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Inhalt

Harper ist ein Jurastudent, dessen Mutter nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus ins Koma fällt, aus dem sie vermutlich nicht mehr erwachen wird. In seinem Kopf nistet sich der Gedanke ein, dass sein zwielichtiger Stiefvater Vincent in die Geschehnisse verwickelt sein könnte. Da er viel zu unsicher ist, um auf seine Vermutung hin etwas zu unternehmen, versucht Harper seine Sorgen in Whiskey zu ertränken. Erst als er mit dem gewaltbereiten Gauner Johnny Ray und dessen Begleiterin ins Gespräch kommt, beginnt Harper ernsthaft darüber nachzudenken, etwas gegen seinen Stiefvater zu unternehmen. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Unter Betrachtung seiner bisherigen Schaffensphase stellt Detour für Christopher Smith (Black Death) einen Rückschritt dar. In der Vergangenheit hatte der Regisseur mehrfach zeigen können, dass er mit Erzählstrukturen geschickt umgehen kann, gerade weil er sich mitunter nicht an sie halten wollte. Smith ist sich sehr wohl bewusst, aus welchen Konventionen, Stereotypen und Klischees Filme eines bestimmten Genres gestrickt sein können. In seinen Werken wie Severance - Ein blutiger Betriebsausflug oder Triangle - Die Angst kommt in Wellen gab der Regisseur daher zunächst eine Richtung vor, aus der sich vermeintlich eindeutige Handlungsverläufe schließen ließen. Mithilfe von schwarzhumorigen Eskapaden oder gedankenverdrehenden Überraschungen durchbrach Smith die Erwartungshaltung des Zuschauers jedoch mehrfach so geschickt, dass er sich einen Ruf als Regisseur von Genre-Produktionen erarbeitete, die stets das gewisse Etwas mit sich bringen. 

Nachdem er mit Rettet Weihnachten zuletzt eine seichte Weihnachtskomödie inszenierte, stellt Detour im Gegensatz dazu nun einen ernsten Thriller dar, in dem der familienfreundliche Spaß einer Geschichte gewichen ist, in der falsche Fährten und doppelte Böden von erheblicher Bedeutung sind. Wie von Smith nicht anders zu erwarten geht es auch in diesem Film keinesfalls gewöhnlich oder linear zu, denn für sein auch diesmal wieder selbstgeschriebenes Drehbuch hat sich der Regisseur einen besonderen Kniff einfallen lassen. Darin geht es um den Jurastudenten Harper, dessen wohlhabende Mutter nach einem schweren Autounfall im Koma liegt. Die Schuld dafür schreibt er ihrem zweiten Ehemann Vincent zu, der während des Unfalls nicht nur auf dem Beifahrersitz saß, sondern seine eigene Frau so gut wie nie im Krankenhaus besucht. Harper vermutet hinter dem Stiefvater einen Heiratsschwindler, der lediglich auf das Vermögen seiner Mutter aus ist und längst nebenbei eine Affäre laufen hat. 

Eines Abends trifft Harper in einer Bar auf den impulsiven, offensichtlich in kriminelle Aktivitäten verstrickten Johnny Ray, der ihm bei einer gemeinsamen Flasche Whiskey anbietet, den ungeliebten Stiefvater gegen Zahlung von 20 000 Dollar aus dem Weg zu räumen. Als er mit seiner Freundin Cherry am nächsten Morgen vor Harpers Tür steht, um den Plan in die Tat umzusetzen, zerteilt Smith seine Geschichte fortan in zwei Handlungsstränge. Der Regisseur zeigt sowohl, was passieren würde, wenn sich Harper gegen das mörderische Vorhaben entscheidet und zuhause bleibt, als auch die Konsequenzen der zielstrebigen Umsetzung. 

Beginnt der Streifen noch recht vielversprechend und vor allem mit visuell auffällig schön gefilmten Einzelszenen, entpuppt sich das nonlineare Erzählprinzip von Smith mit Beginn des alternativen Handlungsstrangs als inkonsequentes, schlecht durchdachtes Gimmick. Die Vorahnung des einigermaßen genreaffinen Zuschauers, dass beide Geschichten einen düsteren Verlauf nehmen werden, bei dem ungeplante Zwischenfälle sowie brutale Überraschungen jeweils nicht lange auf sich warten lassen, bestätigt der Regisseur auf denkbar unoriginelle Weise. Für Detour, dessen Titel an einen gleichnamigen Film aus dem Jahr 1945 angelehnt ist und diesen auch konkret referenziert, hat sich Smith deutlich vom Film Noir inspirieren lassen. 

Seine Version eines ausgelassenen Neo-Noir, welcher in gefühlt jeder zweiten Einstellung um ein formschönes Bild bemüht ist, leidet hingegen unter den schwachen Figuren, die in ihrer schlichten Erfüllung angestaubter Archetypen eher unbeholfenen Karikaturen entsprechen. Tye Sheridan (Mud) muss sich als Harper dabei ebenso eingeschränkt in der Rolle des überforderten Sympathieträgers einfinden wie Bel Powley (Carrie Pilby), die als hilflose Stripperin fast schon schmerzhaft verheizt wird. Abgerundet wird das Trio der müden Abziehbilder von Emory Cohen (The Place Beyond the Pines), dessen harte Sprüche und zwanghafte Macho-Allüren schon nach wenigen Szenen ermüden. 

Fatal wird es hingegen im letzten Drittel des Films, in dem der Regisseur sein clever angedachtes Gimmick zugunsten von mindestens drei Wendungen fallen lässt und förmlich verrät. Detour verkommt so gegen Ende zu einem Film, der seinem Publikum immer möglichst zwei Schritte voraus sein will, obwohl er dem eigenen Potential mehr als zwei Schritte hinterherhinkt.

Fazit

"Detour" kommt mindestens 10-15 Jahre zu spät. Als Reiter auf einer Welle von stilprägenden Filmen damaliger Erfolgsgaranten wie Quentin Tarantino hätte Christopher Smiths Werk vielleicht noch ein paar Lorbeeren einsacken können. So zerfällt der schlampig durchdachte Mix aus Neo-Noir-Klischeefiguren, einem Erzählprinzip, das sich als ödes Gimmick entpuppt und lediglich einigen wunderschön gefilmten Einzelmomenten schnell in seine Einzelteile und hinterlässt hauptsächlich vergeudetetes Potential. 

Kritik: Patrick Reinbott

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