Carly Pope erhält eines Tages eine Nachricht von ihrem Freund aus Kindheitstagen: Martin erzählt ihr, dass er kürzlich an einem Experiment teilgenommen hat, bei dem die Medizinfirma Therapol an Komapatienten Experimente durchführt, darunter befand sich auch Carlys Mutter Angela, zu der sie vor Jahren den Kontakt abgebrochen hatte. Carly wusste nicht, dass ihre Mutter im Koma liegt. Nun wird sie von Therapol dazu aufgefordert sich mit Hilfe moderner Technik in den Verstand ihrer Mutter zu versetzen, um herauszufinden, wie es ihrer Mutter geht.
Wer Neill Blomkamps Filme wie District 9, Elysium und Chappie kennt, erwartet natürlich nichts Geringeres als ein Meisterwerk, vor allem weil alle diese Filme nicht nur mit unglaublich guten Special Effects, sondern auch mit einer tiefgründigen gefühlvollen Ebene, ausgestattet waren. Man sollte jedoch alle Erwartungen über Board werfen und Demonic losgelöst von Neill Blomkamps früheren Werken betrachten, weil dieser Film nun mal etwas völlig anderes ist. Neill Blomkamp musste während der Pandemie seine anderen größeren Projekte auf Eis legen. Er konnte trotzdem nicht untätig bleiben und erfüllte sich mit Demonic den Traum von seinem eigenen kleinen Horrorfilm, den er schon immer mal drehen wollte. Inspiriert von Filmen wie Blair Witch Project und Paranormal Activity wollte er einen interessanten Film erschaffen, der sich sowohl die Elemente dämonischer Besessenheit, als auch der virtuellen Realität einverleibt.
Um die virtuelle Welt zu erschaffen bediente man sich einer ungewöhnlicher Technik, die Volumentic Capture genannt wird. Dabei werden die Schauspieler als dreidimensionale Abbilder erfasst und können von allen Seiten betrachtet werden. Man kann sich die gedrehten Szenen in virtueller Realität mit einem Headset ansehen oder man könnte sich mit Hilfe einer Maus und einer Tastatur wie in Call of Duty durch die Szene bewegen. In der Tat lassen die Szenen in denen Carly in die virtuelle Realität einsteigt die Gamer-Herzen höher schlagen. Fast glaubt man, man könnte in alter Sims-Manier das Leben der Figuren selbst mitgestalten oder noch besser, wie in Call of Duty durch die Gegend schießen. Wer eine gewisse Virtual-Reality Affinität mitbringt, wird den Zauber, der Demonic zu bieten hat, zu schätzen wissen. Die Technik, die er für seinen Film verwendet ist innovativ und könnte die Welt der Filmemacher in Zukunft völlig auf den Kopf stellen.
Gerade im Zusammenhang mit der verwendeten Technik erkennt man, wie groß die schauspielerische Leistung von Carly Pope (Thrill to Kill) und ihrer Mutter(Nathalie Boltt, Riverdale) ist, weil sie viele Szenen nur in einem Raum voller auf sie gerichteter Kameras, komplett ohne Requisiten und der richtigen Location, gedreht haben. Für Neill Blomkamp stand von vorneherein fest, dass nur Carly Pope diesen Film tragen könnte, deswegen hieß die Hauptfigur in seinem Drehbuch auch von Anfang an Carly und der Name wurde schließlich beibehalten. Carly Pope ist unglaublich stark in den emotionalen Szenen. Sie verkörpert ihre Rolle wirklich gut. Sie ist auf der Suche nach der Wahrheit, hin und her gerissen zwischen Hassgefühlen und Empathie für ihre Mutter und genau diesen inneren Konflikt bringt sie glaubhaft auf die Leinwand. Demonic sorgt für einige Gänsehautmomente und völlig irre dreinschauende Figuren, wie Carlys Mutter, außerdem wird in einer der Szenen ein Schlangenmensch als Double für eine der Figuren eingesetzt. Die Verrenkungen zu denen er fähig ist, sind unfassbar gruselig. Vor allem, wenn man weiß, dass ein echter Mensch dahintersteckt und keine CGI-Technik dafür eingesetzt wurde.
Man darf die mystische Ebene nicht außer Acht lassen, die Demonic zu bieten hat. Besessenheit ist in vielen Filmen ein beliebtes Motiv, doch zusammen mit der virtuellen Welt erschafft Neill Blomkamp etwas eigenständiges und kreiert eine ungewöhnliche Geschichte, weil er verschiedene Sphären miteinander vereint: die düstere Welt der Mythologie und die virtuelle Welt einer parallelen Realität. Nur schade, dass man bei der Auflösung des Ganzen einen einfachen Weg gegangen ist. Man erwartet ein kraftvolles ungewöhnliches Finale, bekommt aber ein schlichtes Ende, das sicherlich auch funktioniert, das jedoch einen letzten großen Knall vermissen lässt und hinter den Erwartungen zurückbleibt. Trotzdem ist Demonic mystisch, kraftvoll, gruselig und gut inszeniert.
Fazit
„Demonic“ ist ein innovativer Film, der mit Volumentic Capture arbeitet und für viele Filme in Zukunft wegweisend sein könnte. Er vereint Elemente der virtuellen Realität mit Elementen der Mystik und dem Okkultismus. „Demonic“ ist alles andere als Mainstream und ist ein Geheimtipp für alle, die von zukünftigen Filmen träumen, die wie ein Computerspiel aufgebaut sind, bei denen man das Gefühl hat selbst ein Teil des Films zu sein und die Figuren steuern zu können. Für diesen Film muss man ein Verständnis für parallele Welten, Computerspielaffinität und den Glauben an mystische Kräfte mitbringen, sonst wird man den Zauber, der „Demonic“ innewohnt einfach nicht verstehen. Sicherlich hätte man sich von der Auflösung der Geschichte mehr erhofft und dennoch hat dieser Film etwas, was einen fesselt, wenn man sich richtig darauf einlässt.
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