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Inhalt

Der Versicherungsangestellte Walter Neff (Fred MacMurray) bespricht ein Tonband mit seinem Geständnis: Als er Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) bei der Erneuerung ihrer Autoversicherung kennenlernt, ist es um ihn geschehen. Trotz der väterlichen Fürsorge seines Chefs Barton Keyes (Edward G. Robinson) läßt er sich auf eine Affäre mit der verheirateten Frau ein und plant mit ihr einen Mord inkl. Versicherungsbetrug. Ein Plan, der nicht gutgehen kann...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ermattet hängt er im Halbdunkeln vor dem Diktierphonographen seines Büros; er, der stattliche Versicherungsangestellte Walter Neff (Fred McMurray). Sein letztes Stündlein hat geschlagen, daran besteht kein Zweifel, doch eines will er der Nachwelt in jedem Fall vor seinem Dahinscheiden noch hinterlassen: Ein Geständnis seiner unmoralischen Taten. Und dieses Schuldbekenntnis wiegt so schwer, dass es nicht allein Walter jeder sittsamen Reinheit entzieht, es löst bereits zu Anfang den Ausgang des Films auf; das Ende von Walter, der sich im weiteren Verlauf als Hauptdarsteller von Billy Wilders vierter Arbeit „Frau ohne Gewissen“ zu erkennen gibt. Raubt dieser Kniff nun auch nur einen Bruchteil der Spannung der folgenden 100 Minuten? Nicht im Geringsten, denn Billy Wilder und sein Co-Autor, der Hardboiled-Autor Raymond Chandler, haben einen Drehbuch verfasst, in dem nicht nur die geschliffenen Dialoge bezirzen, die Geschichte ist dazu auch nicht an der erwähnten Ausgangslage interessiert, sondern einzig und allein an den Schritten, die zu dieser Situation geführt haben.

Wo viele den Ursprung des Film Noir in „Frau ohne Gewissen“ erkennen wollen, ist Billy Wilders Meisterwerk dann vielleicht nicht die alleinige Wurzel der Schwarzen Serie, doch Wilder revolutionierte das Genre, in dem er Motive kreierte, die den Film Noir in seiner Struktur und Bedeutung charakterisieren und ihn so zur „Essenz“ des definierten Terminus machen. Mit Walter steht aber kein kettenrauchender Detektiv im Mittelpunkt, der mit unterkühlter Mentalität durch das Szenario streift, sondern ein Durchschnittstyp mit einem Durchschnittsjob. Doch wie jeder Mann träumt auch er von einer attraktiven Frau an seiner Seite und möglichst viel Geld in der Tasche. Und Ersteres sollte auch in den Bereich des Möglichen rutschen, nachdem er Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) über beruflichen Wegen kennenlernt und vom verführerischen Klimpern ihrer Wimpern in ihren Bann gezogen wird. Phyllis wurde zum archetypischen Inbegriff der Femme Fatale; ein emanzipiertes Luder, dass ihre weiblichen Reize nach Belieben ausspielen konnte und jeden noch so standhaften Mann durch gezielte Manipulation ihr unterwürfig machte.

Und bis Walter überhaupt realisiert, in Phyllis was durchtriebene Machenschaften sie ihn verstrickt, hat er sich schon zu sehr im reizenden Anblick ihres Knöchelkettchens verloren. In einer Zeit, in der Hollywood jeder moralischen Verwerflichkeit den Zugang verweigerte, inszeniert Billy Wilder einen Film, der sich vor Habgier, sexuellen Andeutungen und der Skrupellosigkeit kaum retten kann. Und es war nicht nur das umgeschrieben Ende, dass ihm die Chance ermöglichte, dieses Projekt zu verwirklichen, sondern die schon zu Beginn vorweggenommene Strafe Walters: Er bekommt, jedenfalls in den Augen der damaligen Sittenwächter, was er auch verdient. Das dies gewiss nicht Wilders Intention war und es hier um weit mehr geht, als um die Sanktion eines Verbrechers, ist selbstverständlich. Vielmehr porträtiert der Meister des scharfzüngigen Wortwechsels den psychischen Zerfall eines in seiner Obsession versinkenden Mannes, der dem femininen Beelzebub glattweg in Arme läuft und damit nicht nur seinen, sondern auch ihren Untergang besiegelt. Walter ist das Instrument von Phyllis Gier nach materiellem Reichtum, vollends saugt sie diesem Mann den klaren Menschenverstand jedoch nicht aus.

Richtig angespannt werden Gegebenheiten aber erst dann, wenn Barton Keyer (Edward G. Robinson) die Bildfläche betritt und den Mord an Phyllis' Ehemann aufklären soll. Dieser Barton ist ein unkorrumpierbarer Schnüffler, idealistisch durch und durch, und verbohrt darauf, die Wahrheit zu finden. Er ist einer dieser Typen, die selbst im kargsten Ödland durch ihren Instinkt und die analytische Akribie noch auf eine feuchte Stelle stoßen. Und wenn Barton seinen Riecher ausstreckt und dadurch, ohne es zu wissen, Walter deckt, ihm aber doch immer näher auf die Schliche kommt, dann ist das Suspense vom Feinsten. Darin zeichnet sich auch die Qualität des nuancierten und mit ironischen wie mehrdeutigen Zwischentönen gestreckten Skrips aus, denn wir fiebern hier mit einem Menschen mit, wünschen uns insgeheim, dass der Plan doch irgendwie aufgehen möge, der für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden muss. Schlussendlich aber ist es nicht das Rechtssystem, welches die Charaktere richtet, sie richten sich im Angesicht der Enttäuschung und der Ausweglosigkeit eigenständig. Und damit schließt sich das kontrastreiche Schattenspiel und versackt in finsterster Nacht.

Fazit

Die Blaupause des amerikanischen Film noir. Die Revolution des amerikanischen Film noir. Auch wenn „Frau ohne Gewissen“ nicht die Geburtsstunde dieses Genres respektive dieser Stilrichtung bedeutet, hat der große Billy Wilder hier die Merkmale wie die Struktur des Film noir in bis heute beeindruckender Fasson etabliert. Zu Recht gilt „Frau ohne Gewissen“ nicht nur als eines des besten Werke seines Fachs, allgemein muss sich dieser Film als Klassiker beschreiben lassen, weil er ein entscheidendes Kriterium perfekt ausfüllt: Er ist über alle Maßen zeitlos. Hervorragend, inszeniert, exquisit geschrieben, tadellos gespielt. Gehört zur filmischen Allgemeinbildung.

Kritik: Pascal Reis

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