60er, die mit den Befindlichkeiten und historische relevanten Eckpfeilern dieser Dekade spielte. Hearts in Atlantis konnte im Original als Vermischung aus phantastischen Elementen, kindlichen Wunschvorstellungen und einer im Raum schwebenden Allegorie auf Kommunismus-Jagd, Kalter-Krieg-Paranoia und Nachbeben der McCarthy-Ära interpretiert werden. Vieles davon eliminiert der Film schnell und ungeschickt, da er sich sehr eindeutig auf eine Linie festlegt und andere Möglichkeiten sogar bewusst anspricht und ausklammert. Übrig bleibt ein Coming-of-Age-Märchen, das zwar einige herzliche, sensibel inszenierte Momente parat hält und generell diesen unverwechselbaren, oft nicht richtig wertgeschätzten King-Kleinstadt-Stil mit Herz, Auge und Ohr am rechten Fleck beinhaltet, aber so erzählt meistens wirkt wie eine lose Mixtur aus vom ihm vorher schon mehrfach verwendeten Ideen, die sich im luftleeren Raum der netten Situationen verlieren.

Hearts in Atlantis verfügt über verschwenderisch viele Optionen. Allen voran die wunderbare Chance ein zeitliche relevantes Thema aus der Sicht eines kleinen Jungen zu erzählen, der sich gewisse Zusammenhänge unmöglich in seiner Gesamtheit erklären kann und deshalb Emotionen, eingeschränkte Weltanschauung für ihn sonderbare Momente auf ganz eigene Art zusammensetzt…um sie Jahre später (wie es der Film ja auch beinhaltet, aber nicht einsetzt), rückblickend aufzuschlüsseln. Nein, alles das macht Hearts of Atlantis nicht und ist trotzdem keine komplette Luftpumpe, denn am Ende steht der Enttäuschung ein immer noch handwerklich vernünftiger, gut gespielter und nicht uninteressanter Film gegenüber, der dieses gewisse Gefühl hat, aber nicht richtig versteht, was er hätte sein können. Da bleibt ordentlich was liegen, sehr bedauerlich.

Fazit

Ein interessantes Kleinstadt- und Zeitepoche-Märchen, das sich allerdings selbst seiner vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten unnötig beraubt und letztlich erscheint wie ein bemühter Versuch. Durch die bedachte Inszenierung – die sich unweigerlich auftürmende Kitsch-Gebilde bemerkenswert umschifft - und reizvolle Grundgedanken ist „Hearts of Atlantis“ aber kein Kandidat fürs Abstellgleis. Nur einer für die zweite bis eher dritte Reihe.

Kritik: Jacko Kunze

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