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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Paris, im 19. Jahrhundert: Ein Theater-Ensemble wird von einer Mordserie erschüttert. Der Täter tötet mittels Säure und scheint gezielt Mitglieder der Crew auserwählt zu haben. Die Polizei vermutet einen Racheakt und auch Theater-Oberhaupt Cesar hat da so einen Verdacht. Nur das Marot, der Mann, der mit ihnen noch eine Rechnung offen hat, schon vor Jahren Selbstmord beging…

Kritik

Eine skurrile Mogelpackung, diese angebliche Edgar Allan Poe-Verfilmung Mord in der Rue Morgue von 1971. Die Geschichten des Meisters der klassischen Horrorliteratur wurden oftmals nicht gerade werkgetreu adaptiert, dienten oftmals mehr als lose Inspirationsquelle, ohne natürlich auf seinen klangvollen Namen als Galionsfigur vornweg verzichten zu wollen. Hauptverantwortlich dafür: B-Horror-Produzenten-Urgestein Samuel Z. Arkoff, der bereits das Paket von wagen Poe-Verfilmungen durch Roger Corman (Das Pendel des Todes) Anfang bis Mitte der 60er Jahre auf den Weg brachte und auch hier an erster Stelle steht. Damals schon hatte das oft relativ wenig mit den Vorlagen zu tun, aber dann doch noch deutlich mehr als bei diesem Namensdiebstahl der Kurzgeschichte von 1841, zu der praktisch gar keine direkten Parallelen existieren, lediglich ganz verwinkelt um die Ecke.

Ein entstellter, für tot gehaltener Maskierter tötet von Rache getrieben die Mitglieder eines Theater-Ensembles. Das klingt stark nach Das Phantom der Oper und tatsächlich ist der Film eigentlich nur eine abgewandelte Variation des Klassikers von Gaston Leroux. Wie kommt man da zu Poe? Nun, die Darsteller-Truppe führt zu Zeit das Stück „Mord in der Rue Morgue“ auf. Allerdings basiert nicht mal das auf der literarischen Vorlage, sondern auf der ersten Verfilmung von 1932 mit Bela Lugosi (Dracula), die ebenfalls nur eine Idee aus der Geschichte in einen komplett anderen Kontext setzte. Verwirrt? Ja, zu Recht. So was als einen Edgar Allan Poe-Film zu verkaufen ist schon mehr als feist, vermutlich nur so angewandt, da Arkoff schlichtweg noch die Rechte an Poe, aber nicht an Das Phantom der Oper besaß. Eine Mutmaßung, aber alles andere wäre noch merkwürdiger als dieses Projekt in dieser Form ohnehin schon ist.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: In die Rolle des „Phantoms“ schlüpft Herbert Lom (Nachts, wenn Dracula erwacht), der schon 1962 in Das Rätsel der unheimlichen Maske – der Phantom der Oper-Version der HAMMER-Studios – „diese“ ausfüllte. Noch offensichtlicher lässt sich eine Lizenz-Briefkastenfirma gar nicht betreiben. Hut ab vor so viel Dreistigkeit. Ach so: Der ermittelnde Kommissar heißt übrigens Vidocq, Ähnlichkeiten zu der realen und filmisch mehrfach verwendeten Figur sicherlich rein zufällig. All das ist aber eigentlich auch nur ein Ärgernis, wenn man selbst um die entgangenen Tantiemen behunzt wurde oder sich wirklich auf eine originalgetreue Version der Kurzgeschichte (oder ein echtes Remake des Films von 1932) gefreut hat, so gesehen für den neutralen Endverbraucher auch nicht mehr als eine umfangreiche, aber nicht zwingend relevante Fußnote. Wenn der falsche Fünfziger in seinem Dasein funktioniert, soll das schon in Ordnung gehen.

Mit einer ansehnlichen Besetzung für derartigen B-Horror versehen – neben Herbert Lom in der Hauptrolle mit dem späteren Oscarpreisträger Jason Robards (Die Unbestechlichen), Christine Kaufmann (Orgie des Todes) und Lilli Palmer (Das Versteck – Angst und Mord im Mädcheninternat) – ist Mord in der Rue Morgue ein zweckdienliches, aber selten richtig mitreißendes Genre-Stück, dem gerade der zwar günstige, aber hingebungsvolle, gelegentlich gar vor echter B-Movie-Eleganz strahlende Charme der Corman-Arbeiten sichtlich abgeht. Obwohl der Film nur so tut als wenn er was mit Poe zu schaffen hätte, lässt sich aber eine gewisse, ideologische, moralische Nähe erkennen, gerade weil der Plot einige seiner Ideen, Motiven und makabren Ansätze trotzdem grob aufgreift. Überraschend explizit für Zeit und die übliche Herangehensweise solcher Produktionen (leider gleichzeitig unübersehbar kostengünstig) sind die Effekte, über die heute mehr gelächelt werden darf. Insgesamt werden knapp 95 Minuten akzeptabler, recht kurzweiliger Unterhaltung geboten. Eine besonders nennenswerte Wirkung bleibt allerdings aus, womit sich von solidem, brauchbarem Mittelmaß sprechen lässt, was ja immerhin etwas ist und nicht zwingend als negativ interpretiert werden sollte.

Fazit

Von der Anlage eine sehr kuriose, fast als furchtlos zu bezeichnende Mutprobe, einen Edgar Allan Poe-Film zu verkaufen, der eindeutig keiner ist und gleichzeitig einen Phantom der Oper-Film anzubieten, der keiner sein dürfte. Das ist aber auch schon das Spektakulärste, was sich über einen grundsätzlich brauchbaren, aber zu keiner Zeit wirklich aufregenden (dennoch recht netten) Film berichten lässt.

Kritik: Jacko Kunze

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