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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Tokio der nahen Zukunft, bedroht ein Erdbeben die Zivilisation Japans. Zwei Freunde spielen ihrem Rektor einen Streich, was dazu führt, dass ein KI-basiertes Überwachungssystem in ihrer Schule eingeführt wird. 

Kritik

In einer unbestimmten, aber nahen Zukunft befindet sich Japan nah an einer technologiegestützten Diktatur. Werbung und Propaganda wird im wahrsten Sinne des Wortes in die Wolken projiziert, künstliche Intelligenz überwacht Menschen auf den Straßen und in den Schulen und bestraft jede Person mit sozialen Minuspunkten für schlechtes Verhalten. Gemeinsam mit dieser desaströsen Bewegung befindet sich auch der Fremdenhass im neuen Aufschwung: Einwohnende mit internationalen Wurzeln werden als nicht-japanisch angeklagt und als Grund allen Übels ausgemacht. 

Mitten in all diesem angstbasierten, gesellschaftlichen Chaos, das zusätzlich durch die Ankündigung eines schweren Erdbebens in der Region Tokio angeheizt wird, begleitet HappyEnd eine Gruppe Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam gegen das etablierte System rebellieren. Sei es durch stillen und lauten (musikalischen) Protest oder einfach durch die Missachtung der Regeln der Obrigkeit. HappyEnd präsentiert eine tragische, wenn auch brandaktuelle Science-Fiction Coming-of-Age-Geschichte, bei der man den Fiction-Part in Science-Fiction hinterfragen muss.

So pessimistisch wie das alles klingt, präsentiert sich HappyEnd im Laufe seiner zwei Stunden aber nicht. Klar, die Zeichnung unserer Welt ist alles andere als hoffnungsvoll, aber HappyEnd interessiert sich inmitten all dieser Hoffnungslosigkeit auch für kleine Momente der Zwischenmenschlichkeit und Freundschaft und inszeniert diese als erlösendes Mittel gegen die Unterdrückung. Unsere Freundesgruppe (überzeugend dargestellt von Ayumu NakajimaKirara Inori uvm.) befindet sich am Scheidweg ihrer Zukunft, kurz vor ihrem Abschluss – jede und jeder muss für sich selbst herausfinden, welchen Weg man gehen will. Da werden Freundschaften getestet, Gefühle entdeckt und persönliche Kriege gefochten. Und über all dem steht die Realisation, dass Autoritätspersonen vielleicht doch nicht so viel wissen, wie sie vorgeben. Und das Technologie wie künstliche Intelligenz in den falschen Händen schnell in ein Monster verwandelt werden kann.

Für ein Erstlingswerk ist HappyEnd dabei beachtlich stilsicher inszeniert. Das Tokio der nahen Zukunft wirkt zwar oft in der Vision von Regisseur Neo Sora nicht ganz nachvollziehbar, die allgemeine Stimmung überträgt HappyEnd aber gelungen. Ebenso wie die Darstellung diverser Japanerinnen und Japaner mit internationalem Hintergrund, die hier den Fokus der Geschichte einnehmen. Im japanischen Kino ist dieses Augenmerk auf Minderheiten und ihre Herausforderungen im Alltag noch etwas sehr besonderes und daher begrüßenswert. 

Gerade was Botschaft und Ambition angeht, ist HappyEnd also ein ebenso spannendes wie erfreuliches Werk geworden. Schaut man auf Erzählung und das allgemeine Pacing, fällt das Urteil jedoch etwas schwieriger aus. HappyEnd nimmt sich Zeit, verliert aber einige Male die eigenen Ideen aus den Augen und schafft es bis zum Ende keine klare Linie bei den Coming-of-Age-Geschichten zu fahren. Hier wäre etwas mehr Fokus wünschenswert gewesen, lädt sich der Film doch deutlich zu viel narrativen Ballast auf die eigenen Schultern. Gerade der spannende Aspekt der Überwachung durch künstliche Intelligenz kommt dabei über plakative Stichworte nicht hinaus. Und das lässt den Film, trotz aller Vorzüge, am Ende leerer wirken, als er es im Ansatz wirklich ist.

Fazit

„HappyEnd“ wirf einen interessanten, ernsten Blick in eine nahe Zukunft, die von Technologie und Autokratie regiert wird und die nur durch den Zusammenhalt der Jugend noch gerettet werden kann. Regisseur Neo Sora entlarvt sein Herkunfstland als Ort, der Diversität unterdrückt und verleiht den Randgruppen Japans eine Stimme, die man nur selten in den Filmen des Landes der aufgehenden Sonne so präsent wahrnimmt. Dazwischen wird eine emotionale Geschichte über das Heranwachsen erzählt, die ambitioniert ausfällt, gerade in den Bereichen Fokus, Struktur und Pacing aber noch eigenes an Entwicklungspotenzial mitbringt. 

Kritik: Thomas Söcker

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