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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nachdem während der Premiere auf der Bühne ein Mensch ermordet wurde, wirft die Hauptdarstellerin der Oper „Jean D’Arc“ das Handtuch. Die noch unerfahrene Newcomerin Christine erhält die Rolle und gerät damit ins Visier eines maskierten Unbekannten, der sich in den Katakomben des Londoner Opernhauses verbirgt.

Kritik

Hinter diesem unverständlichen wie unhandlichen deutschen Verleihtitel verbirgt sich nichts Geringeres als eine Version von Gaston Leroux’s ursprünglich als Fortsetzungsgeschichte veröffentlichten und später als Roman zusammengefassten Klassikers Das Phantom der Oper, der bereits 1916 das erste Mal verfilmt wurde und es bis zum vorliegenden Zeitpunkt schon auf insgesamt stattliche 4 Leinwandadaptionen brachte. Es war der Abschluss eines ehrgeizigen Projekts der HAMMER-Studios, die sich bei ihrer Neuausrichtung Ende der 1950er Jahre zum Ziel gesetzt hatten, die 5 großen Horrorklassiker der UNIVERSAL-Studios (Dracula, Frankenstein, Die Mumie, Der Wolfsmensch und eben Das Phantom der Oper) auf ihre Weise zu interpretieren. Nach Frankensteins Fluch (1957), Dracula (1958), Die Rache der Pharaonen (1959) und Der Fluch von Siniestro (1961) wurde das Vorhaben mit Das Rätsel der unheimlichen Maske (im Original ohne Missverständnisse als The Phantom of the Opera vertrieben) im Jahr 1962 schließlich vollendet (warum ausgerechnet der immer noch sensationelle Der Unsichtbare nicht berücksichtigt wurde, ist das wirkliche Rätsel dabei). Bei allen dieser 5 Werke als Regisseur in der Verantwortung: Terence Fisher, noch vor den Schaupiel-Giganten Peter Cushing und Christopher Lee die wohl wichtigste Person für die zunächst kometenhafte Erfolgsgeschichte des kleinen B-Studios, das den Genrefilm seiner Zeit revolutionierte.

Wie viel Eindruck die bisherigen HAMMER-Arbeiten trotz ihres Low-Budget- und Nischendaseins selbst abseits ihrer angepeilten Zielgruppe hinterlassen hatten, lässt sich bei der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte dieses Films ablesen. Ursprünglich bekundete nämlich Weltstar Cary Grant (Berüchtigt) ernstes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma. Anthony Hinds, einer der Hauptproduzenten von HAMMER und damals schon unter seinem Pseudonym John Elder als Drehbuchautor aktiv, verfasste extra für Grant den ersten Script-Entwurf, bevor dieser sich doch dagegen entschied. Im Anschluss wurde die naheliegende Option Christopher Lee für die Hauptrolle ins Auge gefasst, schließlich war die hauseigene Allzweckwaffe sogar ein ausgebildeter Opernsänger, was dessen prall gefüllter Terminkalender allerdings nicht zuließ. Stattdessen ging das Engagement an Herbert Lom, der spätestens nach Rollen in Spartacus oder El Cid sich ebenfalls zum international geachteten Star aufgeschwungen hatte. Es wurde sein Einziger Auftritt für HAMMER, aber die Rolle blieb dennoch leicht an ihm kleben. In dem 1971 veröffentlichten Mord in der Rue Morgue, einer Pseudo-Edgar Allan Poe-Verfilmung und nicht mal heimlichen, inoffiziellen Phantom der Oper-Variation, spielte er „diese Figur“ abermals.

Von Paris nach London verlagert nimmt sich diese Version auch inhaltlich viele künstlerische Freiheiten heraus, was typisch ist für die HAMMER-„Neuverfilmungen“ dieser Tage. Inhaltlich am ehesten orientiert an der ersten UNIVERSAL-Verfilmung von 1925 (die bis heute als beste des Stoffes gilt), allerdings auch nur recht lose. Das Phantom ist hier kein von Geburt an entstellter Aussätziger, sondern ein von Rache getriebener Verwundeter, der gar nicht mal den Part des eigentlichen Antagonisten inne hat. Viel mehr ist Das Rätsel der unheimlichen Maske ein ungleicher Wettstreit dreier Männer um eine Frau und ausgerechnet das vermeidliche Monster entpuppt sich dabei als tragischer Held, dem am Ende natürlich das Glück nicht holt sein wird. Diese interessante, von tiefer Melancholie und pessimistischer Romantik geprägten Ausrichtung gibt dem Film nicht nur eine eigene Duftmarke, er scheint somit auch spätere Umsetzungen, wie auch das berühmte Musical von Andrew Lloyd Webber, entscheidend mitbeeinflusst zu haben.

Mit kleinen Änderungen im Plot wird diese „Kräfteverteilung“ von Gut und Böse besonders markant herausgearbeitet, was sich als effektiv und durchdacht herausstellt. Obwohl der Film – nicht nur aus heutiger Sicht - ein paar dramaturgische, narrative Schwächen aufweist, besticht besonders die fantastische Inszenierung von HAMMER-Golden-Boy Terence Fisher. Zwischen prunkvollen, farbenprächtigen Bühnenbildern und morbiden Set-Pieces findet Fisher eine wunderbar stimmungsvolle, ausgewogene Harmonie mit ästhetischen und atmosphärischen Glanzpunkten veredelt. Das für solch eine Produktion erstaunlich viel Wert auf Rahmenbedingungen gelegt wurde -  die Opernszenen sind nicht nur stiefmütterliche behandelte Randerscheinungen, das ist beinah ein Film im Film -, spricht für die enorme Hingabe und Identifikation mit dem Projekt, was besonders den späteren Studio-Arbeiten schmerzlich abging. Das Rätsel der unheimlichen Maske extrahiert den Glanz und die Magie der ersten Welle der „großen“ HAMMER-Filme in berauschender Manier, was über leichte Schwächen lächelnd hinwegsehen lässt. Wegen solcher Filme, wegen dieser selbstbewussten und kreativen Herangehensweise wurde das Label zu dem, an was man sich heute noch ehrfürchtig erinnert.

Fazit

Kein wirklich unheimlicher oder gruseliger, dafür ein faszinierender, enorm prächtig anzusehender Film-Klein-Klassiker, basierend auf einem ursprünglichen Literatur-Klein-Klassiker, der sich zu einem der meistadaptieren Bücher überhaupt mauserte. Die feinfühlige Kern-Tragik der Geschichte ist ausschlaggebend für deren zeitlosen Erfolg, was Terence Fisher und Anthony Hinds sehr wohl verstanden und geschickt noch deutlicher in den Fokus rücken, zusätzlich in einer erlesenen Präsentation zelebriert. Für einige bestimmt nur ganz nett, für HAMMER-Fans aber unverzichtbar, da hier die wahre Größe dieses kleinen Kurzzeit-Riesen (teilweise) unnachahmlich aufgefahren wird.

Kritik: Jacko Kunze

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