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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Laurel Hester lebt seit über 20 Jahren für ihren Job als Polizeikommissarin, ein Privatleben findet bei ihr nicht statt. Dies ändert sich schlagartig, als sie die junge Mechanikerin Stacie Andree kennenlernt. Die beiden verlieben sich aller Unterschiede zum Trotz ineinander und bauen sich eine gemeinsame Zukunft auf. Dazu gehören das eigene Haus mit Garten und Hund und schließlich sogar die eingetragene Lebenspartnerschaft. Doch ihr Glück währt nicht lang. Laurel erhält die erschütternde Diagnose, dass sie an Lungenkrebs im Endstadium erkrankt ist und ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Ihr letzter Wunsch ist, dass Stacie in ihrem Haus wohnen bleiben kann. Das kann sie aber nur, wenn ihr Laurels Pensionsansprüche übertragen werden. Die zuständigen Behörden lehnen ihr Gesuch wiederholt ab. Auch innerhalb der Polizei erfährt Laurel, der es immer schlechter geht, keinen Rückhalt. Nur ihr Kollege Dane Wells und der exzentrische Aktivist Steve Goldstein halten zu Laurel und Stacie in ihrem Kampf um Gerechtigkeit, bis sie unerwartete Unterstützung erhalten...

Kritik

Das Schicksal von Laurel Hester ist ein bemerkenswertes und eines, für das sie zurecht hoch geschätzt wird. Die amerikanische Polizistin, die vor knapp zehn Jahren an Krebs starb und forderte, dass ihre Hinterlassenschaften (wie bei heterosexuellen Ehen üblich) an ihre Partnerin gehen (was damals bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht üblich war). Bereits im Jahr ihrer Aufsehen erregenden Forderung widmete sich ein kurzer Dokumentarfilm ihrer Person, der ebenfalls „Freeheld“ heißt und den Oscar bekam. Ellen Page, die vor ein paar Jahren ihr Coming-Out hatte, bemühte sich eine lange Zeit darum, die Geschichte von Hester in einem Langfilm auf die Leinwand zu bringen. Als schließlich Julianne Moore dazu stieß, wurde das Projekt langsam realisierbar. Dieser Film wird allerdings keinen Oscar bekommen - und das ist leider in Ordnung.

Die dritte Regiearbeit von Peter Sollett („Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht“) ist sich der Aktualität der Thematik durchaus bewusst, nicht aber ihrer Brisanz und der wichtigen Möglichkeiten, die sich in diesem Feld auftun. Anstatt nämlich die Geschichte von Hester (Julianne Moore, „Still Alice“) und ihrer Lebensgefährtin Stacie (Ellen Page, „Juno“) mit Gefühl zu erzählen, wird die Geschichte breitgetreten und auf ihre politisch-liberale Aussage reduziert. Die Figuren bleiben leere Hüllen und das muss man erst einmal schaffen, wenn es sich um Charaktere mit realen Vorbildern handelt. Hier zeigt sich schnell die unsympathische Herangehensweise, die diesem Film so sehr schadet. Der Film nutzt sein Thema für eine Prestige-Tour, für unehrliches Ergriffenheits-Kino, das sich nicht um seine Figuren schert, aber immer zum ganz großen Publikum schielt.

Das fängt an bei dem Plakat des Films, das sich anscheinend dem viralen Zeichen für Ehengleichheit bedienen musste, obwohl dies nichts mit der Geschichte des Films am Hut hat. Das ist niederste Kommerzialisierung und hat Verachtung verdient. Und auch wenn das Poster nichts über die Qualität des Filmes aussagt, ist diese beschriebene Problematik symptomatisch für den ganzen Film anzusehen. Schon nach fünfzehn Minuten wird hier deutlich, wohin die Reise gehen soll; mehr als Kino fürs schlichte Gemüt ist hier nicht drin. Das ist in keiner Weise auf irgendeine Art beachtlich, vor allem aber ist das nie emotional einnehmend. Und das ist das Todesurteil, das der Film sich selbst unterschrieben hat. Tragisch ist, dass der Film überzeugt ist, das richtige zu tun und die Intention ist mit Sicherheit auch eine edle. Dennoch ist und bleibt das Kino eine Kunstform - dieser Film hingegen ist nur einmal mehr die alte Leier.

Sollett drückt stilistisch viele Knöpfe. Leider begnügt er sich mit denen, die am ehesten zu erreichen sind, sodass ihm weder eine große emotionale Resonanz gelingt, noch eine intellektuelle Errungenschaft oder gar ein filmisch interessantes Werk. Strandspaziergänge, Gefühlschaos inklusive „Schämst du dich für mich?“-Momenten und den bösen Buben, die diese „Scheißlesben“ aus der Stadt jagen wollen. Das ist von Anfang an derart sperrig und zäh inszeniert, dass der Film nie tief genug dringt, um den Zuschauer an Hirn und Herz zu berühren. Das ist schon nach fünfzehn Minuten beschlossene Sache, bis der Film nach einer halben Stunde mit einer Szene um die Ecke kommt, in der Hesters Kollege Dane (Michael Shannon, „Man of Steel“) mit ihr in einen Streit verwickelt wird. Auf einmal sagen die Charaktere etwas, was hinsichtlich der Thematik irgendwie mutig erschien, irgendwie anders, irgendwie so, wie der Film hätte werden sollen. Die Divergenz zwischen Mann und Frau, Homo- und Heterosexuellen wird angesprochen, endlich geht es mal an die Substanz - nur um Sekunden später eine Kehrtwende zu vollziehen. Zurück zur plakativen Mitleidsmaschinerie. Man will ja schließlich das Publikum nicht beim Schlafen stören.

Fazit

Wenn sich eine Reihe von weißen Männern in Anzügen über Lesben lustig machen, wenn Schematik jegliches Gefühl unterdrückt, wenn ein Cast von Superstars als „anwesend“ zu kommentieren ist und einzig Ellen Page gut ist, wenn ein Film ein einziges Luftloch darstellt und eine wahre und ergreifende reale Begebenheit bis zur Schmerzensgrenze trivialisiert wird, dann flimmerte „Freeheld“ über die Leinwand. Film-Vergleiche mögen ungerecht sein, da dieser hier jedoch keinerlei Einfluss auf die Wertung hatte, soll er genannt werden: „Freeheld“ ist ein Film, der einem die wahren Stärken von Todd Haynes’ „Carol“ vor Augen führt.

Kritik: Levin Günther

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