Die Lustendorff-Brücke bei Remagen ist im März 1945 die letzte intakte Brücke, über die die Amerikaner ins Deutsche Reich kommen können. Hauptmann Bratge soll den US-Vorstoß stoppen. Ein schier auswegloser Auftrag, denn die Sprengung scheitert. Die Amerikaner können so den Fluss überqueren.
Kritik
Im März 1945 steht das Ende des Zweiten Weltkriegs kurz bevor, dennoch schickt Adolf Hitler seine ausgedünnte und überwiegend desillusionierte Armee unbeirrbar immer weiter in die Schlacht. Die Brücke von Remagen ist dabei strategisch gar nicht mal so unerlässlich wie (auch historisch danach gerne verklärt) angenommen, dient aber mehr als eine Art Symbol. Solange die alliierten Streitkräfte auf ihr nicht den Rhein überqueren können, scheint ein deutscher Endsieg theoretisch – so will es die Propaganda – noch möglich. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Hauptmann Bratge (Claus Holm, Die Ehe der Maria Braun) wird dabei die undankbare Aufgabe zu Teil, eben jene Brücke mit Mann und Maus zu verteidigen oder erst im größten Notfall doch zu sprengen. Dafür steht ihm aber nur eine Handvoll überwiegend schon Kriegsversehrter und eigentlich völlig Frontuntauglicher zur Verfügung, da sich von den über 300 Soldaten 90% bereits aus dem Staub gemacht haben.
Deutlich bekannter als dieses deutsche Fernsehspiel im Auftrag des ZDF ist natürlich die gleichnamige US-Verfilmung von John Guillermin (Flammendes Inferno), die zwei Jahre später äußerst erfolgreich auf den internationalen Kinoleinwänden stattfand. Mit dieser kann dieses Produktion natürlich in keinster Weise konkurrieren, muss das aber auch gar nicht, handelt es sich doch um eine völlig andere Vorgehensweise in der Schilderung der damaligen Ereignisse. Angepriesen als „Dokumentarspiel“ handelt es sich bei dem lediglich 63minütigen Film tatsächlich um eine Mixtur aus theaterhaften Kammerspiel und Dokumentation. Ausgestattet mit realen Archivaufnahmen von der Front und dazwischen auf beengtem Raum gespielt von einem engagierten Ensemble, in dessen Fokus die deutsche Seite der Geschehnisse steht. Dabei geht es naturgemäß weniger actionlasstig zur Sache und es wird sich stark auf die hoffnungslose und letztlich völlig absurde Situation konzentriert, in der sich die verbliebenden Soldaten befinden, die die verzweifelten und realitätsfremden Befehle aus dem Führerbunker versuchen in die Tat umzusetzen. Im deutlichen Kontrast dazu stehen die vielen Desateure auf deutscher Seite, die sich der Situation bewusst sind und eingefärcht in einen Tunnel nahe der Brücke nur hoffen, dass sie irgendwie noch mit dem Leben davon kommen.
Ein auch im cineastischen Sinne hochwertiges Meisterwerk wie Die Brücke aus dem Jahr 1959 ist dieses Werk selbstredend nicht, funktioniert in seinem Dasein als um Authentizität bemühtes Fernsehspiel aber zweifellos. Knapp 20 Jahre nach Kriegsende hatte es auch in Deutschland schon frühere und noch um einiges wichtigere Aufarbeitungen mit dem Geschehen gegeben, für eine TV-Vewertung ist dies für seinen damaligen Zeitpunkt aber aller Ehren wert. In der Kürze der Zeit bleibt kein Raum für künstliche Nebenplots oder kitschige Theatralik, stattdessen werden die Ereignisse bemüht realistisch wiedergegeben. Das hat aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr eine so eine beklemmende und aufrüttelnden Wirkung wie vermutlich damals, als man damit per TV noch Menschen erreichte, die sich eventuell noch gar nicht mit der dunklen Geschichte des Heimatlandes so ungeschminkt auseinandergesetzt haben, nichtsdestotrotz lässt sich dem oftmals eher im Heilewelt-Nachkriegskino tätigen Regisseur Wolfgang Schleif (Die Mädels vom Immenhof) hier einwandfrei attestieren, sich weit aus der biederen und unaufgeklärten Wohlfühlzone der deutschen Unterhaltungslandschaft herauszuwagen.
Fazit
Eine um hohen Realitätsanspruch bemühte Mischung aus Kammerspiel und Dokumentation, die auf diese Art und Weise heute sicherlich keine Bäume mehr ausreißt, aber in seinem Dasein sehr viel richtig macht. Als Ergänzung zu den wenigen, wirklich guten deutschen Filmen über den Zweiten Weltkrieg (und da liegt es eindeutig nicht an der Masse) durchaus zu empfehlen.
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