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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der ehemalige IRA-Aktivist Danny Flynn kehrt nach 14 Jahren Gefängnis nach Belfast zurück. Hier findet er den alten Konflikt zwischen der Republik und Nordirland, aber auch seine alte Liebe Maggie wieder, deren Leben auch vom Gefängnis bestimmt war. Nachdem Danny den Kontakt mit ihr abgebrochen hatte, heiratete sie seinen besten Freund, der jedoch auch im Gefängnis sitzt und Treue von ihr erwartet – keine leichte Rolle. Danny hat es nicht leicht in der Welt, einzig im Boxring weiß er, was er kann und will sich beweisen. Ein Kampf für sein Leben und die Liebe seines Lebens.

Kritik

"Ich kann Dich in meinem Kopf aufgeben, aber mein Körper schreit nach Dir."

14 Jahre lang hat Danny (Daniel Day-Lewis, There Will Be Blood) im Gefängnis gesessen. 14 Jahre Freiheitsentzug, weil er für die Taten eines anderen Mannes gerade stand. In dieser Zeit ist die Stille zu seinem besten Freund geworden und hat ihn erkennen lassen, dass in diesem fast existentiellen Schweigen nordirischer Gefängnismauern die Stimme selbst nicht mehr willkommen ist. Jim Sheridan (Im Namen des Vaters) benutzt seinen wortkargen Hauptdarsteller, der fast die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbringen musste, um die Kraft eines stummen Protests zu veranschaulichen: Der Nordirlandkonflikt hat nicht nur Belfast, sondern das ganze Land fest im Griff. Konfessionelle, soziale, wirtschaftliche, kulturelle, religiöse Gräben scheinen nach wie vor unüberwindbar, als hätten sich die Uhren die letzten 28 Jahre keinen Millimeter weitergedreht.

Warum also weitere Bomben legen? Warum noch mehr Unschuldige ins Verderben reißen? Warum ein bis ins Mark zerrüttetes Land noch weiter zerschlagen? Der Boxer ist das pazifistische Plädoyer gegen einen schon immer sinnlosen Krieg. So sinnlos, dass ihre Beteiligten nicht einmal mehr bemerken, dass sich ihre terroristischen Bemühungen immerzu gegen sie selbst richten. Danny kommt also zurück in diesen explosiven Schmelztiegel, den er einmal Heimat nannte. Die Fronten sind weiterhin verhärtet, Menschen hungern sich im Namen der IRA nach wie vor zu Tode, die Unruhen zwischen Protestanten und Katholiken fordern immer noch jeden Tag neue Blutbäder. Und Danny? Der rauft sich mit seinem alten Trainer Ike (Ken Stott, Kleine Morden unter Freunden) zusammen und bringt den alten Boxring wieder auf Vordermann. Ein stummer Protest auf sportlicher Ebene entsteht.

Es funktioniert, soweit es unter diesen Umständen überhaupt funktionieren kann, ein halbwegs annehmbares Alltagsgefühl zu erschaffen. Bis Danny seine alte Liebe Magie (Emily Watson, Breaking the Waves) wiedertrifft, die er mit zarten 16 Jahren zurückgelassen hat. Sie war es, die Dannys graue Tristesse des Bürgerkrieges ein Stück weit aufzuhellen wusste. Nun ist sie verheiratet, mit seinem ehemals besten Freund, der inzwischen ebenfalls im Knast sitzt. Und Frauen, deren Männer für die Organisation in den Bau gewandert sind, genießen hier einen heiligen Stand. Vor allem Magie, deren Vater Joe (Brian Cox, Blutmond - Roter Drache) eine Führungsposition innerhalb der IRA mit sich bringt. Ein Erwachen alter Leidenschaften steht also auch unweigerlich in Verbindung mit einer von rigoroser Gewalt dominierten Vergangenheit, die Danny ganze 14 Jahre Lebenszeit geraubt hat.

Daraus entspinnt sich unter der konzentrierten Ägide seitens Jim Sheridan eine sanftmütige, leise Liebesgeschichte, die den historischen Kontext in offenkundig exaktem Sozial- und Lokalkolorit widerspiegelt, ein Jahr, bevor die Konflikte in der Realität ihr offizielles Ende finden sollten. Die sich bisweilen ins Dokumentarische entfaltende Erzählung rundum Identität, Gewissen und Verbundenheit verhandelt über eine Lauflänge von gut 110 Minuten die fehlgeleitete Auffassung blinder Prinzipientreue und macht sich nicht nur als aufmerksame Beschreibung einer von Leid und Elend geplagten Nation verdient. Der selbstredend formidabel gespielte Der Boxer beweist gerade als umsichtige, sensible, zutiefst authentische Charakter-Studie zweier Menschen, die füreinander geschaffen sind und sich dennoch nicht öffentlich zueinander bekannten dürfen, eine aufrichtige Empfindsamkeit für die gebeutelten Gefühlswelten seiner Akteure und reißt dabei nicht nur vor dem Hintergrund seiner geschichtlichen Beschaffenheit ungemein mit.

Fazit

Mit "Der Boxer" liefert Jim Sheridan in seiner dritten Zusammenarbeit mit Daniel Day-Lewis das eindrückliche Bild eines vom Krieg geplagten Landes. Der Film überzeugt dabei sowohl als authentische Beschreibung der Gegenwart des Nordirlandkonflikts sowie als zurückgenommene, stark gespielte Liebesgeschichte, in der zwei Menschen ihr Recht auf Zuneigung allen Widrigkeiten zum Trotz einfordern.

Kritik: Pascal Reis

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