6.8

MB-Kritik

Die Killer-Elite 1975

Action, Crime, Thriller – USA

6.8

James Caan
Robert Duvall
Arthur Hill
Bo Hopkins
Mako
Burt Young
Gig Young
Tom Clancy
Tiana Alexandra
Walter Kelley
Kate Heflin
Sondra Blake
Carole Mallory
James Wing Woo
George Cheung
Hank Hamilton

Inhalt

Mit dem desillusionierenden Geheimdienst-Thriller "Die Killer Elite" zeichnet Sam Peckinpah (1925-1984) das Agenten-Milieu als eine Welt zynischer Selbstbehauptung, in der geheimes Doppelspiel und Verrat an der Tagesordnung sind.

Kritik

Arbeitskollegen, Mitbewohner und allgemein Best Buddys: Zwischen Mike Locken (James Caan, Der Pate) und George Hansen (Robert Duvall, Open Range) passt kein Blatt, selbst in ihrem ziemlich aufreibendem Job. Für die Briefkastenfirma COMTEG erledigen sie eigentlich die halblegale Drecksarbeit des CIA. Inoffiziell, versteht sich. Hauptaugenmerk liegt auf Personenschutz, meist eher zwielichtiger, aber für staatliche Interessen offenkundig wichtiger Figuren von Sonstewo. So grenzwertig, dass man das lieber von externen, semi-legalen Anbietern deckeln lässt. Dementsprechend ist ihr Aufgabenfeld sehr stressbelastet, denn die Schutzmaßnahmen sind in der Regel nicht nur bloße Routine. Diesen Leuten wird akut und von höchster Eben nach dem Leben getrachtet. Durch jahrelange Berufserfahrung sind Locken & Hansen durch eigentlich nichts aus der Ruhe zu bringen – bis einer „spontan“ einen anderen Kurs einschlägt.

Just retired, Mike. Enjoy it!“

Sam Peckinpah (Getaway) beginnt das schwierige Folgewerk zu seinem grandiosen Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia mit einem plakativen Knalleffekt, zehn Minuten später gefolgt von dem echten Dosenöffner: Hansen wechselt mitten im Einsatz die Seiten. Schaltet die zu behütenden Zielperson höchst selbst aus, dem verblüfften Locken wird der freundschaftliche Gnadenschuss gegönnt. Statt eine Kugel in den Kopf gibt es zwei, dafür „nur“ in Ellenbogen und Knie. Sterben soll er nicht, aber eine Verfolgung unmöglich machen ist das Mindeste. Ein sauberer Plan, denn laut ärztlichen Prognosen ist Locken ab sofort – mindestens – berufsunfähig. Mit hartem Training, verbissenem Ehrgeiz und insbesondere dem Antrieb der eiskalten Rache kämpft er sich wieder zurück in einen wenigstens brauchbaren, physischen Zustand. Und als seine Nemesis sich zwangsläufig wieder blicken lässt, ist er trotz berechtigter Zweifel erster Ansprechpartner. Mit einem neuen/altbewährtem Team  im Rücken wird nicht nur ein Job erledigt…es wird persönlich abgerechnet.

„I prefer the up angle. Love to watch gravity at work.“

Manche Regisseure sind schlicht Namen, manche erkennt man unangekündigt nach wenigen Minuten. Sam Peckinpah war ein Vertreter der letzteren Gattung. Im Angreifbaren wie im Wunderbaren. Natürlich sind die Frauenfiguren nur schmückendes Beiwerk, wobei Die Killler-Elite nur ganz wenige Exemplare verwendet und somit das tendenziell chauvinistische Bild des alten Sam kaum die Chance erhält diskutiert zu werden. Der minimale Standard wird erkannt, aber erzielt keine aufregende Wirkung. Männlich, das ist der Streifen durch und durch. James Caan – mehr Fell auf der Brust als Robert Duvall Haare auf dem Kopf – verkörpert das Idealbild des Peckinpah’schen Anti-Helden. Moralisch von Anfang an im Glashaus sitzenden, von Ereignissen und Folgen gezeichnet und verbittert, aber dennoch von einer gewissen Integrität angetrieben. Auch wenn wir alle schwarze Schafe sind, es gibt Grenzen und Konsequenzen, die er bereit ist durchzusetzen. Darum dreht sich (fast) alles in Die Killer-Elite, der somit perfekt in den Zyklus von Sam Peckinpah passt, auch wenn er ausnahms-und bedauerlicherweise beim Ende, seiner großen Stärke, den richtigen Absprung verpasst.

Vorher ist das Peckinpah pur. Stringenter Auftakt, danach brodelt es lange. Geduld, das zeichnet alle seine Filme aus. Konsequent arbeitet er auf den unvermeidlichen Showdown hin. Der Western, er lässt sich kaum zu verleugnen. Immer geht der imaginäre Blick gen Himmel. High Noon, das schwebt über allen seinen maskulin-geprägten Schwanz-Vergleich-Phantasien. Und diese beherrschte Peckinpah wie kein Zweiter, ohne dadurch ins Lächerliche oder Peinliche zu kippen. Inhaltlich und narrativ gerne schlicht gehalten (Wer Gewalt sät im Detail ausgenommen) wird meist auf eine Situation/Konfrontation hingearbeitet, der sich alles andere unterordnen muss. So ist nach einer Viertelstunde (von 123 Minuten) glasklar, was da Ziel ist. Der Weg dorthin ist einfach, aber intensiv. In Sachen Inszenierung und Atmosphäre hervorragend, erfüllen Plot und Details nur eine Tunnelfunktion. Einziger Fehler ist dabei, dass die Schwerpunkte in der Schlussphase falsch positioniert sind. Eigentlich sollte der Film schon eher beendet sein, das tatsächliche Final ist wenigstens deplatziert wenn nicht sogar überflüssig. Da trübt einen bis dato exzellent arrangierten Film offensichtlich, aber gut und gerne nur nebensächlich. Allein die spärlichen, aber furiosen Actionsequenzen und der furztrockene, zynische Humor (die Bombe) sind so gut, sind so Peckinpah, wie könnte man darauf nicht anspringen?

Fazit

Ein gerne missachtetes Werk aus der Vita von Sam Peckinpah, welches auch eindeutig nicht mit seinen besten Arbeiten mithalten kann. Allerdings ist das erstens keine Schande, und zweitens ist auch ein B-Peckinpah immer den Blick wert. „Die Killer-Elite“ ist sehr schlicht, aber wuchtig, unruhig & impulsiv. Wirkt lediglich am Ende leicht desorientiert. Gen Finale ein Auge halb geschlossen, dann gibt res (eigentlich) nichts zu meckern.

Autor: Jacko Kunze
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