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Es ist heiß, unerträglich heiß in den Straßen von New York. In Harlem steigen mit den Temperaturen auch die Aggressionen. Rapmusik und lautstarke Auseinandersetzungen geben den Ton an. Im Mittelpunkt der Konflikte stehen die Pizzeria des Viertels und ihr Besitzer, ein streitbarer Italiener. Ein falsches Wort genügt und in der Sommerhitze bahnt sich die mühsam unterdrückte Gewalt ihren Weg…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Radio DJ Mister Senor Love Daddy (Samuel L. Jackson, Pulp Fiction) hat die Bewohner von Bedford Stuyvesant, einem Stadtteil von Brooklyn, noch vor der brütenden Hitzewelle des heutigen Tages gewarnt. Schnell nämlich kann diese dafür sorgen, dass die Nerven blank liegen. Erhört werden seine mahnenden Worte jedoch nicht, denn in den Abendstunden schon wird einer der schwarzen Jungs des Viertels tot sein. Mit seinem dritten abendfüllenden Spielfilm Do the Right Thing geht es Regisseur und Drehbuchautor Spike Lee (BlacKkKlansman) nicht darum, Antworten auf die unerhört komplexe Frage zu geben, wie Rassismus eigentlich entsteht. Stattdessen geht es hier um eine Bestandsaufnahme davon, wie extrem sich Rassismus bereits in unseren Alltag eingebrannt hat, wie er unser Denken vernebelt, unseren Sprachgebrauch verkrustet, unser Handeln dirigiert.

Es beginnt mit dem alten Mayor (Ossie Davis, Bubba Ho-Tep), der einen koreanischen Ladenbesitzer dafür beschimpft, dass dieser seine favorisierte Biersorte nicht führt. Unweit davon entfernt stößt man auf die Pizzeria von Sal (Danny Aiello, Mondsüchtig), in der neben Mookie (Spike Lee) auch seine beiden Söhne Pino (John Turturro, The Big Lebowski) und Vito (Richard Edson, Stranger than Paradise) angestellt sind. Sal muss sich vor einem Kunden (Giancarlo Esposito, Breaking Bad) lautstark dafür rechtfertigen, warum seine Wall of Fame nur die italoamerikanischen Gesichter von Al Pacino, Robert De Niro, Dean Martin und Frank Sinatra zeigt, dort aber kein einziger Afroamerikaner abgebildet ist, während Pino es hasst, Fast Food für die Schwarzen zuzubereiten. Für ihn ist Bedford Stuyvesant nur ein Zoo, ein riesiger Affenstall.

Das Gewaltpotenzial, welches sich später in einem exzessiven Akt der Zerstörung entfesseln wird, ist von Beginn an präsent, es schwelt unter der Oberfläche, es ummantelt die Nebensächlichkeit, mit der Diskriminierung hier überall und ständig stattfindet und wartet nur auf den passenden Augenblick, um endlich explodieren zu können. Spike Lee, der im weiteren Verlauf seine Karriere nicht unbegründet vom Feuilleton als ein wütender Filmemacher beschrieben wird, zeichnet sich in Do the Right Thing (noch) durch ein ungemeines Maß an Empathie aus. Die Charaktere, die über die Straßen von Bedford Stuyvesant streunern, sind lebensecht und unverstellt, weil Spike Lee sich ihnen annimmt und über den Tellerrand der Beschimpfungen rundum Nigga, Spaghettifresser, Schlitzaugen und Weißbrote hinausblickt. Was Lee dort findet, sind Ängste, sind Traditionen der Unterdrückung und, ja, auch multikulturelle Schönheit.

So bedrückend-eruptiv die Katastrophe auch auf den Zuschauer einschlägt und all die Ambivalenz des involvierten Charaktergefüges zum Ausdruck bringt (auch Schlichter und Vermittler Mookie mischt mit), Spike Lee ist mit Do the Right Thing noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem er verurteilen möchte. Er appelliert, er setzt sich dafür ein, einen Weg für das multiethnische Miteinander zu finden, ohne aber das kulturelle Erbe der jeweiligen Gruppen zu verleugnen. In virtuosen, energiegeladenen Fotografien und einer stetig dynamischen, getriebenen Inszenierung spricht sich Spike Lee dafür aus, dass die Lösung schwerwiegender, Jahrhunderte zurückreichender Konflikte erst gelöst werden können, wenn man mit dem geringsten Übel beginnt und sich Schritt für Schritt zur Wurzel des Hasses durchringt. Alles muss mit Worten beginnen, erst darauf können Veränderungen folgen.

Fazit

Mit "Do the Right Thing" hat Spike Lee nicht nur einen elementaren Beitrag zum New Black Cinema geliefert, vermutlich hat er es mit seinem dritten abendfüllenden Spielfilm sogar nachhaltig geprägt. Sein energiegeladener Rassismusdiskurs ist gleichermaßen humorvoll wie bitter und zeichnet sich nicht nur ein authentisches Maß an Sozial- und Lokalkolorit aus, sondern durch auch durch ungemein viel Empathie. Ein wichtiger Film, sollte man gesehen haben.

Kritik: Pascal Reis

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