Inhalt
Einige analoge Bilder, als sentimentale Erinnerung an uns, an biologische Materie, an die Dinge, die mal waren, und die Weisen, wie wir sie filmten, bevor alles verschwinden wird. Es folgt eine Komposition aus kristallklaren, digitalen Bildern – Topshots weißer Unendlichkeiten der Antarktis, choreographierte Fahrten, Flüge –, die hier und da Störungen, digitale Effekte aufweisen und von Atmen, Tonverzerrungen, weißem Rauschen begleitet werden.
Kritik
Eine dystopische Vision wollte Viera Cakanyova nach ihren eigenen Worten in ihrem Langfilmdebüt kreieren. Das ist der in der slowakischen Experimentalfilmerin gelungen. Ihr Zusammenschnitt vorwiegend arktischer Naturbilder und dissonanter Geräuschkulisse evoziert das erschreckende Zukunftsbild einer Berlinale, die auch das nächste, übernächste und überübernächste Jahr im Programm des Forums Werke wie das Cakanyovas zeigt. Ihre Bild-Sound-Collage ist weniger Film als filmische Behauptung. Doch auf irgendeine Aussage oder ansatzweise erkennbare Bedeutung wartet das Publikum vergebens.
Viele warten auch nicht, sondern flüchten nach den ersten Minuten, in denen auf der Leinwand zu Knarzgeräuschen Wasser- und Gletscherbilder in Endlosschleife laufen. Höhepunkt an Figurenaktion sind da ein Pinguin-Duo oder eine auf dem Eis dösende Robbe. Zweite wird mittels eines holprigen Special Effekts entfernt. Die Natur von der Technik ausradiert - tierschürfend, denkt mal drüber nach! Die Regisseurin hat das angeblich ganz intensiv getan und befand: Beim Film geht es zu sehr um Menschen.
Echt? Film dreht sich doch meist um Geld oder darum, vorzugaukeln, es gäbe eine Message, obwohl es bloß drittklassige Landschaftsaufnahmen sind. Gemeint ist ein Film ohne menschliche Hauptfigur. Kamera stundenlang auf eine Hauswand richten = anti-anthropozentrisches Kino. Die Robbe lag nicht zufällig im Bild. Das alles soll angeblich darauf verweisen, dass es eines Tages eine Welt ohne Menschheit geben wird. Gar kein so schlimmer Gedanke. Dann gibt es nämlich auch nicht mehr dergleichen prätentiöse Festivalbeiträge.
Fazit
Alljährlich gibt es Berlinale-Filme, die nicht auf ein Festival gehören, sondern in einem Ausstellungsraum für Bild-Klang-Installationen. Und es gibt Filme, die genügen nichtmal dazu. Ein Beispiel ist Viera Cakanyovas abendfüllende Bilderschau, die den aktuellen Klima-Diskurs ausnutzt, um sich selbst eine nicht existente Bedeutung zuzuschreiben. Konzipiert war der Mix aus Gletscherpanoramen zu enervierenden Surren als potenziell von künstlicher Intelligenz geschaffenes Werk. Herausgekommen ist ein Produkt ohne erkenntliche menschliche Intelligenz. Ein Teilerfolg? Nein.
Autor: Lida Bach