„Das Wahnsinnigste von allem ist, das Leben so zu sehen, wie es ist und nicht wie es sein müsste.“
Jeder kennt den Weltklassiker „Don Quijote“ mit dem exzentrischen gegen Windmühlen kämpfenden Don Quijote und seinem treuen Diener Sancho Panza. Der Mann von La Mancha erzählt ihre Geschichte aus dem Munde des Schriftstellers Miguel de Cervantes (Peter O'Toole, Lawrence von Arabien), der beweisen muss, dass Der Mann von La Mancha aus seiner Feder stammt. Arthur Hillers Film ist die Adaption des gleichnamigen Musicals, der in der Kategorie beste Filmmusik für den Oscar nominiert wurde. Die Filmmusik von Laurence Rosenthal ist in der Tat außerordentlich gut. Mit solchen ausdrucksstarken Liedern wie „The Impossible Dream“ oder „Dulcinea“ ist Der Mann von La Mancha in die Geschichte eingegangen. Doch der Film hat weitaus mehr zu bieten, als nur gute Musik, er trumpft auch mit einem Weltklasse-Schauspieler auf. Der Hauptdarsteller Peter O' Toole wurde nämlich für Der Mann von La Mancha für den Golden Globe nominiert und erhielt 1972 beim National Board of Review den Preis als bester Schauspieler.
Für die meisten Schauspieler ist Schauspielerei nur ein Beruf, für Peter O'Toole ist es eine Berufung. Man sieht selten jemanden, der mit seiner ganzen Seele schauspielert, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, als in eine Rolle zu schlüpfen und diese Rolle auch wirklich zu leben, mit jeder einzelnen Faser seines Körpers. Es ist unglaublich, wie gut die schauspielerische Darbietung von Peter O'Toole ist. Es ist beinahe schon übermenschlich. Dabei hat er nicht einmal selbst gesungen und wurde bei den Gesangsszenen synchronisiert, trotzdem hätte man schwören können, dass er selbst singt. Es ist so viel Stärke, so viel Leben und so viel Anmut in seinem Schauspiel, dass man einfach verblüfft ist, wie ein einzelner Mensch es schafft alle mit seiner kraftvollen Präsenz in seinen Bann zu ziehen. Man sieht dem Meister bei der Arbeit zu und wird davon überwältigt. Chapeau!
In seiner Vorstellung vor der Inquisition schlüpft O'Toole in seiner Rolle als Schriftsteller auch noch in die Rolle des Exzentrikers und des vermeintlichen Ritters Don Quijote. Es ist im Grunde die meisterhafte Inszenierung eines Stücks im Stück, mit all den theatralischen Attributen, die dem Theater eigen sind. Mit wenigen Requisiten, dafür aber mit viel Talent erzählt man die Geschichte von Don Quijote. Er ist eigentlich nur ein alter Mann, der sich mit seiner Einbildungskraft vorstellt, er wäre ein tapferer Ritter und die Windmühlen, gegen die er kämpft, seien in Wirklichkeit Riesen. Manchmal ist es einfacher, die Welt in einem besseren Licht zu sehen. In einem Licht, in dem man stark und unbesiegbar erscheint, wie der tapfere Ritter Don Quijote, der sich auf eine Abenteuerreise begibt und seine Angebetete Dulcinea (Sophia Loren, Arabeske) vor all dem Bösen auf dieser Welt beschützt. O'Tooles Vorstellung ist so ergreifend, besonders wenn man sieht, wie er sich mutig der Vielzahl an Gegnern in den Weg stellt, beinahe unbewaffnet, nur von dem Gedanken an seine eigene Tapferkeit beflügelt. Es ist unglaublich, wie viele Emotionen sich hinter seinen Augen verbergen und, wie viele Emotionen er augenblicklich beim Zuschauer allein durch seine Körperhaltung und Gestik auslöst.
Sophia Loren steht O'Toole in ihrer schauspielerischen Leistung in nichts nach. Sie spielt ihre Rolle anmutig und stolz, als wäre sie eine Raubkatze, die jeden Moment ihre Krallen ausfahren kann. Loren füllt die Rolle der Dulicinea, die eigentlich Aldonza heißt, mit so viel Leidenschaft und Feuer, dass man genau weiß, dass keine andere Schauspielerin es besser hätte machen können. Beide Hauptdarsteller zusammen sind einfach unschlagbar und spielen auf einem Weltklasseniveau die Geschichte eines Mannes nach, der mit einer kindlichen Begeisterung sich der unliebsamen Realität entzogen hat, um in einer viel schöneren Welt zu leben, in der er ein Held sein konnte. Wenn sich die Vorstellung so real anfühlt und einen glücklich macht, warum sollte man in seinen Gedanken nicht in eine bessere Welt flüchten?