17 Tage. Was sind das schon? Wenn man stirbt, in absehbarer Zeit, in absoluter Gewissheit darüber, dass es demnächst zu Ende geht, sind 17 Tage eine Ewigkeit, die ein ganzes Leben, einen besten Freund, die große Liebe möglich macht. Genau diese Zeitspanne ist es auch, die „Der geilste Tag“ umfasst, wenn er das große Abenteuer der beiden Todgeweihten Benno (Florian David Fitz, „Die Lügen der Sieger“) und Andi (Matthias Schweighöfer, „Der Nanny“) begleitet – eine Reise, die direkt ins Leben führen soll. Jedenfalls gefühlt. Man wird sich nun unweigerlich denken, dass sich „Der geilste Tag“ nicht unscheinbar vom mit Til Schweiger und Jan Josef Liefers hochkarätig in den Hauptrollen besetzen „Knockin' On Heavens Door“ hat inspirieren lassen, so konkret er auf den ersten Blick bereits das bewährte Konzept des kultigen Roadmovies aus den 1990er Jahren übernommen hat. Und tatsächlich: „Der geilste Tag“ fleddert mehr, als dass er eigene Gedanken entwickelt.
Florian David Fitz, der sich hier als Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion vorstellt, hat mit „Der geilste Tag“ einen Film abliefert, der hauptsächlich daran interessiert ist, auf Nummer sicher zu gehen und dem Zuschauer in manierlicher Aufmachung das zu liefern, was ihm bereits unzählige Male aufgetischt wurde: Da hätten wir zwei Fremde, die in ihrem baldigen Ableben eine Gemeinsamkeit gefunden haben und deswegen aus ihrem Alltagstrott (in „Der geilste Tag“ handelt es sich dabei um ein Hospiz) ausbrechen wollen, um nachzuholen, was ihnen bis hierher versagt geblieben ist. Das gemahnt selbstredend nicht nur an „Knockin' on Heavens Door“, sondern auch an den durchaus beliebten „Das Beste kommt zum Schluss“, bei dem es Jack Nicholson und Morgan Freeman noch einmal krachen lassen wollen, bevor der Sensenmann mit knöcherner Hand an ihre Pforte klopft. Ausschlaggebend für das Gelingen dieser Filme ist indes nicht, wie plausibel sie sind, sondern wie sie ihren Humor einsetzen.
Denn, auch wenn man die beschriebene Situation selber nicht nachempfinden kann, erscheint es durchaus nachvollziehbar, den Schlussakkord der irdischen Existenz nicht bettlägrig anzustimmen, sondern ohne Rücksicht auf Verluste im euphorischen Rausch. Es ist jedoch ein recht diffizile Angelegenheit, das Sterben mit dem rechten Witz anzugehen, ohne seine Charaktere und ihre Bedürfnisse dabei bloßzustellen oder den Prozess des Entschlafens zu trivialisieren. „Der geilste Tag“ vermeidet es gekonnt, aus seinen Hauptakteuren clowneske Knallchargen zu machen, dafür ist Florian David Fitz letztlich auch zu begabt in Sachen Schauspielführung und die Harmonie zwischen ihm und seinem Kompagnon Matthias Schweighöfer stimmt einfach. Was ihm allerdings nicht glückt, ist, die letalen Leiden und die damit verknüpfte Flucht ins Unbestimmte auch mal in ungekünstelter Aufrichtigkeit zu fassen. Jedes Gefühl von Freiheit, jeder Moment zwischenmenschlicher Einkehr scheint zwanghaft von einem müden Ulk-Nachklapp heimgesucht.
Ohnehin präsentiert sich „Der geilste Tag“ zu kalkuliert darin, was er tut und bemüht sich, der sich einzig über Allgemeinplätze hinweg erstreckenden (Film-)Route die Treue zu schwören: Jeder Anflug von (behaupteter) Emotionalität wird dementsprechend auch mit sanften Piano-Klängen auf dem Off quittiert. Nichtsdestotrotz möchte man „Der geilste Tag“ nicht wirklich mit Groll begegnen, eben weil er in seiner Berechenbarkeit letztlich nicht ernsthaft verärgert oder gar ins Zynische ausufert, sondern einfach nur das schabloniert, was andere Filme vor ihm bereits aufgefahren haben. Es bleibt risikoscheue Wohlfühlzerstreuung, die ausschließlich dafür produziert wurde, um liebgehabt zu werden. Sieht man sich die Box-Office-Zahlen an, könnte man meinen, dass sich diese Gefallsucht bestätigt hat, aber die Qualität eines Films wird bekanntlich nicht an der Kasse, sondern auf der Leinwand ausgefochten. Und da hat Florian David Fitz (genau wie Matthias Schweighöfer) noch einiges zu lernen.