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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Einmal im Jahr sticht das "Dream Boat" in See - eine Kreuzfahrt allein für schwule Männer. Fernab von familiären und politischen Restriktionen begleiten wir fünf Männer aus fünf Ländern auf der Suche nach ihren Träumen. Die Kreuzfahrt verspricht sieben Tage Sonne, Liebe und Freiheit unter südlicher Sonne - doch mit im Gepäck reist bei allen auch die persönliche Vergangenheit.

Kritik

Homosexualität wirkt heutzutage wie ein Thema, zu dem schon alles gesagt zu sein scheint. Jeder ist sich schließlich einig, dass man Homosexuelle genauso behandeln sollte wie Heterosexuelle. Was in der Theorie so einfach wirkt, findet in der Praxis leider oftmals nicht statt. Auch in Deutschland leiden noch immer sehr viele Menschen unter der Homophobie, die sich manchmal auch subtil ausdrückt. Sätze wie „Die können ja ruhig schwul sein, aber sie müssen es ja nicht so nach außen zeigen“, dass wir erst im letzten Jahr einen Beschluss für die Ehe für alle bekommen haben und dass viele Homosexualität noch immer als Geisteskrankheit werten, spricht Bände. Die Diskriminierung finden wir häufig dort, wo wir sie am wenigsten erwarten und wird oftmals von jenen Menschen verursacht, die sich verbal von jeglicher Diskriminierung distanzieren. Schließlich habe ja niemand mehr was gegen Homosexuelle.

Homosexuelle gehören zu einer Minderheit und fühlen sich wie viele soziale Minderheiten in der Gesellschaft nicht ausreichend repräsentiert. Dream Boat betrachtet nun dokumentarisch ein sehr interessantes und eher subtiles Fallbeispiel für das Entkommen aus einer solchen Gesellschaft. Es geht hierbei um homosexuelle Männer, die sich einmal im Jahr auf einem Boot treffen, um sich dort kennenzulernen, zu feiern, miteinander zu schlafen oder einfach der Realität zu entkommen. Der Film ist dabei sehr sehenswert und das liegt an dreierlei Dingen: Zum einen die Thematisierung des „Traums“, der dieser neu  konstruierten Gesellschaft zugrunde liegt, dann noch die Untersuchung der externen gesellschaftlichen Probleme wie auch jene der internen gesellschaftlichen Probleme, also jene in der Schwulen-Szene. Dadurch liefert Regisseur Tristan Milewski ein Regie-Debüt, das wirklich sehr informativ und auch dokumentarisch, also realitätsnah, im eigentlichen Sinne ist.

Die Betrachtung des Traumes, die sich schon im Titel aufdrängt, ist deshalb sehr interessant, weil sie das Bindeglied der beiden anderen zentralen Motive, der externen wie auch internen gesellschaftlichen Probleme, darstellt. Doch was zeichnet diesen Traum aus? Auffällig ist dabei, dass der „Traum“ hier als Flucht aus gesellschaftlich belastenden Prinzipien wie der hegemonialen Männlichkeit in ein Idealbild der hier neu konstruierten Gesellschaft verstanden wird. Das Boot oder eher Kreuzfahrtschiff bietet dafür genügend passende Bilder, die das Traumhafte und durch das Wasser die Distanz zur echten Gesellschaft symbolisieren. Nun verfügt der Traum über einen Konstruktionscharakter in seiner Irrealität. Der Traum ist eine undifferenziert perfekt konstruierte Vorstellung, die demzufolge kein akkurates Abbild der Realität darstellt, sondern eine optimierte Fassung. Der Film macht diese Differenz sehr gut deutlich.

Die interne (Parallel-)gesellschaft hat im Kleinen ähnliche Ausprägungen wie die allgemeine externe Gesellschaft. Auch hier herrscht Leistungsdruck (die ewige Jugend ist ein immer wieder aufgegriffenes Motiv), auch hier gibt es Konflikte zwischen reiner Triebhaftigkeit und der Liebe, auch hier gibt es die Anonymität des Individuums. Den idealisierten Traum finden die Passagiere auf dem Schiff also nicht. Ist die Flucht aus der Gesellschaft deshalb vergebens? Der Film liefert da eine sehr optimistische Antwort: Nein! Denn die Probleme, die wir innerhalb dieser neu konstruierten Gesellschaft beobachten können, sind jene Probleme, die die soziale Mehrheit auch in der allgemeinen Gesellschaft hat. Die Probleme einer sozialen Minderheit werden durch die Erhebung in die soziale Mehrheit ausgemerzt.

Deutlich wird das vor allem an den Erklärungen der Betroffenen, die von Schwierigkeiten in ihrer Familie, ihrem Job und in ihrem Freundeskreis berichten. Und genau darin liegt die große Stärke dieses wunderbaren Dokumentarfilms. Er kritisiert nicht nur gesellschaftliche Missstände im Umgang mit Minderheiten, sondern zeigt wie sich allgemeine gesellschaftliche Missstände in kleineren, konstruierten Gesellschaften manifestieren. Dadurch ist hier ein sehr menschlicher, ein sehr sensibler Film geglückt, der es versteht mit den Träumen, den Ängsten und den Hoffnungen von homosexuellen Männern zu arbeiten und sie wiederzuspiegeln.

Fazit

„Dream Boat“ ist ein äußerst gelungener Dokumentarfilm über den Druck, die Ängste und die Ansprüche, die auf homosexuellen Männern lasten. Dabei ist er nicht nur sehr differenziert und aussagekräftig, sondern vor allem menschlich und sensibel.

Kritik: Maximilian Knade

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