Wahrscheinlich ist es den meisten bekannt, dass in Regional-Kinos gerne lokale Werbung gezeigt wird. Hier finden wir das Autohaus um die Ecke, die Boutique mit den neuesten Modetrends und natürlich die Gastronomiebranche, die oft betont, dass sie auch für besondere Anlässe wie Taufen oder Hochzeiten zur Verfügung steht. Es wäre wünschenswert, wenn es zur Pflicht würde, diese Werbung vor jeder Vorführung von Ein Fest fürs Leben zu präsentieren. Denn die Komödie stellt uns die Höhen und Tiefen, Irrungen und Wirrungen solch eines Ereignisses vor. Dabei wird nicht die Perspektive der Gäste, sondern die der Frauen und Männer im Hintergrund beleuchtet, angeführt von ihrem Chef Dieter.
Christoph Maria Herbst verkörpert diesen Endfünfziger auf eine Weise, die gänzlich auf altbekannte schauspielerische Klischees verzichtet. Wer also erwartet hatte, einen Stromberg auf einer Hochzeitsfeier zu sehen, wird überrascht sein. Der Drehbuchautor und Regisseur Richard Huber hatte bereits im (bedauerlicherweise gescheiterten) TV-Krimi Kreutzer kommt bewiesen, dass er Herbst gut aus der Rolle des Halbglatzenträgers von der Capitol-Versicherung herausholen kann. Es wäre jedoch ungerecht zu behaupten, dass Herbst nie mehr als Bernd Stromberg sein kann. Dennoch ist es bewundernswert, wie er immer wieder die Erwartungen untergräbt.
Obwohl Ein Fest fürs Leben über ein großes und talentiertes Ensemble verfügt, ist klar, dass Herbst das Herzstück der Komödie ist. Dennoch erhalten auch die anderen Charaktere ausreichend Raum, um ihre Rollen glaubhaft zu verkörpern, sei es für den einen oder anderen Running Gag. Es gibt einige dieser Gags, und erstaunlicherweise verlieren sie nie an Witz. Dies liegt daran, dass die Komödie auf urige Charaktere setzt, die zwischen Übertreibung und Bodenständigkeit schwanken, und somit für eine lebhafte Mischung sorgen. Das Munitionslager an interessanten und unterhaltsamen Figuren ist überaus reichlich gefüllt, letztendlich sind es aber zu viele, um alle gut genug im Film zu platzieren. So wirkt bei einigen Charakteren das Ende etwas erzwungen, etwa wenn eine Berührung ausreicht, um Erzfeinde plötzlich auf Wolke 7 schweben zu lassen. Dies ist zwar kein gravierender Schwachpunkt, aber insbesondere im letzten Drittel wird deutlich, dass die Geschichte nicht genügend Antrieb für alle Teilnehmer bietet. Dies ist jedoch verschmerzbar, besonders für diejenigen, die das französische Original nicht kennen.
Ja, Ein Fest fürs Leben ist ein Remake. Olivier Nakache und Eric Toledano, das Duo hinter Ziemlich beste Freunde, inszenierten die Vorlage, die nun vom Großraum Paris in die Kölner Region verfrachtet wurde. Einige Namen wurden geändert, und hier und da gibt es weitere Anpassungen, aber im Großen und Ganzen bietet die deutsche Version wenig Neues. Es fühlt sich zwar etwas anders an als das französische Original, aber inhaltlich und inszenatorisch bleibt zu wenig unverändert, um wirklich zu glauben, dass Ein Fest fürs Leben eine Verbesserung oder zumindest eine interessante Erweiterung des Originals ist. Der Name Christoph Maria Herbst wird jedoch sicherlich dazu führen, dass auch Kenner einen Blick darauf werfen, und es wird sich für sie in Bezug auf den Unterhaltungswert durchaus lohnen. Ein Fest fürs Leben ist im Grunde Das Leben ist ein Fest mit deutschem Anstrich, und das ist keineswegs negativ gemeint.