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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Trapper Pike rettet einen edlen Schimmel vor der Opferung bei einem indianischen Ritual. Das Pferd wird sein neuer Gefährte, bis sich ihre Wege mit dem des Raubmörders White Bull kreuzen. Der skrupellose Kiowa-Krieger bringt das Pferd in seinen Besitz, was Pike nicht einfach so hinnehmen will.

Kritik

Ein britischer Western, gibt es auch nicht alle Tage. „Adlerflügel“ von Anthony Harvey („Der Löwe im Winter“) ist dadurch jedoch keinesfalls exotisch in irgendeiner Form, die Handlung ist (natürlich) in den Weiten der US-amerikanischen Prärie angesiedelt. Seinerzeit (1979) war das Westernthema eigentlich (schon wieder) durch, nachdem er in den späten 60ern beflügelt durch den Erfolg der Spaghetti-Western und der daraus folgenden Welle der neuen, raueren US-Vertreter (meistens mit Clint Eastwood, z.B. „Hängt ihn höher“, „Ein Fremder ohne Namen“ oder „Der Texaner“) eine kleine Renaissance erlebte. In eine Schublade mit diesen Filmen passt „Adlerflügel“ gar nicht rein und will das auch nicht. Wer zynische Revolverhelden im Duell sehen möchte, ist hier an der völlig falschen Adresse.

In diesem ruhig erzählten und durchaus recht prominent besetzten Spätzünder gelangt Ex-Soldat Pike (Martin Sheen, „Apocalypse Now“), der sich nun als Trapper durchschlägt, in den Besitz eines majestätischen Schimmels mit einer besonderen Ausstrahlung, den er vor der Opferung bei einer indianischen Beerdigungszeremonie rettet. Das Tier strahlt eine kaum zu beschreibende (und hier auch nicht näher definierte) Anziehungskraft auf ihn aus und wird sein kostbarstes Gut. Nicht nur für ihn, denn auch White Bull, ein rücksichtloser Kiowa-Krieger (Sam Waterston, „Serial Mom – Warum läßt Mama das Morden nicht?“) ohne Scheu vor Raub und Mord, hat ein Auge auf das Tier geworfen. Ein verbissener Kampf beginnt. Klingt gar nicht verkehrt und sieht, das muss man dem Film lassen, auch wirklich nicht schlecht aus. Kameramann Billy Williams (Oscar für „Gandhi“) nutzt das Cinemascope ausgiebig, fängt einige schöne Bilder ein, was bei den äußert kargen Landschaften gar nicht so einfach ist. Viel Wüste, Felsen, weitläufige Prärie, die Schauwerte sind auf die Dauer arg begrenzt, egal wie ausladend das versucht wird in Szene zu setzen. So leer und ausgedehnt wie seine Sets präsentiert sich auch die Story von „Adlerflügel“, dessen Mittelpunkt, das Hin und Her um den Gaul, kaum Spannung erzeugen kann und zudem in vielen Punkten wenig nachvollziehbar erscheint.

Wahrscheinlich, wobei das eine reine Mutmaßung ist, wurde in der zugrundeliegenden Romanvorlage mehr auf einen mystischen Hintergrund eingegangen, der sich hier nur zu Beginn grob erahnen lässt (was genau es mit dem Ritual aus sich hatte und welche Rolle das Pferd dabei spielen sollte, wird in der Folge nicht weiter thematisiert). Das hätte nicht nur einen gewissen Reiz gehabt, wahrscheinlich wäre das Folgende wesentlich schlüssiger gewesen. Was an dem Hengst so besonders sein soll und warum man dafür bis an die Schmerzgrenze geht bleibt merkwürdig-unverständlich. Die beiden Hauptfiguren liefern sich einen unverhältnismäßigen Hickhack um das Tier, der auch aufgrund ihrer dünnen Charakterisierung dem Zuschauer nicht näher gebracht wird. Über Pike erhalten wir immerhin ein paar Backroundinfos, über seinen wortlosen Gegenspieler überhaupt nichts. Die Besetzung vom Sam Waterston ist außerdem sehr unglücklich. Ein guter Mann, aber konnte man keinen Darsteller engagieren, der von Natur aus auch nur grob wie ein Indianer aussieht? Wenn man den Darsteller kennt, kann man ihm die Rolle kaum abnehmen. Sieht halt so aus, als würde Sam Waterston zum Fasching gehen, als Häuptling Selbstbräuner mit Perücke. Außerdem bedauerlich, dass der große Harvey Keitel („Bad Lieutenant“) uns nur wenige Minuten mit seiner Anwesenheit beglückt, die Rolle hätte nun wirklich jeder spielen können.

Damit überhaupt spielfilmtaugliche 100 Minuten (und nicht 108, wie es auf der DVD steht) erreicht werden, wird der Plot durch überflüssige Nebenfiguren- und Handlungen gestreckt, zumindest erscheint es im Film so. Auch das nur unter Vorbehalt: In der Vorlage hatte das bestimmt Hand und Fuß, hier hätte man sich lieber rein auf die drei wichtigsten Personen konzentriert, alles andere wirkt wie Füllmaterial. Generell erscheint „Adlerflügel“ wie die ungeschickte Adaption eines ganz interessanten Stoffs, dessen ursprüngliche Wirkung einfach nicht umgesetzt werden konnte. Ohne sich über eventuelle Zusammenhänge (die nicht gezeigt oder auch nur angedeutet werden) seine Gedanken zu machen, erscheint vieles relativ sinnlos. Wenn ein Film zum Mitdenken auffordert, ist das ja grundsätzlich eine feine Sache, aber nicht wenn das zwangsweise geschieht, weil er unfähig vorgetragen wird. Manche Szenen sind so sogar fast albern: Wenn man die Wahl treffen muss zwischen der Rettung einer hilflosen, wunderschönen Frau und der hoffnungslosen Verfolgung des gestohlenen Pferds (das man genau genommen ja nicht mal gehört), entscheidet man sich heldenhaft natürlich für Variante B. Sehr unrund, dieser anstrengend-holperige Film.

Fazit

Eine stellenweise ganz schöne Inszenierung, gute Darsteller und eine wohl brauchbare Vorlage machen noch lange keinen guten Film. Wenn man diese Voraussetzungen hat und so was dabei rauskommt, ist das sogar doppelt versemmelt. „Adlerflügel“ ist ein zurecht vergessener, zäher Western, bei dem sich interessante Ansätze erkennen lassen, mehr dann leider nicht. Bei manchen Filmen verwundert es nicht, dass sie erst jetzt ihren Weg auf DVD finden. Eher, wer die wieder sehen will.

Kritik: Jacko Kunze

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