MB-Kritik

The Party’s Over 2024

Comedy, Drama

Beatriz Arjona
Sonia Barba
Carlos Bernardino
Frank Feys
Edith Martínez Val
Gonzalo Validiez

Inhalt

Das Leben einer wohlhabenden Geschiedenen in Südspanien gerät aus den Fugen, als eine junge senegalesische Einwanderin in ihrem Geräteschuppen Schutz sucht. Daraus entsteht eine ergreifende Geschichte, die Humor und Verletzlichkeit verbindet.

Kritik

Ein junger Migrant auf der Flucht von Senegal nach Frankreich versteckt sie für eine Nacht auf dem Grundstück einer reichen Gesellschaftsdame. Die findet nach einem ersten Schrecken Gefallen an dem ungewöhnlichen Besuch, dessen Bitten, weiterreisen zu können, sie hartnäckig ignoriert. Aus Gastlichkeit wird langsam Gefangenschaft … Die Prämisse Elena Manriques paternalistischer Parabel klingt nach einem Horrorfilm und das ist das sinnbildliche Szenario auch für alle, die der Sozialsituation der Protagonistin näher stehen als jener ihrer arrivierten Antagonistin. 

Deren sadistischer Spaß an Zeitdruck und Zwangslage des jungen Bilal (Edith Martínez-Val) ist überdeutlich auch ein solcher aus Sicht der Regisseurin. Deren infantilisierende Inszenierung ihrer hilflosen Hauptfigur spiegelt unangenehm deren bevormundende Behandlung durch Carmina (Beatriz Arjona, Voces). Der Übergang von ihren fremdenfeindlichen Faux pas zu denen Manriques sind fließend in ihrem selbstverfassten Skript. Dessen fragwürdige Witze beschränken sich auf diskriminierende Dialoge mit der immer gleichen Pointe: Bilal ist nicht in der Position zum Kontern von Beleidigungen. 

Letzte sind noch abgeschmackter durch die beständig gesteigerte sexuelle Komponente. Die absurde Aufdeckung Bilals wahrer Identität als Binta, die noch vorhersehbarer ist als die sozialromantische Solidarität Carminas Haushälterin Lupe (Sonia Barba), mündet in Transfeindlichkeit und homophober Häme. Spätestens hier enthüllt sich die gehässige Gesellschaftsgroteske als fiktive Folie für eine abfällige Aggressivität und Arroganz, die neofaschistische Tendenzen beunruhigend salonfähig machen. Die elitäre Erniedrigung von Arbeiterschicht und gesellschaftlichen Außenseitern wird zum Entertainment; auf der Leinwand und davor.

Fazit

So wie die von Beatriz Arjona mit selbstverliebt Süffisanz verkörperte Gastgeberin und Gegenspielerin der pragmatischen Protagonistin diese gefangen in ihrem Garten nach Belieben bedrängt und beleidigt, tut es Elena Manrique in ihrer bigotten Burleske. Deren dramaturgischer Rahmen ist ideal für eine Sozialkritik, die systemkonforme Sympathien und geschmacklose Gags systematisch aushebeln. Bigotte Besitzansprüche wohlhabender Weißer gegenüber materiell und systemisch unterlegenen Menschen werden emotionalisiert und entschuldigt, während die soziologisch nivellierte klassistische und rassistische Ausbeutung als Amüsement dargestellt wird.

Autor: Lida Bach
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