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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

„Beid, Hafsa, Melissa, Manessa, Mohammad … 25 Kinder und ihre engagierte Lehrerin. Wir wollten herausfinden, wer sie sind, wir wollten ihre Fähigkeiten und Strategien, ihre Freuden, Ängste und Nöte kennenlernen“, sagt Regisseurin Ruth Beckermann. Mehr als 60 Prozent aller Kinder in Wiener Volksschulen sprechen Deutsch nicht als Erstsprache. Gleichzeitig herrscht akuter Mangel an Lehrer*innen und Betreuer*innen.

Kritik

Auf der Berlinale, wo Ruth Beckermanns (Mutzenbacher) Langzeit-Doku in der Sektion Encounters Premiere feiert, erinnert die in einer Wiener Grundschule entstandene Observation der Kinder eines Jahrgangs nicht nur an Maria Speths 2021 gezeigten Wettbewerbsfilm Herr Bachmann und seine Klasse, sondern formt eine unebene Trilogie mit zwei thematisch verwandten Werken der Sektion Generation. Dabei kontrastiert der zweite Berlinale-Beitrag der Regisseurin und ihrer Co-Autorin Elisabeth Menasse nicht nur aufgrund seines Realismus mit den fiktiven Ellbogen und Sieger sein.

Zweiter ist eine euphorische Bestätigung des deutschen Lehrsystems, erster eine desillusionierte Demaskierung dessen Versagens. Favoriten hingegen ist sichtlich bemüht, die Waage zu halten zwischen Optimismus und Pragmatismus. Der Titel benennt Wiens sogenannten Problembezirk, aber implizit auch die Schulkinder im Fokus der Kamera. Die begleitet das Unterrichtsgeschehen in der Volksschule mit der sich als charakteristisch für die Regisseurin manifestierenden Zurückhaltung, ohne Kommentare oder Kontext. Doch die dadurch suggerierte Neutralität täuscht. 

Der Tenor ist klar idealisierend.Klassenlehrerin Ilkay Idiskut ist stets engagiert und empathisch gegenüber ihren Schützlingen, deren massive Defizite - sprachlich, motorisch und bildungstechnisch - subtil mit deren migrantischen Familienhintergrund parallelisiert werden. Dass daraus entstehende Stärken wie die Fünfsprachigkeit einer Schülerin offenbar brachliegen, wird geflissentlich übergangen, genauso wie die Verpflichtung zu deutscher Sprache oder sozialökonomische Homogenität. Die in einer raren Szene außerhalb der Klassengemeinschaft erwähnten Personalkürzungen machen sich nie praktisch bemerkbar. Hier sieht man bei Pädagog*innen weder Demotivation, noch Diskriminierung und Desinteresse.

Fazit

Die Botschaft Ruth Beckermanns unilateraler Unterrichtsbeobachtung ist eindeutig: Die pädagogischen Herausforderungen in einer multikulturellen, pluralen Gesellschaft sind enorm, aber das abgebildete Schulsystem ist bestens ausgerüstet, sie zu bewältigen. Das möchte man gerne glauben angesichts des aufgeschlossenen Miteinanders der aufgeweckten jungen Protagonist*innen. Individuelle Förderung und progressive Lehransätze sind jedoch auch in Österreich längst nicht die Norm, zu der nie ein Vergleich angestellt wird. So bleibt trotz der stilistischen Stärken und dokumentarischen Dynamik ein zwiespältiger Beigeschmack.

Kritik: Lida Bach

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