Godzilla ist eines der bekanntesten Monster der Filmgeschichte. Vor mittlerweile 65 Jahren stapfte die riesige Echse erstmals über die Leinwand. Damals noch als Allegorie auf das japanische Trauma der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki erdacht, entwickelte sich Godzilla über die Jahre vom Monster immer mehr zum Antihelden, der die Menschheit vor den verschiedensten Gefahren beschützen würde. Dabei schreckten die Macher auch vor den abstrusesten Ideen nicht zurück. Genau dieser Wandel, von einer tiefgehenden Allegorie hin zu absurden und oft unfreiwillig (oder freiwillig?) komischen Filmen, machte die Reihe bei Fans so beliebt.
Während auch der letzte japanische Film sich bei Fans großer Beliebtheit erfreute – nicht zuletzt ob seiner politischen Allegorien, die an die Stärken des ersten Films erinnerten – wurde die amerikanische Version von Gareth Edwards (Rogue One) aus dem Jahr 2014 mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen. Der größte Kritikpunkt war die geringe Screentime des namensgebenden Monsters. Mit dem dritten Eintrag in Legendary Pictures und Warner Bros. MonsterVerse - Godzilla 2: King of the Monsters - versucht nun Regisseur Michael Dougherty (Krampus) auf eben diese Kritik einzugehen. Doch wird sich diese quantitative Änderung auszahlen?
Ähnlich wie im Film soll auch diese Kritik in zwei unterschiedliche und fast schon strikt voneinander trennbare Bereiche unterteilt werden. Bevor wir uns also den Monstern widmen, schauen wir uns erst einmal die menschliche Seite von Godzilla 2: King of the Monsters an. Mit Millie Bobby Brown (Stranger Things), Kyle Chandler (King Kong), Vera Farmiga (Conjuring), Sally Hawkins (Shape of Water), Charles Dance (Game of Thrones), Ken Watanabe (Inception) und Zhang Ziyi (Tiger & Dragon) hat man immerhin einen durchaus beachtlichen Cast zusammengestellt. Schade nur, dass dieser ob des furchtbaren Scripts weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Der Film beschränkt sich auf die nötigsten Informationen und versucht erst gar nicht, irgendeiner Figur einen Charakter zu verleihen. Alle sind nur da, um die Story voranzutreiben. Und wird dann mal versucht einer der Figuren etwas mehr Hintergrund zu gestatten, verläuft das stets im Nichts. Da wünscht man sich fast die flachen Charaktere des ersten Films zurück. Immerhin haben diese uns – insbesondere dank Bryan Cranston (Breaking Bad) – einige emotionale Momente beschert. Davon fehlt es im zweiten Teil gänzlich. Und das obwohl der Film mit dem Tod eines Kindes beginnt und damit allerhand Möglichkeiten bietet, den Zuschauer auch emotional einzubinden.
Leider sind es aber nicht nur die Charaktere, die unter dem uninspirierten Drehbuch zu leiden haben, sondern auch die Story des Films. Diese füllt in ihren besten Momenten die Passagen zwischen den Monsterkämpfen mit Exposition und wird in ihren schlechtesten Momenten so abstrus und unglaubwürdig, dass man am liebsten den Kinosaal verlassen würde. Der Gipfel der Frechheit ist dabei der Plan der Bösewichte, der so weit hergeholt ist, dass sich selbst ein Lex Luthor oder Helmut Zemo darüber schlapplachen würden. Von den teils vorhersehbaren und teils hanebüchenden Twists wollen wir gar nicht erst anfangen. Auch wenn die Autoren vom 2014 Godzilla das Rad nicht neu erfunden haben, so konnten sie doch zumindest eine geradlinige Geschichte rund um das japanische Monster erzählen. Godzilla 2: King of Monsters ist sowohl charakter- als auch storytechnisch ein ziemliches Desaster.
Doch widmen wir uns nun dem Herzstück des Films: Den Monstern. Und oh ja, davon bietet der Film verdammt viele. Michael Dougherty erhöht dabei nicht nur die bloße Anzahl der Monster, sondern auch die Anzahl der Szenen, in denen sie aufeinandertreffen. Den ganzen Film hindurch wird die belanglose Story immer wieder mit ordentlicher Monster-Action unterbrochen, so dass Kritiker des Edwards Films nun endlich das bekommen, was sie immer wollten. Sollte man zumindest meinen. Doch leider bedeutet eine Steigerung in der Quantität nicht gleichzeitig auch eine gleichbleibende oder gar bessere Qualität. Genau hier wird deutlich, warum Edwards Umgang mit Godzilla vielleicht doch die richtige Herangehensweise war. Dadurch, dass der Regisseur den Auftritt des Monsters so lange hinausgezögert hat, hatte sein Einsatz zum Ende des Films genau die Wirkung, die er haben sollte. Der Kampf war episch und blieb im Gedächtnis.
Michael Dougherty hingegen nutzt die Kämpfe so inflationär, dass sie schnell ihre Wirkung verlieren. Und das obwohl wir erstmals Monster wie Godzilla, King Ghidorah und Rodan in tollem CGI gegeneinander kämpfen sehen. Auch die Art wie Dougherty das ganze inszeniert hilft dabei nicht. Viele undeutliche Bilder, schnelle Schnitte und stetiges Einblenden der Menschen am Boden (oder auch zu Luft), stören den Genuss der Monsterschlachten enorm. Während Edwards uns lange hungern lies, um uns am Ende ein Gourmet Dinner zu kredenzen, stopft Dougherty uns so lange mit Fast Food voll, bis wir uns übergeben müssen.
Dennoch werden alteingesessene Godzilla Fans nicht drum herumkommen, einige Momente dieses Films zu lieben. Das erste Mal King Ghidorah, Rodan und Mothra in ihrem neuen CGI-Gewand auf der großen Leinwand bestaunen zu dürfen, ist eben doch etwas Besonderes. Und auch wenn die Kämpfe nicht optimal inszeniert sind, schafft Dougherty mit seinem Effects-Team doch immer wieder Einstellungen, die man sich am liebsten sofort ausdrucken und in seine Wohnung hängen möchte. Ertönt dann noch das altbekannte Godzilla Main Theme, erzeugt das selbst beim größten Polemiker Gänsehaut. Leider machen diese Momente nur einen Bruchteil der 132 minütigen Laufzeit aus und können den Film daher auch nicht mehr retten.