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Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1865. Während des amerikanischen Bürgerkriegs wagen mehrere Kriegsgefangene einen Ausbruchversuch. Mit einem Heißluftballon gelingt trotz Unwetter die Flucht. Der tosende Orkan macht den Männern zu schaffen und treibt den Ballon weit auf das offene Meer hinaus. Nach technischen Schwierigkeiten stranden sie schließlich auf einer Insel. Auf schier unglaubliche Kreaturen treffend beginnt für die Gestrandeten ein Abenteuer der besonderen Art …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Neben den literarischen Werken von Schriftsteller H. G. Wells genießen auch die Bücher des Jules Vernes weltweite Bekanntheit. Thematisch hatten es den beiden Autoren in erster Linie allerlei abenteuerliche Fantastereien angetan, weswegen beide gemeinhin als (Mit-)Begründer der Science-Fiction-Literatur gelten. So dürfte es kaum verwundern, dass sich diverse Filmstudios dem literarischen Stoff annahmen und ihn auf Zelluloid übertrugen. Die bekanntesten Werke von Jules Verne, sei es nun literarisch oder cineastisch, dürften dabei vermutlich die Werke 20.000 Meilen unter dem Meer sowie Die Reise zum Mittelpunkt der Erde sein. Doch es gibt noch zahlreiche andere Romane von ihm, wie beispielsweise  In 80 Tagen um die Welt oder Die geheimnisvolle Insel, die filmisch adaptiert wurden. Die geheimnisvolle Insel ist einer jener Romane, die über die Jahre hinweg gleich mehrfach als Vorlage für Filme dienen sollte. So auch im Falle des gleichnamigen und von Cy Endfield inszenierten Kinofilms aus dem Jahr 1961. Als Regisseur war Endfield hauptsächlich in den 50er- und 60er-Jahren aktiv und brachte unter anderem Filme wie Zulu oder Hell Drivers auf die Leinwand. Vor der Kamera ist, was die SchauspielerInnen angeht, keine große Starpower zu finden. Dafür allerdings hinter den Kulissen. Ebenfalls an Bord ist nämlich ein, um nicht zu sagen der Großmeister der Stop-Motion-Effekte. Die Rede ist von Ray Harryhausen, der mit seiner Handwerkskunst unter anderem Filme wie 20 Million Miles to Earth oder Jason und die Argonauten bereicherte.

Reif für die Insel…

Im Anschluss an einen erfolgreichen Fluchtversuch aus der Kriegsgefangenschaft geht es für die Protagonisten hoch hinauf in die Lüfte. Inmitten eines tosenden Orkans erleben sie eine turbulente Ballonfahrt und werden weit aufs offene Meer hinausgetrieben. Aufgrund technischer Schwierigkeiten strandet die Gruppe auf einer entlegenen Insel. Froh darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, erkundet man das Eiland und es kommt zur ersten brenzligen Begegnung mit einer ungewöhnlich großen Lebensform. Dies markiert dabei lediglich den Auftakt für weitere fantastische wie auch abenteuerliche Aufeinandertreffen. Welcher Art genau diese Begegnungen sein mögen, soll an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden. Im weiteren Verlauf richtet man sich auf der Insel nett ein, baut sein Domizil aus und macht sich gleichzeitig mit primitiven Werkzeugen daran, ein Flos herzustellen. Wobei man es mit Selbigem nicht sonderlich eilig zu haben scheint. Selbst die gefährlichen Zusammenstöße mit dem ein oder anderen überdimensionalen Geschöpf sorgt bei den Gestrandeten nur kurz und im jeweiligen Moment für Panik. Statt im unmittelbaren Anschluss an brenzlige Situationen in Angst zu verfallen oder durchzudrehen, macht man lieber ein Witzchen, über das dann alle Beteiligten herzhaft lachen oder man schwingt direkt losgelöst das Tanzbein.

Von einsetzender Verzweiflung, Inselkoller oder Niedergeschlagenheit ist bei den unfreiwilligen Insulanern letztlich zu keinem Zeitpunkt etwas zu spüren. Den Gestrandeten geht es trotz ihrer eigentlich eher misslichen Lage ganz prächtig und sie sind scheinbar zufrieden. Gerade dieser Sorglosigkeit ist es geschuldet, dass sich Die geheimnisvolle Insel alles andere als spannungsgeladen präsentiert. Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass inhaltlich nicht wirklich viel passiert, was die Handlung vorantreiben würde. Und doch wird es paradoxerweise nie langweilig. Unterhaltsam ist Endfields Werk aufgrund zahlreicher überraschender Begegnungen (u. a. mit einer von Jules Vernes bekannteren Figuren) sowie diverser Einfälle und Fantastereien sowie des prächtig in Szene gesetzten Handlungsortes nämlich allemal. Die mitunter größten Stärken des Films liegen dementsprechend, neben dem Ideenreichtum, in den Spezialeffekten sowie den Kulissen.

Doch gleich vorweg: So gelungen beides auch sein mag, weder die Set-Bauten noch die Spezialeffekte werden es schaffen, ein an heutige Effekttechnik gewöhntes Publikum zu beeindrucken. Jenen, die jedoch den Aufwand der dahintersteckt begreifen sowie entsprechend zu würdigen wissen und diesen in Relation zum Entstehungsjahr setzen, bekommen wirklich tolle und äußerst charmante Schauwerte geboten. Damit sind natürlich in erster Linie die von Ray Harryhausen erstellten Stop-Motion-Sequenzen gemeint, doch es gibt auch schön gezeichnete Hintergründe (sogenannte „matte paintings“) und handwerklich geschaffene Kulissen zu bewundern. Auch der Drehort selbst weiß u. a. mit kristallklarem Wasser und weiten Stränden zu faszinieren. Auf visueller Ebene kann es Die geheimnisvolle Insel daher durchaus mit ähnlich gearteten Werken wie etwa Die Reise zum Mittelpunkt der Erde oder auch 20.000 Meilen unter dem Meer aufnehmen. Im Hinblick auf die darstellerischen Leistungen kann man diese Aussage allerdings nicht treffen. Da fehlt es dann doch ein wenig an Starpower und so bleiben, obwohl das Schauspiel der allesamt weniger bekannten DarstellerInnen in Ordnung geht, herausstechende Performances letztendlich aus.

Die größte Schwäche von Endfields Film liegt im Drehbuch, welches von gleich drei Autoren verfasst wurde. Und damit ist nicht gemeint, dass man sich gegenüber der literarischen Vorlage einige Freiheiten erlaubte. Es mangelt einfach an echten Herausforderungen für die Gruppe sowie einem Ziel, das konsequent und fokussiert verfolgt wird. Das Geschehen wirkt zwar zu keinem Zeitpunkt zäh, hat aber aufgrund der in regelmäßigen Abständen eingestreuten Aufeinandertreffen fast schon etwas Episodenhaftes. Für Figurenzeichnung oder Charakterentwicklungen scheint derweil allerdings kein Platz mehr gewesen zu sein, denn diese kommt deutlich zu kurz. Auch die Unbedarftheit und Sorglosigkeit, mit der die Gestrandeten trotz des Wissens um mögliche Gefahren auf der Insel leben, wirkt verblüffend unglaubwürdig. Und dann wären da noch eingeleitete physikalische Vorgänge, die mehr als fraglich erscheinen. Des Weiteren gibt es narrative Ungereimtheiten wie zum Beispiel eine Figur, die zuerst äußerst hochnäsig daherkommt, um nur wenige Szenen später ohne ersichtlichen Grund eine anhaltende Wesensveränderung durchgemacht zu haben. Da stellt man sich schon die Frage, ob die Autoren überhaupt miteinander in Kontakt standen.

Zum Ende hin ergießt sich das Drehbuch dann noch einmal in Schauwerten und wirkt aufgrund einer ungemeinen Vielzahl an verschiedensten Einfällen fast schon regelrecht überladen. Es wirkt beinahe so, als wäre der einzige Anspruch des Films, das Publikum zu unterhalten. Mitfiebern ist dabei zwar nicht angesagt, dafür fehlt es an Dramaturgie, aber ein Staunen über die optischen Schauwerte ist mit Blick auf das Entstehungsjahr allemal drin. Letztendlich empfiehlt es sich wohl Die geheimnisvolle Insel einfach so zu nehmen, wie sie ist und sich an ihrer visuellen Schönheit in Verbindung mit einer naiven Unbeschwertheit zu erfreuen. Zumal der abenteuerliche Gute-Laune-Film es einem dahingehend aufgrund der zahlreichen Fantastereien sowie dem gebotenen Einfallsreichtum ungemein leicht macht.

Fazit

Mit „Die geheimnisvolle Insel“ hat Regisseur Cy Endfield eine relativ lose Adaption des gleichnamigen Romans von Jules Verne inszeniert. Zugegeben, das Ergebnis mag naive Fantasterei sein. Gleichzeitig sorgt der kurzweilige Film jedoch durch seine heitere Tonalität in Verbindung mit den sich einstellenden Abenteurer-Vibes für reichlich gute Laune. Das hübsche Inselsetting sowie zahlreiche Überraschungen wissen ebenfalls zu gefallen. Dazu kommen noch die tollen Effekte von Specialeffects-Legende Ray Harryhausen, welche allein für sich genommen bereits eine Sichtung rechtfertigen würden. Jene, die fröhliche Abenteuerfilme und leichte Kost mögen, dürften daher mit „Die geheimnisvolle Insel“ eine gute, spaßige Zeit haben.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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