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New York, 23. Dezember. In den Büros der Agence France Presse herrscht Aufregung: der französische Diplomat Fèvre-Berthier ist verschwunden. Journalist Moreau erhält den Auftrag, den Verschollenen ausfindig zu machen.
Kritik
Auch wenn es längst keine Seltenheit mehr ist, dass sich Regisseure in ihren eigenen Filmen selbst in Szene setzen, so kann es doch immer wieder zu amüsanten Momenten führen. Gerade dann, wenn man besagten Regisseur nur sehr bedingt mit der Schauspielerei in Verbindung bringt und im Vorfeld des Films keine Ahnung davon hatte. Eine solche Überraschung ist es auch Jean-Pierre Melville (Der eiskalte Engel) vor der Kamera zu sehen. In Zwei Männer in Manhattan gibt er einen missmutigen Journalisten, der in der Nacht vor Weihnachten auf eine abenteuerliche Reise geschickt wird und einen verschwundenen Diplomaten ausfindig machen soll. Zusammen mit seinem Partner, einem kleinkriminellen Fotografen, streift er quer durch Manhattan, folgt Spur um Spur und ergründet dabei letztlich vor allem menschliche Abgründe.
Alles beginnt gesittet. Dokumentarische Aufnahme zeigen eine politische Großveranstaltung in bester Ordnung, bis der Hinweis auftaucht, dass ein französischer Diplomat vermisst wird. Auch wenn dahinter zunächst wenig vermutet wird, so ruft der Ausfall dennoch die Presse auf den Schirm. Darunter auch Moreau (Melville höchst selbst), der als cooler Draufgänger mit Mantel und Hut in Szene gesetzt wird. Sein Auftrag lautet zunächst Informationen zu beschaffen und so wendet er sich an einen befreundeten Fotografen, der vor allem Frauen, Alkohol und leicht verdientem Geld zugetan ist. Gemeinsam grasen sie Hinweis für Hinweis ab, folgen jeder noch so kleinen Spur. In eher schleppendem Tempo entfaltet sich so ein Film Noir, der vor allem von der Dynamik seiner beiden Hauptfiguren zusammengehalten wird.
Da überrascht es auch nicht sonderlich, dass die endgültige Auflösung des Falls gegen Ende in den Hintergrund rückt und in erster Linie als Katalysator im Konflikt der beiden Protagonisten fungiert. Auch wenn der Film sein bis dahin sehr zielstrebiges Narrativ dadurch verrät, ist jener Bruch doch der einzige Moment des Films, in dem Emotion und Tragik wirklich greifbar wird. Was zuvor noch sehr ruhig vonstattenging, wirkt nun beinahe überhastet. Und auch wenn die grobkörnigen schwarz-weiß Bilder einen Hauch zu klassisch eingefangen wurden, so lockert immerhin der amüsante Wortwitz die Stimmung gelegentlich auf. Gerade der Unterschied zwischen Französisch, Englisch und vereinzelt auch anderen Sprachen sorgt für amüsante Momente. Letztlich ist Zwei Männer in Manhattan wohl keinesfalls ein herausstechender Beitrag in Melvilles Vita, vereinzelt lassen Szenen jedoch auf sein Genie schließen.
Fazit
Jean-Pierre Melville inszeniert sich selbst als rastlosen Reporter, der in der Nacht vor Weihnachten auf die verwinkelte Suche nach einem vermissten Diplomaten geht und dabei vor allem das verkommen Antlitz der westlichen Gesellschaft vorfindet. In seinen besten Momenten erinnert „Zwei Männer in Manhattan“ dabei an die späteren Werke des Regisseurs, oftmals verkommt der Film aber auch zum eher lustlosen Spießrutenlauf.
Autor: Dominic Hochholzer