"Domino" erzählt eine wahre Geschichte...zumindest teilweise. Tony Scott kannte die Kopfgeldjägerin Domino Harvey bereits seit 12 Jahren und plante schon seit langem einen Film über ihr Leben zu drehen. "Als ich Domino kennen lernte, lebte sie bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, dem berühmten Restaurateur Peter Norton, in Beverly Hills. Sie ließ ihre Schusswaffen in der Garage und holte sie ab, wenn sie auf einer ihrer Kopfgeldjagden ging. Sie lebte zwei sehr unterschiedliche Leben", so Scott. Nach mehreren Jahren entschied sich Scott schließlich, einen Film über ihr Leben in die Tat umzusetzen, der allerdings keine Biographie werden sollte. Also wurden einige Storyelemente des Films frei verändert um das Ganze tauglicher fürs Kino zu gestalten – die reale Domino war dabei des öfteren am Set dabei und diente dort als Beraterin für Tony Scott. Allerdings verstarb sie kurz vor Beendigung des Films an einer Überdosis Schmerzmitteln.
Der mittlerweile verstorbene Tony Scott, der dank Filmen wie "True Romance", "Top Gun" oder "Man on Fire" eine beachtliche Filmvita vorzuweisen hatte, hatte sich im Laufe der Jahre einen ganz speziellen Regiestil angeeignet, so dass seine Filme stets seine persönliche Handschrift trugen und ihm eindeutig zuzuordnen waren. Das Zusammenspiel von schnellen Schnitten und eingesetzter Farbfilter durchzog so, zumindest seit "Mann unter Feuer", mehr oder weniger all seine Filme. Auch in "Domino" war sein Stil unverkennbar – wurde hierbei sogar auf die Spitze getrieben, so dass man beinahe von einem stilistischen Overkill sprechen kann. In "Domino" wurde nämlich auch wieder ein Grün-Gelb-Farbfilter den kompletten Film hindurch benutzt, man sieht erneut viele schnelle kurze Schnitte, dazu stets Spielereien mit der Kamera. Und das Ganze in solch einem Tempo, dass man sich quasi selbst wie auf einen Drogentrip fühlt. Nicht wenige Zuschauer zeigten sich davon leider genervt, doch wer die Brillanz dahinter zu schätzen wusste, hat mit Domino definitiv seinen Spaß.
Bei der Besetzung der Rollen entschied sich Tony Scott für die Britin Keira Knightley, welche wir hier als Domino Harvey sehen. "Ich besetzte Keira instinktiv", so Tony Scott, "denn Domino und Keira sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. Die echte Domino war dunkler, ein bisschen mehr verrückt, aber in erster Linie sind sie beide britische Mädels – ein bisschen Unschuld, ein bisschen Lady Di, gemischt mit dem Unbehagen in diese Schublade gesteckt zu werden. Sie kommen beide aus einer anderen Welt, einer, die sich nicht leicht mit der düsteren Welt des Kopfgeldjägers vereinen lässt. Ich konnte Keira als dieses Mädchen sehen. Sie auf die Reise der Domino Harvey mitzunehmen, war vergleichbar mit der Erfahrung der echten Domino, als sie erstmalig dieser düsteren Welt ausgesetzt wurde." Nur vier Tage nach ihrem vorigen Film "Stolz und Vorurteil" wurde Knightley aus England eingeflogen um ein Trainingslager für Kopfgeldjäger zu absolvieren, zusammen mit ihren Schauspielkollegen.
Und Keira hat ihre Sache gut gemacht, der Zuschauer nimmt ihr, trotz ihrer zierlichen Gestalt, die Rolle als gnadenlose Kopfgeldjägerin gerne ab. Für die Besetzung ihres Kollegen und Mentors Ed, einer Kopfgeldjägerlegende, griff Tony Scott auf Mickey Rourke zurück, den er bereits seit 25 Jahren kannte. "Er hat genau das richtige Alter. Er ist auf einem Motorrad und im Boxring großgeworden. Er hat die Welt der Drogen und die düsteren Seiten des Lebens erlebt. Alles in seiner Lebenserfahrung ergänzte die Rolle des Ed", so Scott. Der letzte im Trio ist Edgar Ramirez ("Erlöse uns von dem Bösen") als Dominos bester Freund Choco. Beide überzeugen in ihren Rollen und schlagen sich gut an der Seite von Knightley. Mit Lucy Liu und Christopher Walken wird der Cast nochmal prominent abgerundet, wenn auch nur mit kleineren, dafür aber gut sitzenden Rollen. "Domino" verknüpft schnelle Action, seinen markanten Stil, ein wenig Humor und eine geschickt verpackte, sehr abgedrehte Geschichte zu einem gut gelungenen Ganzen.
Verantwortlich für das Drehbuch zeigte sich hierbei Richard Kelly ("Donnie Darko"), der es definitiv versteht, seine Geschichte alles andere als monoton runterzuerzählen. Musikalisch trumpft "Domino" auch noch mal auf mit einem sehr gelungenen Soundtrack von Harry Gregson-Williams, dessen Musik sich in die jeweiligen Szenen wunderbar einfügt.