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Quelle: themoviedb.org

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Heavenly Blues und Loser sind Mitglieder der Biker-Gang „Angels“. Als Loser bei einer Verfolgungsjagd den Tod eines Polizisten verursacht, wird er angeschossen und verhaftet. Heavenly Blues und seine Anhänger planen, ihn aus dem Krankenhaus zu befreien.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kaum ein Film steht stellvertretender für die Bewegung des New Hollywood als die desillusionierte Biker-Ballade Easy Rider von und mit Dennis Hopper aus dem Jahr 1969. Die Rolle des Wyatt verhalf Peter Fonda zum endgültigen Durchbruch, machte ihn über Nacht zum Star und Idol einer ganzen Generation. Seinen bis dato größten Erfolg hatte er drei Jahre zuvor ebenfalls in der Rolle eines verwegenen Bikers: in Die wilden Engel von B-Movie-Papst Roger Corman (Das Pendel des Todes). Der für Corman-Verhältnisse relativ aufwändige Film (ca. 360.000 $ Budget bei drei Wochen Drehzeit) war 1966 sogar eine echter Kassenhit. Insgesamt spielte er – inklusive der diversen Neuaufführungen bis in die 70er Jahre - zwischen 15 und 20 Millionen $ ein. Ein stattliches Sümmchen in Anbetracht der Umstände und der Zeit.

Auch wenn es sich bei Die wilden Engel und Easy Rider um von ihrer Vorgehensweise wie auch ihrer Qualität um zwei verschiedene Paar Schuhe handelt, sind die Parallelen nicht nur aufgrund der Personalie Peter Fonda und dem dargestellten Milieu nicht von der Hand zu weisen. Beide stellen eine Randgruppe der Gesellschaft in den Fokus, die genau gegen diese rebelliert. Gegen das Establishment, gegen diese biedere Nachkriegsgeneration, während der nächste, für die USA rückwirkend noch viel einschneidenere Konflikt bereits im Gange ist. Mit all dem wollen sie nichts zu tun haben und schmücken sich trotzdem mit Wehrmachtssymbolen. Vom Reichsadler über das Eiserne Kreuz bis hin zum Hakenkreuz. Dabei geht es nicht um Politik oder ethnische Gesinnung, es ist ein reines Mittel zum Protest und Provokation. Sich abkapseln, anekeln und schockieren, bloß nicht konform mit den Regeln gehen. Während Easy Rider dabei wirklich dem Geist und Lebensgefühl dieser zwischen den Stühlen stehenden Generation auf unprätentiöse Weise auf den Grund ging und mit komplexen Figuren aufwarten konnte, ist Roger Corman bei seinem klar in die Genre-Schublade einzusortierenden Streifen in erster Linie auf schroffe, genauso provokante und ungezügelte Unterhaltung aus. Aber eben nicht ohne - auf seine Weise - eine zumindest vergleichbare Reaktion hervorzurufen.

Der Plot ist dabei relativ nebensächlich und erschloss sich mehr oder weniger erst während des bereits anlaufenden Prozesses. Corman ging es von vornherein nur darum, einen Film über diese Szene, über diese Menschen und ihren Lifestyle zu drehen, der natürlich trotzdem einen vermarktbaren Genre-Wert haben musste. So ist die Handlung sicherlich nicht das Herzstück von Die wilden Engel, es ist die Art und Weise, wie er sich präsentiert und welchen Fokus er selbst für sich definiert. Mit Unterstützung der Hells Angels von Venice gedreht, die hier als Berater und Komparsen tätig waren und im Endeffekt Corman sogar wegen Verleumdung auf Schadensersatz in Millionenhöhe (erfolglos) verklagten, entsteht ein Film, der sich ungemein lebendig, dynamisch und experimentierfreudig anfühlt. Der zwischen seinen groben und zugegeben gewollt plakativen Exzessen, die ihren eindeutigen Höhepunkt bei der völligen Eskalation einer Trauerfeier finden, sich sehr wohl mit der Materie und den Hintergründen mehr auseinandersetzt, als ihm vorschnell abgestritten werden kann. Es sind kleine Momente, die sich aber nicht als willkürlich oder zufällig abtun lassen. Allein bei der Schlussszene befinden sich Die wilden Engel und Easy Rider fast auf Augenhöhe. Der Traum ist aus, tot und begraben, und das Weglaufen ist jetzt keine Option mehr. Es würde sogar dem widerstreben, was man in seinem Gebaren immer propagieren wollte.

Abgesehen von seiner inhaltlich vielleicht versteckten Qualität steht die Handwerkskunst von mal wieder außer Frage. Die wilden Engel sieht für seine Möglichkeiten fantastisch aus, ist exzellent arrangiert und beweist abermals, was für ein begnadeter Filmemacher hinter dem oft belächelten Corman und seiner beachtlichen Talentschmiede (der jüngst verstorbene Peter Bogdanovich war hier mehr oder weniger Mädchen für alles) einst gesteckt hat. Irgendwann wurde er wirklich nur noch der Trash-Produzent, damals hätte er den nächsten Schritt nach ganz oben mehr als verdient. Aber wer weiß, was uns sonst verloren gegangen wäre.

Fazit

Ein wüster Rohdiamant, bei dem Roger Corman mal wieder ein Gespür für den Trend und Zeitgeist bewies, aber natürlich in erster Linie darauf aus war, einen lukrativen und gut zu vermarktbaren Film auf die Beine zu stellen. Das gelang ihm zweifellos und erst im Nachhinein wurde vielleicht deutlich, wie wegweisend „Die wilden Engel“ eigentlich war. Wer weiß, ob es „Easy Rider“ ohne ihn in der Form überhaupt gegeben hätte. Er wäre ziemlich sicher ein anderer Film.

Kritik: Jacko Kunze

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