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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Verlegerin Helga Pato wird während einer Zugfahrt von dem Psychiater Ángel Sanagustín angesprochen. Um die Zugfahrt etwas angenehmer zu gestalten, beginnt er, ihr seine Lebensgeschichte und insbesondere von seinem ungewöhnlichsten Fall zu erzählen: Die Geschichte des Patienten, der Soldat war: Im Krieg begegnete er einer Ärztin, die ein Kinderkrankenhaus unter den widrigsten Umständen erhalten möchte und dabei auf eine zwielichtige Gestalt stößt, die Verstörendes erblickt. Nach dem Matroschka-Prinzip wird Helga Pato in immer tiefere Schichten der Erzählung hineingezogen. Das zufällige Zusammentreffen mit dem Psychiater wird unwiderruflich die Zukunft der Verlegerin als auch die der Figuren aus den Geschichten bestimmen, die in einer Serie von unvorhersehbaren Ereignissen verwickelt sind, die sich Schicht für Schicht ineinander verweben, bis sie einen wahnsinnigen Höhepunkt erreichen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden hat der spanische Regiedebütant Aritz Moreno eine Geschichte auf die Leinwand gebracht, die die Macht des Geschichtenerzählens demonstriert. Der Psychiater Ángel Sanagustín (Ernesto Alterio) trifft in einem Zug zufällig auf Helga Pato (Pilar Castro), deren Lebenspartner jüngst in jene Klinik eingewiesen wurde, in der er arbeitet, und beginnt ihr Geschichten über seine ehemaligen Patienten zu erzählen. Von der Verschwiegenheitspflicht hält der gepflegte Doktor anscheinend ebenso wenig wie von der Glaubwürdigkeit beim Geschichtenerzählen. Denn schnell wird klar, dass die zunächst realistisch erscheinenden Anekdoten in die Gefilde des Surrealen abdriften. Es beginnt eine Reise durch die hintersten Hirnwindungen der Figuren, deren schwarzhumoriges Fundament mit Versatzstücken aus den Bereichen der Mystery, des Thrillers und des Psychodramas gepflastert wird. Und dass das Bahnfahren manchmal zum wahren Horror werden kann, muss an dieser Stelle wohl niemandem erzählt werden.

Was demnach als zufällige Begegnung beginnt, mündet in einem abstrusen Konstrukt von multiplen Persönlichkeiten. Erzähler finden sich plötzlich als Figuren in jenen Geschichten wieder, deren Geschichte sie kurz zuvor noch selbst erzählt haben. Ein einarmiger Ex-Soldat mit einem besonderen Verhältnis zur Müllabfuhr, eine Frau, die durch ihren Lebenspartner zum Hund dressiert wird und ein exorbitanter Müllberg in der Einfahrt des zuvor erwähnten Psychiaters, der sich scheinbar nicht entsorgen lässt. Unterteilt in drei Kapitel, die jedoch nur augenscheinlich eine Geschichte von der anderen trennen, um so das Korsett der klassischen Narration vorzutäuschen, mündet eine Erzählung in der nächsten. Im Klartext: Es handelt sich um eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Und zwischen all diesen Verschachtelungen finden dann auch noch die widerwärtigsten und groteskesten Obsessionen und Perversionen der Figuren Platz. Das Motiv des Abfalls durchzieht den ganzen Film, auch wenn der gigantische Müllberg gerade einmal nicht das Bild ziert.

„Die Glaubwürdigkeit langweilt mich“, lautet einer der Schlüsselmomente des Films, in dem die Filmemacher dem Publikum noch einmal mehr den Finger in die Wunde legen. Als Zuschauer bedarf es der willentlichen Aussetzung der Glaubwürdigkeit, um sich auf die erzählte Geschichte einzulassen und die inszenierte Lüge zu akzeptieren. Moreno liefert mit seinem Debütfilm ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem das wissbegierige Publikum der Glaubwürdigkeit nachjagt wie Helga Pato der Wahrheit der titelgebenden Geschichten. Ob diese letzten Endes gefunden werden kann oder der Film in Unglaubwürdigkeit ertrinkt, spielt keine Rolle. Denn Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden ist allem voran ein Film, der sein Potential aus dem Narrativen schöpft. Selbst eine der Figuren beschwert sich über den vermeidlichen Realismus in der Fiktion und attackiert damit jene Systematik, der sie teils selbst unterliegt: „Wieso geben sich Bücher und Filme bloß so viel Mühe real zu erscheinen, wo doch alle Welt weiß, dass sie es nicht sind?“ Mit anderen Worten: Die Realität ist nichts weiter als ein riesiger Müllberg, der bis zum Himmel stinkt.

Fazit

Skurril, rücksichtslos und verstörend. "Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden" verwandelt eine gewöhnliche Zugreise in eine Achterbahnfahrt, die sich aus den abstrusen Denkerzeugnissen der Figuren zusammensetzt. Ein kurzweiliges und verworrenes Gedankenspiel, das den Zuschauer einen Drahtseilakt zwischen Glaubwürdigkeit und Skepsis vollziehen lässt und ihm dabei den Hammer des Grotesken vor die Hirnpforte knallt. Wenn doch bloß jede Zugfahrt derart unterhaltsam wäre.

Kritik: Oliver Koch

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