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Inhalt

Mithilfe von archiviertem Filmmaterial und Interviews von und mit Katia und Maurice Krafft rekapituliert die Regisseurin Sara Dosa die Kennenlernphase und das Lebenswerk des französischen Vulkanologen-Paares, das im Jahr 1991 in Japan beim Vulkanausbruch des Mount Unzen ums Leben kam.


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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Lavaströme, bebende Böden, Eruptionen, pyroklastische Ströme – die Vulkane laden in all ihrer schaurig schönen Gewalt zu Metaphern über die Verhaltensweisen und Bestandteile des menschlichen Körpers gerade zu ein. Da passt es nur zu gut, wenn der französische Vulkanologe Maurice Krafft sein Fachgebiet als eines „jenseits des menschlichen Verständnisses“ beschreibt, obwohl er und seine Frau Katia dabei sind die geologische Manifestierung von brodelnden, impulsiven Gefühlen eines Menschen auf 16mm-Filmrollen festzuhalten. 31 Jahre sind nun seit ihrem Tod beim Ausbruch des japanischen Vulkans Mount Unzen vergangen und ihr umfassendes Archiv wurde nun im Jahr 2022 in gleich zwei Dokumentarfilmen gehuldigt: Zum einen „Die innere Glut“ von Werner Herzog (In die Tiefen des Infernos) und zum anderen Feurige Liebe von Sara Dosa (The Seer and the Unseen).

Während Herzog die Aufnahmen der Kraffts mittels Operngesang, klassischer Musik und seinen Umschreibungen zu einem hypnotisierenden Andenken verschmelzen lässt, versucht Dosa drei Aspekte ihres Lebenswerks unter einem Dach zu bringen: Die Ästhetik und Bedeutung der teils hochriskanten Aufnahmen als auch die Betonung auf der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, die mit ihrem Beruf eng miteinander verzahnt ist. Aber braucht es die Betonung wirklich, wenn der rührselige Filmtitel und die Bilder von und mit den Kraffts dies in sich bereits vereinen?

Um die Bilder und die Verantwortlichen gleichermaßen zur Geltung zu bringen, greift Dosa auf mehrere Erzählmethoden zurück: Die im 4:3-Format präsentierten Bilder werden von der Erzählerin Miranda July (Somebody) begleitet, Tagebucheinträge von Katia werden von einer französischen Schauspielerin nachgesprochen, moderne Infografik-Collagen sollen jüngere Zuschauer abholen und es werden Interviewschnipsel der beiden aus französischen Talkshows und Fragerunden eingespielt. Diese Herangehensweisen funktionieren durchaus, führen aber dazu, dass die Aussagekraft der Bilder durch die mitunter wenig enthusiastischen Kommentare von July – die den Vornamen Katia unsauber ausspricht – und den Tagebuchausschnitten doppelt oder dreifach unterstrichen wird. Die Methoden konkurrieren miteinander und resultieren in eine inkonsistente Erzählweise. Ebenfalls stören Momente, in denen July beispielsweise die offensichtliche Unabdingbarkeit des Teamworks zu gefühlvoll herausstellt: „Aber Maurice kann diese Arbeit nicht ohne Katia machen. Katia kann es ohne Maurice auch nicht. Und zusammen sind sie wegen dem Vulkan da, der angesichts ihrer Schmeichelei gleichgültig ist.“ Ein besseres Timing zeigt die Narration, wenn der berufliche Fokus von Maurice und Katia in einem Splitscreen dargestellt wird und das Bildformat sich für kurze Zeit zu einem Mikroskop verändert.

Seine stärksten Momente hat Feurige Liebe ausgerechnet dann, wenn Dosa die Erzählung in Hintergrund rücken und die umtriebigen Lavamassen und das Ausmaß dessen Destruktivität minutenlang laufen lässt und dabei nur der O-Ton der Aufnahmen oder zum Beispiel ein dröhnender Klangteppich dem Gezeigten zusätzliches Gewicht verleiht. Dabei weist die Musikauswahl im Vergleich zu Herzogs Beitrag eine willkommene, größere Genrevielfalt auf: Neben den distanzierten Ambient-Stücken mit Synthesizer-Anstrich wird der Alltag der Kraffts mit verträumten, Jazz-angehauchten Stücken von Nicolas Godin vom Downtempo-Duo Air aufgelockert, die ihre risikoreichen Expeditionen in abenteuerfreudige Wanderungen mit feurigem und dampferfülltem Panorama als Höhepunkt ihrer Reisen verwandelt.

Zwei Leben, verschrieben den Vulkanen der Erde – das Gebiet der Vulkanologie sahen die Kraffts als eine Möglichkeit zur Distanzierung von der Menschheit angesichts der gesehenen Gräueltaten im Vietnam-Krieg Mitte der 60er-Jahre. Doch dieser Eskapismus holt das Paar eines Tages wieder ein, als sie die verheerenden Auswirkungen eines Vulkanausbruchs im kolumbianischen Armero begutachtet haben. So schließt Feurige Liebe den bewundernswerten Kreis ihrer Leidenschaft auf eine schöne und ultimative Art und Weise, bei der man für den Moment ein Auge zugunsten der Sentimentalität zudrücken kann: Sie konnten nun mittels ihres Fachgebiets ein größeres Zeichen im Dienste der Menschheit setzen, als ihre Unterstützung der Anti-Kriegs-Proteste im Jahr 1967 es je vermag haben. Einen Richtlinienplan erstellten sie, der betroffene Städte und Dörfer zu einer rechtzeitigen Evakuation verhelfen soll, der leider nur mit einem Ausschnitt des Dokuments grob überflogen wird. Gesammelte Warnzeichen ignorierten sie schließlich in Japan mit fatalen Folgen, dem Moment, als ihre jahrelange Forschung zum zu nahen Annäherungsversuch verpuffte, als ihr Leben der Faszination zum Vulkan unterlag und sie eins mit ihrer Leidenschaft wurden.

Fazit

Selten bekommt man derart mächtige Bilder über die destruktive und schöpferische Kraft von Vulkanen vorgezeigt wie die aus dem umfangreichen Filmarchiv von Katia und Maurice Krafft, bei dem die Regisseurin Sara Dosa sich reichlich und mit Respekt bedient hat. Der Soundtrack heitert die schwere Atmosphäre zwischendurch gewitzt auf, behält aber, wie die Protagonisten, auch die nötige Distanz zur Faszination. Zwei Faktoren beeinträchtigen „Feurige Liebe“ jedoch, denn Miranda July wirkt als Herzog’sche Erzählerin zu bemüht und rutscht in repetitive, süße Umschreibungen von Beruf und Beziehung ab und die Erzählmethoden hätten zudem gebündelt werden können. Dies sind am Ende sichtbare Konturen in einem Porträt, das die Bandbreite der Leidenschaft eindrucksvoll verdeutlicht.

Kritik: Marco Focke

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