Die Reihe rundum den Machete schwingenden Mörder Jason (Warrington Gillette, Time Walker) ist vor allem in den frühen Filmen von einem reaktionären Motiv geprägt. Jason ermordet Jugendliche, die sich den natürlichen Freuden der Jugend hingeben. Das erscheint in dieser Reihe deshalb so stereotypisch, weil mit den verschiedenen Camps eine Sphäre abseits der alltäglichen Realität geschaffen worden ist, in der sich die Heranwachsenden unbeirrt dem Feiern, dem Trinken und Ausleben von Sexualität erfreuen können. Ebenso ist es auch eine Sphäre für Jason, der Jagd auf die Besuchenden machen kann, ohne dabei behindert zu werden. Die einfache Ausgangssituation war auch Grund dafür, dass die Freitag der 13.-Filme neben Halloween und Nightmare-Mörderische Träume zu den großen Kultfilmen der späten 70er und frühen 80er-Jahren des Genres zählen, obwohl sie an die Qualität der genannten Klassiker nie heranreichten.
Und dennoch ist gerade dieser zweite Teil der Reihe, der von vielen als bestes Kapitel aufgefasst wird, besonders interessant. Schließlich weiß er durch eine ungemeine Schnörkellosigkeit zu trumpfen. Jason wirkt hier wie ein Tier, das vom puren Instinkt gesteuert wird, das sich nur von den Worten der Mutter beirren lässt und sonst ohne Vergnügen und routiniert handelt. Er scheint es auf jeden abgesehen zu haben, der in seinen Wohlfühlbereich eindringt. Zu leicht wäre es, diesen Film aufgrund seines konservativen Motivs als gänzlich reaktionär abzustrafen, denn das scheint es nicht zu treffen. Wir sympathisieren zu keinem Zeitpunkt mit Jason, sehen bei ihm auch keinen Grund zur Identifikation. Das ist durch seine Entmenschlichung, die sich nicht zuletzt an dem ihm übergezogenen Kartoffelsack bemerkbar macht, der sein Gesicht und damit seine menschlichen Züge verdeckt, nicht möglich. Er wirkt wie ein Monster in Form einer bestienartigen Legende.
Doch auch die Campbewohnenden sind nicht mehr als Projektionsflächen vermeintlicher Jugensünden. Sie erscheinen als Mittel zum Zweck , damit Jason einen Trigger findet, auf die Jagd zu gehen. Die Zuschauenden finden sich in keinem Charakter, sondern in einer Situation wieder, die sie zu beobachten haben. Die mangelnden Identifikationsangebote, das abgeschottete Camp und die aufs nötigste reduzierte Handlung lassen Freitag der 13. Teil 2 wie den Stereotypen eines Slashers schlechthin wirken. Er funktioniert als Anschauungsobjekt eines zentralen Themas des Slashers, ohne es sich problematischerweise gänzlich selbst anzueignen.
Das Subgenre des Slashers ist stets von einer Autorität geprägt, da der Mörder immer auch eine richtende Funktion hat, auch wenn diese nicht direktes Motiv seiner Taten sein muss. Das Subgenre hat sich gerade nach der emanzipatorischen Zeitepoche der 60-70er Jahre herausgebildet, weil es gesellschaftlich die Ambivalenz zwischen Befreiung und vermeintlicher "Sünde" zu verhandeln galt. Der Verfasser dieser Kritik entschied sich dafür im Rahmen des diesjährigen Horrorctobers Freitag der 13. Teil 2 auszuwählen, da die wenigsten Filme dies durch eine derartige Reduziertheit deutlich machen: Jason jagt hirnlos und mit roher Gewalt die Jugendlichen, die einfach ihre Zeit genießen wollen. Dadurch, dass sich die Zuschauenden jedoch mit keinem Charakter identifizieren, sind sie auf das Camp-Setting zurückgeworfen, das als stereotypes Slasher-Setting ein Grundthema des Subgenres offenlegt.
Jasons ständige Jagd bekommt durch die besonders dunklen Bilder, die raue Inszenierung und den treibenden Score einen rohen Anstrich, der uns gleichermaßen in einen Zustand von Unbeteiligtheit und Aufregung versetzt. Damit ist Freitag der 13. Teil 2 nicht nur ein ästhetisch interessanter Film, sondern erscheint auch um einiges unterhaltsamer und kurzweiliger als sein Vorgänger, der über einige stockenden Unbeholfenheiten in der Erzählung nicht hinwegtäuschen konnte. Er stellt eines der absoluten Highlights des Franchises dar, das gerade im Gegensatz zu Jasons späteren Ausflügen ins All oder nach Manhattan fokussiert und wenig trashig ausfällt. Auch begegnen wir dem besten Jason, der nur selten derartig bedrohlich und unberechenbar wirkte. Nicht umsonst wurde er im Remake dankbar wieder aufgegriffen und gehört unter Fans zu den beliebtesten Interpretationen des dauerhaften Camp-Besuchers.