Inhalt
Ousmane (Omar Sy) ist mit seiner Jeans, der Kapuzenjacke und einer großen Klappe alles andere als ein Vorzeigepolizist, aber sein Revier ist ja auch die berüchtigte Pariser Vorstadt Bobigny. Dort beschattet er seit sechs Monaten einen kriminellen Ring der Pariser Unterwelt und ist den ganz großen Fischen auf der Spur. Als die Leiche der Frau von Frankreichs wichtigstem Industriellen in seinem Viertel entdeckt wird, erscheint plötzlich der versnobte François (Laurent Lafitte) von der Pariser Mordkommission auf der Bildfläche. Ousmanes Recherchen und dieser Fall scheinen in Verbindung zu stehen; dies zwingt die beiden Männer nun zur ungewollten Zusammenarbeit. Das Duo infernale: ein unkonventioneller Vorstadtbulle mit Prinzipien und ein triebhafter Schreibtischhengst mit Standesdünkel – Chaos bei den Ermittlungen ist vorprogrammiert…
Kritik
Die Liste der sogenannten Buddy cop movies ist lang und soll laut einschlägigen Internetseiten bis auf das Jahr 1949 zurückgehen. Dieses Subgenre ist wohl eines der bekanntesten seiner Art und ein jeder Zuschauer wird wohl in seinem Leben schon einmal den ein oder anderen Film davon gesehen haben. Das können großartige Beispiele, wie etwa die „Beverly Hills Cop“-Reihe oder die „Lethal Weapon“-Filme, oder gar grausige Vertreter à la „Die etwas anderen Cops“ gewesen sein. Die Vielzahl der Filme birgt aber auch die Gefahr, dass neue Werke sich zu sehr an Klassiker orientieren oder die Genrekonventionen stupide abarbeiten. Diesen Fehler begeht Regisseur David Charhon mit „Ein MordsTeam“ nicht und kann damit einen überzeugenden, witzigen Beitrag zum Thema leisten.
Nun hat man die Fährte gewittert und nach dem überraschenden Hit „Ziemlich beste Freunde“ die Spur aufgenommen: Nicht nur alte Filme, die den deutschen Zuschauer nun in den DVD-Regalen mit einem großen Aufkleber darauf hinweisen sollen, dass entweder die Regisseure oder mindestens einer der Darsteller des besagten Films am Produkt mitgewirkt haben, um ihn zum Kauf zu bewegen, sondern auch neue Werke im Kino werden mit diesen Mitteln beworben. Obwohl dieses Phänomen bei so fast jedem Hit eingesetzt wird – man erinnere sich nur an Nicolas Winding Refn, der nach „Drive“ nun hoch im Kurs steht – ist dies bei David Charhon und seinem erst vierten Spielfilm wohl nötig gewesen, um den Stein ins Rollen zu bringen. Omar Sy, der unglaublich sympathische Pfleger aus „Ziemlich beste Freunde“, darf seinen Namen für diese Buddy cop Komödie hergeben und eventuell den Film auch beim Mainstream-Publikum auf den Plan rufen.
Ein Meilenstein ist „Ein Mordsteam“ nicht, das vorab. Dazu wird weder in der oberflächlichen Handlung, noch in der Inszenierung irgendeine Neuerung geboten. Dennoch umgeht Regisseur Charhon die mögliche Konventionsfalle und vermeidet so eine stupide Themenauseinandersetzung. Dies liegt zum einen am Setting, dem Handlungsort und der Problematik, die damit verbunden ist. Wenn man des Französischen mächtig ist oder zumindest den englischen Titel versteht, weiß man, was gemeint ist. „On the Other Side of the Tracks“ – die deutschen Namensgeber haben wieder einmal großartige Arbeit beim deutschen Kinotitel an den Tag gelegt – befasst sich mit den Unterschieden der französischen Justiz einmal im Herzen Paris und dann in einer seiner gefährlichsten Vorstädte. Repräsentiert werden diese beiden Teile der Hauptstadt durch die beiden Polizisten Ousmane Diakhaté (Omar Sy) und François Monge (Laurent Lafitte), die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Wirken kann die Komik, die sich in diesem Aneinanderreiben von Gegensätzen entfaltet, durch das Milieu und die Leichtigkeit, die die witzigen Szenen ausmacht. Wenn sich Banden über die Autorität der Staatsgewalt stellen, ist das kein französischer Sonderfall, wird aber, wie in diesem Fall, mit französischen Eigenheiten unterlegt. Diese und solche Situationen sind humorvoll, ohne dumm zu sein oder mit unnötigem Slapstick versehen zu werden. Zum anderen, um den Punkt von oben wieder aufzugreifen, wird der Film stark von seinen beiden charismatischen Schauspielern getragen. Während das komödiantische, aber auch charakteristische Potenzial von Omar Sy schon in „Ziemlich beste Freunde“ zum Tragen kam, ist man hierzulande mit Laurent Lafitte kaum vertraut. Dieser vermag aber den scheinbar versnobten Großstadtpolizisten großartig darzustellen und auch seine Wandlung, die gar mehr Offenbarung des wahren Menschen Monge ist, humorvoll darzulegen.
Blu-Ray: Wie es sich für solch eine Komödie gehört, ist natürlich vordergründig der deutsche Sound mit am wichtigsten (zumindest für die, die nicht in O-Ton gucken). Hier ist durch den HD-Sound ein Klangerlebnis garantiert, welches richtig Freude bereitet. Doch auch das Bild ist, bis auf kleine Ausnahmen, perfekt auf das HD-Medium übertragen worden. Ein gelegentliches Bildrauschen stört da nicht sonderlich. Im Bereich der Extras allerdings, ist "Ein Mordsteam" dann doch aber eine kleine Enttäuschung. Zwar wird ein Making-Of geboten, doch darüber hinaus gibt es nichts, was den Zuschauer einen Mehrwert bieten würde. Schade, denn hier wäre durchaus mehr drin gewesen. Doch aufgrund von Ton sowie Bild, lohnt sich der Griff zur BD dennoch.
Fazit
Im Endeffekt ist „Ein MordsTeam“ kein neuer Film. Aber mit dem gewissen französischen Etwas, einem Setting mit Potenzial – welches David Charhon durchaus zu nutzen weiß – und zwei tollen Schauspielern kann der Film weitaus besser abschneiden, als so manch US-amerikanischer Beitrag.
Autor: Philipp Schleinig