Inhalt
Vier zunehmend todbringende Angriffswellen haben den Großteil der Erde zerstört. Vor einer Kulisse aus Angst und Misstrauen ist Cassie auf der Flucht und versucht verzweifelt, ihren kleinen Bruder zu retten. Während sie sich auf die unvermeidliche und absolut tödliche fünfte Welle vorbereitet, verbündet sie sich mit einem jungen Mann, der ihre letzte Hoffnung sein könnte - falls sie ihm trauen kann.
Kritik
Zwar basieren die meisten Jugendbuchverfilmungen auf Ideen, die in irgendeiner Form schon ein bis hundert Mal verwurstest wurden, immerhin lesen sich die Prämissen zu diesen Texten und Filmen aber alle relativ viel versprechend. In den "Tributen von Panem“ ging es um "Battle Royal“-ähnliche Zustände und ein totalitäres Regime, in der "Maze Runner“-Reihe geht es um Viren, Zombies und eine staubige Postapokalypse und im nun startenden "Die 5. Welle“ geht es um fiese Aliens im "Körperfresser“-Gewand, die die Welt erobern wollen. Und somit wirkt die Prämisse dieses neuen Dreiteilers zwar nicht frisch, aber immerhin interessant: Aliens sind auf die Erde gekommen, um in insgesamt fünf verschiedenen Wellen (Stromausfall, Viren usw.) die Menschheit auszurotten. Mittendrinnen begegnen wir der jungen Cassie (Chloe Grace Moretz - "Die Wolken von Sils Maria"), die sich mit den wenigen Überlebenden der ersten vier Wellen auf die fünfte und finale Alienwelle und Invasion vorbereitet.
Klingt viel versprechend? Das sollte es auch. Denn jetzt wo die "Panem“-Reihe ihr Leindwandende gefunden hat, braucht man bei den verantwortlichen Studios dringend ein neues Jugendbuch-Zugpferd. Um es ganz vorneweg aber schon klarzustellen: "Die 5. Welle“ ist dieses nicht. Denn wenn man mal vom durchaus potenziellen finanziellen Erfolg des Films absieht, ist "Die 5. Welle“ nicht (wie man vielleicht befürchten konnte) ein durchschnittlicher oder enttäuschender Ableger, sondern tatsächlich ein totales filmisches Desaster, was in seinen schlimmsten Momenten sogar an eine Asylum-Verfilmung im Stile von "Battle of Los Angeles“ erinnert. Wie es dazu kommt? Die Verantwortlichen um Drehbuchautorin Susannah Grant ("Der Solist") und Regisseur J. Blakeson ("Spurlos - Die Entführung der Alice Creed") versagen schlichtweg auf allen Ebenen, die dieser Film dem erwartungsfreudigen Zuschauer präsentiert. Dies fängt schon bei der Invasion der Außerirdischen an, die sich durch ein miserables Set-Up über die gesamten 117 Minuten des Films weder bedrohlich noch in irgeneiner Form wirklich anfühlt, wodurch sich dieser Film auf einem schwachen, forcierten Gerüst fußt, welches im Laufe des Films durch diverse inhaltliche als auch inszenatorische Schläge komplett in sich zusammenbricht.
Denn dieses misslungene Set-Up ist nicht einmal das größte Problem des Films. Das sind viel mehr sein unerträglicher Kitschanteil und seine geradezu lachhafte Vorhersehbarkeit. Hier wird mit Mysterien gespielt, die keine sind und auf denen in beinahe unerträglicher Manier herumgekaut wird, sodass sich jede Form von Spannung schon im ersten Filmdrittel im Keim erstickt. Denn wie genau soll sich ein Zuschauer auf diese Welt einlassen, wenn er jede Wendung, jeden forcierten Moment und jede inhaltliche Entscheidung haargenau voraussagen kann? Und dies betrifft nicht nur die Geschichte, sondern auch die Figuren. Jeder Charakter kommt nie über die Form einer Schablone hinaus, jede Figur haben wir irgendwo schon einmal in genau dieser Form gesehen. Unterstrichen werden diese papierdünnen Charaktere durch teils grauenerregende darstellerische Leistungen. Da tut einem die gute Chloe schon richtig Leid, am Schlimmsten trifft es aber Liev Schreiber("Spotlight"), der hier so gelangweilt durch die Gegend stapft, dass man sich ernsthaft fragen kann, ob seine Teilnahme etwas mit einer verlorenen Wette zu tun hat.
Sonst stürzt sich "Die 5. Welle" in jedes Klischee, welches am Straßenrand mitgenommen werden kann. Es gibt eine furchtbar pubertäre und zähneknirschend schlecht geschriebene Romanze, es gibt lachhafte Actionszenen, die mehr an einen 2D-Shooter erinnern, als an eine High Budget Literaturverfilmung und es gibt eine Narrative, die vor inhaltlichen Fehlern und Kopfschüttelmomenten nur so strotzt. "Die 5. Welle“ ist einer der Filme, der es schafft jede seiner filmischen als auch inhaltlichen Ebenen komplett zu verhunzen. Gerade die wirklich furchtbaren CGI-Effekte sollen hier noch einmal nachdrücklich hervorgehoben werden, die jeden noch so großen Fan letztendlich aus der nicht gegebenen Immersion reißen. Da mag die Inszenierung sonst in Ordnung sein, "Die 5. Welle" wirkt an allen Ecken und Enden wie ein unfertiger und überhastig auf den Markt geworfener Jugendbuchableger, ohne kreative Einfälle, ohne inszenatorisches Gespür und ohne irgendeine Form von erzählerischer Frische.
Und so stürzt "Die 5. Welle“ das Jugendbuch-Genre (wenn man es so nennen kann) in Tiefen, die man heutzutage gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Action im Stile von Asylum, Romantik im Geiste von "Twilight“ und eine Story, die an Vorhersehbarkeit und inhaltlichen Ungereimtheiten jedem Direct to DVD-Nicolas Cage-Streifen Konkurrenz macht. Den Gnadenschuss gibt sich der Film letztlich mit seinem unheimlich ernsten Ton: Oh ja, "Die 5. Welle“ will verdammt ernst und gnadenlos sein und schafft es dadurch sogar noch den letzten Sympathiepunkt zu rauben, den man den zwei, drei gelungenen Szenen des Films entgegenbringen kann. Einen geradezu unfassbar hohen Gewaltgrad gibt’s auch noch oben drauf, damit er Film erst recht gritty und dark wirkt, wie es ja heutzutage in ist. Ne vielen Dank, auf solch einen gierigen Humbug kann und sollte man verzichten.
Fazit
Das "Young Adult Movie"-Genre hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. "Die 5. Welle“ ist ein schrecklich anzusehendes Paradebeispiel dafür, wie man einen Film auf sämtlichen inhaltlichen und inszenatorischen Ebenen gegen die Wand fahren kann. Hier funktionieren weder die Erzählung oder die Romantik, noch die Action und schon gar nicht der übermäßig ernste Ton. Ein Film der Vorhersehbarkeiten und Klischees, der dünnen Figuren und furchtbaren Dialoge. Ein überhastetes und auf Profit ausgelegtes Massenprodukt ohne kreativen Anspruch. Die Beteiligten können einem echt leid tun, die Fans der Vorlage sowieso. "Die 5. Welle" ist ein riesengroßer Haufen Mist.
Autor: Thomas Söcker