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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Etwa auf halber Treppe ihres Lebens haben sich die befreundeten Paare Düring und Kukowski festgefahren. Chris und Kathrin Düring haben sich in Alltag und Bett nicht mehr viel zu sagen, während Uwe Kukowski rund um die Uhr in seiner Imbissbude schuftet und darüber seine Frau Ellen und die Kinder vergisst. Kein Wunder, dass sich die vereinsamte Ellen und der nach Abwechslung drängende Chris näher kommen. Doch das Verhältnis fliegt auf – plötzlich werden alle Karten neu gemischt, Bewegung kommt in den Alltag, und es zeigt sich, dass auch noch einmal kleine Wunder möglich sind...

Kritik

Vielfach honoriert (unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Spielfilm in Silber oder auch mit dem Silbernen Bären auf der Berlinale 2002) hat der Thüringer Andreas Dresen mit „Halbe Treppe“ wieder Hoffnungen dahingehend geweckt, dass in der Zukunft weiterhin die Chance besteht, deutsches Autorenkino zu erleben. Und wenn man sich die Hintergrundgeschichte von „Halbe Treppe“ ansieht und in Erfahrung bringt, dass der Film (fast) ohne Drehbuch entstanden ist, sondern einzig von den Improvisationen seiner Schauspieler lebt, dann merkt man schon, dass Andreas Dresen einen künstlerischen Willen dahingehend offenbart, der weniger an vollendeten Tatsachen interessiert scheint, sondern vielmehr an einer freien, natürlichen Entwicklung von Gegebenheiten und Charakteren. Mit der Natürlichkeit aber ist das so eine Sache; und als Zuschauer wird man sich bei der Sichtung von „Halbe Treppe“ ein ums andere Mal die Frage stellen, wie real das Ganze eigentlich in Wirklichkeit anmutet, wenn man das Gezeigte aus dem filmischen Rahmen schneiden und in unseren Alltag projizieren würde.

„Halbe Treppe“ trägt eine Zwickmühle mit sich herum, aus der er sich partout nicht befreien kann, allerdings auch aus dem Grund, weil er sich durchweg unbedingt in sie hinein manövrieren möchte. Die Krux am Improvisations-Nichtkonzept ist, dass Andreas Dresen mit Axel Prahl („Harms“), Thorsten Merten („Schwerkraft“), Steffi Kühnert („Hotel Lux“) und Gabriela Maria Schmeide („Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“) vier arrivierte Schauspieler zur Verfügung standen, die allesamt eine erfolgreiche Theaterkarriere vorzuweisen haben. Jeder von ihnen ist in der Lage, emotionale Regungen nuanciert auszuspielen; jeder von ihnen weiß, welche mimischen und gestischen Hebel wann zu bedienen sind, um ein tiefes Gefühl vom Inneren an die Oberfläche zu kehren – Aber ist das überhaupt Sinn der Sache? „Halbe Treppe“ nämlich zieht uns mit seinen milchig-unbearbeiteten Wackelkamera-Bilder in einen Frankfurter Plattenbaurealismus,in dem es den hiesigen Menschen vielleicht nicht unbedingt möglich ist, ihr ramponiertes Seelenleben durch den entsprechenden, auf eine professionelle Ausbildung zurückzuführenden physiognomischen Ausdruck zu bringen.

Die Figuren wirken etwas zu sicher, zu koordiniert in ihrem Gebaren, was sie dann auch etwas zu zahm macht, weil hier nicht immer aus dem Leben gefallene Individuen mit dem Scheitern der Ehe ringen, sondern anerkannte Bühnenveteranen diese affektiven Zustände schauspielerisch nachempfinden und tragikomisch koppeln. Dass „Halbe Treppe“ aber immer noch ein wirklich guter Film geworden ist, spricht auch für Andreas Dresen, dessen Einfühlsamkeit im Umgang mit aufgeriebenen Beziehungsgeflechten unverkennbar über jeder Szene thront: „Halbe Treppe“ versucht sich nicht an intellektuellen Erläuterungen, sondern baut auf ein sensitives Erfahren. Nicht nur die Liebe kann Menschen verschmelzen lassen, auch der Schmerz verbindet, während das (gebrochene) Herz zunehmend jede gesunde Ratio torpediert. Die emotionalen Eruptionen spart „Halbe Treppe“ zwar aus, das große Brodeln ist nur hinter den Gesichtslandschaften zu erahnen, aber doch wird vollkommen ersichtlich, worauf Andreas Dresen schlussendlich hinaus will: Nichts muss verloren sein, wenn man noch in der Lage ist, das Fenster zu seiner selbst ein Stück weit offen zu lassen – Wer weiß, was eines Tagen durch dieses hineingeflattert kommt.

Fazit

Wie gewohnt blickt Andreas Dresen äußerst einfühlsam auf seine stagnierenden Charaktere und schenkt ihren Innenleben die nötige Aufmerksamkeit. „Halbe Treppe“ möchte nicht intellektuell Erläutern, sondern strebt ein sensitives Erfahren an, was ihm letzten Endes auch ziemlich gut gelingt. Etwas problematisch ist nur, dass die Schauspieler, allesamt Bühnenveteranen, ihre Sache einfach ZU gut machen, als dass sie noch als wirklich aus dem Leben gefallene Individuen wahrgenommen werden können. Dennoch, ein wirklich gelungener Film.

Kritik: Pascal Reis

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