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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Paris 1885: Der Lebemann Charles Swann lässt sich auf eine lockere Liaison mit der Halbweltdame Odette von Crecy ein. Als er sich schließlich in sie verliebt, scheitert die Beziehung an seinen Besitzansprüchen und seiner krankhaften Eifersucht.

Kritik

Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) ist in erster Linie für seine filmische Aufarbeitung literarischer Werke bekannt. Daher ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass er sich als großer Anhänger von Marcel Proust als erster an die Umsetzung dessen Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gewagt hat. Der schiere Umfang der Vorlage verhindert jedoch eine umfassende Auseinandersetzung und so beschäftigt sich „Eine Liebe von Swann“ mit dem gleichnamigen Kapitel des ersten Bandes. Noch mehr als bei vielen anderen Literaturverfilmungen bedarf es dabei besonderes Fingerspitzengefühl einen Teilaspekt abzuspalten und als eigenständiges Werk auf die Leinwand zu bannen.

 Nicht selten stand Schlöndorff auch wegen seiner nicht werksgetreuen Adaption in der Kritik und immer wieder werfen seine Filme Fragen über die Wechselwirkung der beiden Medien Film und Buch auf. Inwiefern eine vorlagengetreue Umsetzung überhaupt notwendig ist sei einmal dahingestellt, essentiell ist es jedoch eine funktionierende Bildsprache zu finden und einen Roman nicht nur Seite für Seite abzufilmen. Die Vorzeichen für „Eine Liebe von Swann“ stimmen zuversichtlich, finden sich doch mit Oscargewinner Jeremy Irons („Die Unzertrennlichen“), Ornella Muti („Flash Gordon“) und Alain Delon („Der eiskalte Engel“) fähige Darsteller in den Hauptrollen und bringt Schlöndorff mit seiner Erfahrung und Leidenschaft für die Vorlage zwei Hauptvoraussetzungen mit sich.

„Eine Liebe von Swann“ erzählt von den dunklen Seiten der Leidenschaft und beleuchtet eine junge Liebe, die an krampfhafter Eifersucht und Besitzansprüchen zu zerfallen droht. Mit fieberhaften Blick und unter der schweren Last seiner angestauten Gefühle porträtiert Irons den Lebemann Charles Swann, der in den höchsten Kreisen des Pariser Adels verkehrt. Zusehends verfällt er der Halbweltdame Odette, die durch ihr geheimnisvolles und kokettes Auftreten ein Sinnbild für Lebenslust und Jugend darstellt. Fast ausschließlich, aber dafür erstaunlich vielschichtig, geht es fast ausschließlich um Swanns komplexe Gefühlswelt, seinen inneren Zwiespalt, seine verzweifelten Versuche. Loslassen scheint ebenso wie Vertrauen ein Ding der Unmöglichkeit und so sieht er sich dazu verbannt an seiner Liebe (oder ist es nur Leidenschaft?) zugrunde zu gehen.

Die Pariser Oberschicht Ende des 19. Jahrhunderts fängt der Film gekonnt ein. Kostüme und Szenerien wirken wie aus der klassischen Malerei entnommen und hüllen den Film in ein glaubhaftes Gewand. Trotz malerischer Bilder gelingt es „Eine Liebe von Swann“ nie wirklich Atmosphäre aufzubauen und so scheitert der Film daran eine Verbindung zu seinen Zuschauern herzustellen. Schlöndorff gelingt es zwar die vielschichtigen Emotionen Swanns darzustellen, doch fühlen kann sie der Betrachter nie. Auch wenn sich die Kamera dem Protagonisten noch so sehr annähert, dem Zuschauer bleibt er auf gewisse Weise immer fremd, definiert er sich doch fast ausschließlich über seine Gefühle zu Odette.

Letztlich wirft „Eine Liebe von Swann“ wohl auch die Frage auf, wen dieser Film überhaupt ansprechen soll. Denn die komplexen Emotionen seines Protagonisten arbeitet Schlöndorff zwar dem Roman angemessen heraus, eine formale Sprache findet er dafür jedoch nicht. Dem Umfang geschuldet deckt er auf inhaltlicher Ebene nur Teilaspekte ab, weshalb Liebhaber der Vorlage besser erneut zum Roman greifen. Auf rein filmischer Ebene interessierte Zuschauer vergrault er wiederum durch seine biedere Inszenierung und der einfallslosen Bildsprache. Letztlich ein Film der zwischen den Stühlen steht und dort ist es bekanntermaßen für niemanden wirklich bequem.

Fazit

Schlöndorff spaltet mit „Eine Liebe von Swann“ ein Bruchstück von Marcel Prousts Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ab und adaptiert dieses mit merklicher Leidenschaft. Zwischen opulenten Kostümen und malerischer Ausstattung gelingt es dem Film zwar die vielschichtige Gefühlswelt der Vorlage einzufangen, jedoch nicht diese stimmig auf den Zuschauer zu übertragen. Stellenweise erstaunlich steif und unatmosphärisch wirkt der Film zu vordergründig auf die Obsession seines Protagonisten fixiert und vermag es dadurch nicht ein durchgehend fesselndes Narrativ zu erzeugen.

Kritik: Dominic Hochholzer

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